DFB-Team

Chelsea-Abend in Sinsheim: Havertz macht Werner Konkurrenz

26.03.2022

Deutschland
2:0
Israel
Die neue Standardstärke der Nationalelf nach der Einstellung des dänischen Spezialtrainers Mads Buttgereit bescherte Deutschlands Elite-Kickern mit dem 1:0 nach einem Eckball und dem 2:0 nach einem Freistoß den erfolgreichen Start des WM-Countdowns.

Kai Havertz hielt ideal den Kopf hin, Timo Werner seinen rechten Fuß: Es war beim Katar-Probelauf gegen Israel ein Chelsea-Abend in Sinsheim - mit zwei sehr unterschiedlichen Protagonisten aus demselben Verein.

«Nach vier Monaten war es für das erste Spiel im neuen Jahr ein guter Auftritt», resümierte Werner. Für den 25-Jährigen war er besonders gut und besonders wichtig. Eine Art Aufputschmittel. Während der 22-jährige Havertz sein Selbstbewusstsein aus starken Wochen beim FC Chelsea einfach ins Nationaltrikot übertrug und dabei den Eindruck noch verstärkte, dass er bereit ist für eine große Rolle auf der WM-Bühne, genoss es Werner, nach schwierigen Monaten in London mal wieder als Torschütze von den Zuschauern bejubelt zu werden.
«Bei Chelsea läuft's nicht so, wie ich mir das wünsche», sagte Werner nach dem Spiel im ZDF: «Umso schöner ist es, dass ich hier das Vertrauen habe.» Hansi Flick macht ihm einerseits Dampf, aber er unterstützt ihn auch. Der Bundestrainer lässt Werner spielen - der dankt es mit Toren. Sechs sind es inzwischen, Spitzenwert aller Nationalspieler in den acht Länderspielen unter Flick. «Wir sind dazu da, dass wir ihm die Spielzeit geben. Wichtig für einen Stürmer ist, dass er Tore schießt», sagte Flick.

«Gerade als Stürmer brauchst du das Vertrauen. Das hat er von Hansi», sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff bei Bild TV. Bierhoff weiß das aus eigenen Stürmerzeiten. Werner sei ein Stürmertyp mit der Qualität, «in höchster Schnelligkeit» dem Team helfen zu können. «Die Trainer geben ihm hier immer wieder das Umfeld, dass er der starke Spieler bleibt», sagte Bierhoff: «Er ist in der Spitze hilfreich.»
Flick braucht Werner. Die Mittelstürmer-Position ist eine Baustelle. «Timo hat in den letzten Wochen und Monaten wenig gespielt. Er war krank. Er hat einiges aufholen müssen», sagte Flick: «Man merkt, dass er vom Rhythmus her nicht ganz so im Spiel war.» Werner hatte einige gute Szenen, aber auch für ihn typisch unglückliche. Er hätte auch häufiger treffen können - allerdings Teamkollege Havertz ebenso.

Flick gefällt Werners Engagement. «Er ist immer einer, der versucht, tiefe Laufwege zu machen.» Er sieht darum einen Sinn darin, Werner zu protegieren: «Es hat schon häufiger funktioniert, dass er Tore und gute Spiele bei der Nationalmannschaft macht und das Selbstvertrauen mitgenommen hat zu Chelsea.» Werner wird womöglich im Sommer handeln müssen, trotz seines Langzeitvertrags bis 2025 beim FC Chelsea. In Sinsheim sagte er jedenfalls einen bemerkenswerten Satz: «Vielleicht passt das Spiel hier mehr zu mir. Ich fühle mich sehr wohl hier.»

Havertz ist dagegen beim Champions-League-Sieger glücklich. Er ist bei Chelsea und im DFB-Team inzwischen eine prägende Figur. «Kai hat wirklich ein gutes Spiel gemacht. Gerade in der ersten Halbzeit war er immer wieder in guten Situationen», lobte der Bundestrainer.

Havertz äußerte sich dazu wohltuend reif zum Ukraine-Krieg und den Auswirkungen auf den FC Chelsea durch die Wirren um den russischen Investor Roman Abramowitsch. «Für uns Spieler hat sich nicht sehr viel verändert», sagte der 22-Jährige: «Es gibt Menschen, denen es gerade auf der Welt viel, viel schlimmer geht als uns Spielern.»

Havertz könnte mit seiner Vielseitigkeit in der Offensive sogar zur Gefahr für Kumpel Werner werden. Als verkappter Neuner könnte er ganz nach vorne rücken, wenn Flick dahinter eine Bayern-Reihe mit Thomas Müller, Leroy Sané, Serge Gnabry oder Talent Jamal Musiala formieren möchte. Die Rolle nimmt Havertz bei Chelsea längst häufiger ein. Auch Flick ist das nicht entgangen. Er könnte das sogar schon am Dienstag (20.45 Uhr/ARD) gegen Holland mal ausprobieren: «Kai kann vorne viele Positionen ausfüllen. Man kann ihn durchaus als Neuner sehen.»

(dpa)