Nationalmannschaften

Die schlechtesten Europameister

Ob die EURO 2024 ein deutsches „Sommermärchen“ wie einst bei der Heim-WM 2006 wird, entscheidet sich im Viertelfinale gegen Spanien am Freitag. Fest steht aber: Die EM wird definitiv kein „estate italiana“, also kein italienischer Sommer. Mit Italien (0:2 gegen die Schweiz) verabschiedete sich der Europameister wieder einmal frühzeitig aus dem Turnier.

Erinnern Sie sich noch an den 11. Juli 2021? „It’s coming to Rome“ statt „It’s coming home“ – Italien düpierte England im Heim-Finale in Wembley. Und das natürlich im Elfmeterschießen…

53 Jahre lang hatte die „Squadra Azzurra“ auf diesen EM-Titelgewinn warten müssen. Nun versuchte sie, in Deutschland mit ihren noblen Armani-Team-Sakkos eine ähnliche Team-Atmosphäre zu erzeugen wie 2021.

Das misslang. Auch, weil man den Geist eines erfolgreichen Fußball-Turniers nicht einfach über vier oder in diesem Fall nur über drei Jahre einfach transferieren kann.

Siehe aus deutscher Sicht bei „Das Wunder von Bern“ 1954 (WM), bei der EURO 1996 in England oder beim „Samba-Märchen“ 2014, der Weltmeisterschaft in Brasilien.

Italien hatte 2022 einen neuerlichen Tiefschlag hinnehmen müssen, als man sich nicht für die WM in Katar qualifizieren konnte.

„Zwei Jahre wurden verschwendet!“

Arrigo Sacchi (78), Vize-Weltmeister-Trainer mit Italien 1994, fällte ein vernichtendes Urteil: „Wir sind am absoluten Nullpunkt.“

Und Italiens Fußball-Bibel Gazzetta dello Sport schrieb: „Seit der verpassten WM in Katar sind 2 Jahre vergangen, genauer gesagt 27 Monate, zwei Jahre wurden verschwendet, um nichts zu bauen.“

Ein tieferer Tiefpunkt für Europameister Italien – aber wann verabschiedeten sich die Titelverteidiger in den Jahren zuvor?

Wann flog Europameister Deutschland in der Vorrunde raus?

Seit dem Jahr 1980 (erstmals mit Gruppenrunde) ging es für Deutschland (bei der folgenden EURO 1984), Italien 2024, aber auch für die Sensations-Europameister von 2004 und 1992 aus Griechenland und Dänemark danach jeweils in der Vorrunde raus.

Nach dem EM-„Aus“ brachte der verdienstvolle BILD-Redaktionsleiter Alfred Draxler 1984 dann mit den Worten „Franz, du musst das jetzt machen!“ die Idee mit Franz Anton Beckenbauer als DFB-Teamchef ins Rollen.

Dass Deutschland 1996 Europameister war, konnte man bei der EURO 2000 in Belgien und den Niederlanden nicht mehr wirklich erkennen. 1:1 gegen Rumänien, 0:1 gegen England, 0:3 gegen Portugals B-Elf – und „Aus“ nach der Gruppenphase mit der bis heute vielleicht schlechtesten Mannschaftsleistung aller Zeiten.

Frankreich holte 1984 im eigenen Land seinen ersten großen Titel – qualifizierte sich dann aber nicht für die EURO 1988 in der BR Deutschland.