U21 Europameisterschaft

Sieg ist Pflicht: U21 will Rassismus-Eklat trotzen

25.06.2023

Tschechien U21
2:1
Deutschland U21
Viel Schlaf bekommt Antonio Di Salvo derzeit nicht. Der deutsche U21-Nationaltrainer ist nach den aufwühlenden Rassismus-Vorfällen und dem sportlich enttäuschenden EM-Start seiner Mannschaft doppelt gefordert: als Krisenmanager und als Fußball-Trainer.

Mit einem klaren Statement gegen Diskriminierung und Hass versuchte der Deutsche Fußball-Bund, den Schock nach der Hetze im Netz gegen die Stürmer Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam zu überwinden - zu viel steht im zweiten EM-Spiel gegen Tschechien am Sonntag (18.00 Uhr/Sat.1) auf dem Spiel. «Wir wollen den Fokus auf das Sportliche legen. Ich bin mir sicher, dass wir das hinbekommen», sagte Di Salvo.

Ein Sieg gegen Tschechien ist doppelt wichtig
Bleibt der Titelverteidiger nach dem 1:1 gegen Israel im zweiten Gruppenspiel erneut ohne Sieg, wäre das Vorrunden-Aus bei der EM zwar noch nicht besiegelt. Die Aussichten vor dem Gruppenfinale gegen EM-Mitfavorit England wären dann aber äußerst bescheiden. Die zwei besten Teams der Gruppe ziehen ins Viertelfinale ein, England ist mit einem 2:0 gegen Tschechien gestartet. Hinzu kommt: Für die Olympia-Qualifikation könnte auch das Abschneiden in der Gruppenphase relevant werden - hier ist die deutsche Ausgangsposition nun schon nicht mehr optimal. «Wir müssen zusehen, dass wir das Spiel gewinnen», sagte Di Salvo.

Trainer Di Salvo sieht noch «viel Arbeit»
Beim 1:1 gegen Israel machte Deutschland kein schlechtes Spiel, aber auch kein besonders gutes, wie Di Salvo zugab. Nicht nur wegen der zwei verschossenen Elfmeter von Moukoko und Ngankam war die Chancenverwertung ein großes Thema. «Wir haben noch viel Arbeit vor uns», sagte Di Salvo nach dem Auftakt-Remis. Weitere Punkte auf der Mängelliste des 44-Jährigen: Präzision und Tempo im Spiel nach vorn sowie Flanken und deren Verwertung im Strafraum. «Der Plan gegen Tschechien ist, weiterhin dominant aufzutreten, uns Chancen rauszuspielen und diese dann auch zu nutzen», sagte der Freiburger Yannik Keitel.

Der Rassismus-Eklat begleitet das Team weiter

Auch wenn der DFB das Thema vor dem Spiel gegen Tschechien für beendet erklärte: Die rassistischen Beleidigungen gegen Moukoko und Ngankam nach deren Elfmeter-Fehlschüssen dürften das Team weiter begleiten und beschäftigen. «Das ist ein Paket, das musst du als Mensch erst mal verarbeiten. Vor allem als Mensch, der in seiner Entwicklung noch lange nicht fertig ist», sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Hinzu kommt: Bis lange in den Freitag hinein waren Di Salvo und sein Team mit der Aufarbeitung und der angemessenen Reaktion beschäftigt, an sportliche Vorbereitung war nicht zu denken.

Kein Zeichen auf dem Platz geplant

Auf ein Zeichen auf dem Platz - wie es etwa die Nationalmannschaft bei der WM in Katar mit der Mund-zu-Geste nach der Diskussion um die One-Love-Armbinde zeigte - will die U21 verzichten. «Die Mannschaft möchte sich auf das Sportliche konzentrieren», sagte Di Salvo. Innerhalb des Teams und auch nach außen gab es mit vielen klaren Statements aber Unterstützung für Moukoko und Ngankam. «Diese Mannschaft lässt sich nicht von rassistischen Kommentaren kleinkriegen», schrieb Kapitän Yann Aurel Bisseck auf Instagram.

Multi-Kulti ist in der U21 längst Normalität

«Wir sind global, bunt, und es spielt keine Rolle, ob man schwarz, weiß oder gelb ist», sagte Trainer Di Salvo, dessen Eltern aus Italien stammen. Fast die Hälfte der Spieler in seinem aktuellen U21-Kader hat ausländische Wurzeln. Der DFB schrieb in seinem Statement an die Urheber der rassistischen Beleidigungen gerichtet: «Ihr werdet nie gewinnen. Denn wir sind mehr. Wir sind offen, vielfältig, bunt und verdammt stolz darauf.»

Die möglichen Aufstellungen

Tschechien: 1 Jaros - 4 Gabriel, 2 Vitik, 3 Hranac, 12 Cedidla - 22 Kaloc, 8 Cerv - 11 Sulc, 20 Zamburek, 7 Kusej - 9 Sejk

Deutschland: 1 Atubolu – 2 Vagnoman, 5 Bisseck, 14 Matriciani, 22 Netz – 6 Krauß, 8 Keitel, 10 Stiller – 9 Schade, 11 Moukoko, 17 Weißhaupt

Schiedsrichter: Espen Eskås (Norwegen)(dpa)