WM 1982: Die besten Sprüche zur „Nacht von Sevilla“
von Carsten GermannDeutschland gegenFrankreich am 8. Juli 1982 im WM-Halbfinale von Sevilla – Ein epischesWeltmeisterschafts-Drama, das zum 40. Jahrestag im Deutschen Fußball-Museum inDortmund noch einmal auflebte. Toni Schumacher und sein kapitales Foul gegenPatrik Battiston, eine deutsche Skandal-WM ohne Beispiel – Fussballdaten.de hateine Auswahl der besten Sprüche.
Es begann mit der damals obligatenNationalmannschafts-Langspielplatte OléEspana, eingesungen mit Michael Schanze, über die sich die Nationalspielerteilweise selbst lustig machten. „Jungs, das ist so eine heiße Scheibe geworden - so heiß, am besten lasst Ihr die Finger davon!“, unkte Nationalmannschafts-RückkehrerPaul Breitner.
Das Vorbereitungs-Trainingslager am Schluchsee, als„Schlucksee“ in die Boulevard-Folklore eingegangen, wurde in seinem ganzenAusmaß 1987 von DFB-Torhüter Harald „Toni“ Schumacher (68) in seinem Buch Anpfiff – Enthüllungen über den deutschenFußball (Verlag: Droemer Knaur) geschildert. Das Buch, das die Münchner Tageszeitung (tz) als „katholischenVorläufer der Satanischen Verse“ bezeichnete – wir hätten es auch eine Nummerkleiner genommen – beendete Schumachers DFB-Karriere nach 76 Länderspielen.
„Schlimmer alsQuartalssäufer“
„Es war wie bei einem Kegel-Ausflug, die Bar war die ganze Nacht geöffnet und es gab sogar eine Modenschau“, so beantwortete Toni Schumacher Ende Juni in BILD die Frage, wie es zuderartigen Verhältnissen in einem Trainingslager der Nationalmannschaft kommenkonnte.
In Anpfiff wurdeer deutlicher: „Andere bumsten bis zum Morgengrauen und kamen wie nasse Lappen zum Training gekrochen. Wieder andere gossen reichlich Whiskyin sich rein, schlimmer als Quartalssäufer.“ Über den im DFB-Team nieunumstrittenen Paul Breitner wusste er: „Er soff wie ein Kosake!“
„Ich bezahl ihm dieJacketkronen“
Für Deutschland galt aber auch auf dem Platz: Skandale pflasterten ihren Weg! 1:2gegen Algerien zum Start, eine Blamage! „Ein böser Sturz“, titelte die BUNTEmit einer Menge an Nachsicht… Es sollte bis 2018 (0:1 gegen Mexiko) dauern, ehe„Die Mannschaft“ wieder das erste Spiel bei einer WM verlieren würde. Dasletzte Vorrundenspiel gegen Österreich (1:0) mit dem Ballgeschiebe, das beidenTeams zum Weiterkommen reichte, ging als „Die Schande von Gijon“ in dieWM-Geschichte ein. „Ich bin gelaufen wie ein Depp und schäme mich nicht“, wies Österreich-Idol HerbertProhaska zum 40. Jahrestag in einer Kolumne in der Wiener Kronen-Zeitung die immer währenden Spekulationen über Absprachenzurück.
Im Spiel gegen Frankreich, das Deutschland nach 1:3 in derVerlängerung noch drehte, leistete sich Toni Schumacher gegen FrankreichsEinwechselspieler Patrick Battiston ein epochales Foul. Er rammte den auf ihnzustürmenden Gegenspieler förmlich um. Battiston blieb bewusstlos liegen, wurdemit angebrochenem Halswirbel und Gehirnerschütterung vom Platz getragen.Schumacher sah dafür keine Gelbe Karte, da Schiedsrichter Charles Corver ausden Niederlanden kein Foul gesehen hatte.
Auf französischer Seite ist die Enttäuschung bis heute tief. ,,Diesen 8. Juli 1982 wird man leider nie mehr ändern können", sagte Ex-Nationalspieler Marius Trésor zum 40. Jahrestag dem Kicker. Trésor beendete anschließend seine Nationalmannschaftskarriere...
Die Kritik an Schumacher war heftig. Auch, weil Toni auf denHinweis eines Journalisten, wonach Battiston bei dem Foul Zähne verloren habe,nur meinte: „Wenn es nur die Jacketkronen sind, die bezahle ich ihm gerne.“
So viel rheinische Lockerheit kam bei den französischenMedien nicht gut an. „Toni Schumacher. Beruf: Unmensch“, titelte FrankreichsFußball-Bibel L‘ Equipe.
Das hättenwir ebenfalls eine Nummer kleiner genommen…