Champions League

Athen 1983: „Den Rest mach ich“ – Sprüche und Zahlen zum HSV-Triumph

Wenn es sich anbietet, zeigt Fussballdaten.de im Flashback Friday historische Fakten und unvergessene Fußballsprüche. Der 25. Mai ist für mehrere Klubs ein geschichtsträchtiges Datum. Bayern München gewann vor 10 Jahren gegen den BVB und Robert Lewandowski das deutsche Finale der Champions League in Wembley. Der FC Liverpool schuf mit „One Night in May“ am 25. Mai 2005 gegen Milan (3:2 n. E. / 3:3 n. V.) sein eigenes Heldenepos. Aber auch der HSV war an diesem denkwürdigen Tag im Jahr 1983 ganz oben.

Der „Lewandowski der Achtziger“ heißt Zbigniew Boniek (67). Er spielte 1983 für Juventus Turin. Der Pole traf mit der Juventus-Delegation um Klub-Tycoon Gianni Agnelli (damals 62) zwei Tage vor dem Finale in Athen ein. Ein bisschen grooven am Hotel-Pool, das war die Devise vom FIAT-Boss.

Währenddessen beobachteten die Juve-Stars, wie 50.000 Fans in 163 Charter-Maschinen in Athen einflogen. „Die Italiener“, hatte Boniek gleich ein ungutes Gefühl, „sind ein bisschen zu optimistisch. Der HSV hat eine gute Mannschaft.“

Das erfolgsverwöhnte Juventus Turin galt im Europapokal-Finale der Landesmeister 1983 gegen den Hamburger SV in der griechischen Hauptstadt als haushoher Favorit.

  • Paolo Rossi († 2020) und Monsieur Le Platini waren mit 6 bzw. 5 Treffern die erfolgreichsten Schützen dieser Europapokal-Saison.

6 Weltmeister

  • Mit Torhüter und Kapitän Dino Zoff, Gaetano „Gai“ Scirea († 1989), Claudio Gentile, Antonio Cabrini, Marco Tardelli und Rossi spielten 6 der italienischen Weltmeister von 1982 für Juventus.
  • Dazu kamen „La Penna bianca“, die weiße Feder Roberto Bettega, Michel Platini und Boniek, letztere waren die begehrtesten Legionäre ihrer Zeit.
  • Juve-Trainer war ein gewisser Giovanni Trapattoni.
  • Hamburg durchbrach mit seinem Erfolg die Phalanx der englischen Sieger – zwischen 1978 und 1982 hatten mit dem FC Liverpool (3 Titel), Nottingham Forest (2) und Aston Villa ausschließlich englische Klubs triumphiert.
  • Bis zum nächsten deutschen Erfolg in diesem Wettbewerb dauerte es 14 Jahre – Borussia Dortmund schlug im Champions-League-Finale 1997 in München… Juventus Turin (3:1).

„Ernst Happel hat nicht geredet“

Der HSV war klarer Außenseiter, er hatte aber mit dem grantigen Wiener Ernst Happel († 1992 / „I hab ka Rauchverbot erteilt, ich hab nur g’sagt, I will keinen rauchen sehen“) das Trainer-Mastermind. Dass sein Assistent, HSV-Kultmasseur Hermann Rieger, anhand der griechischen Zeitungen im Hotel erkannt haben wollte, dass Hamburg chancenlos war, bezweifelte Happel: „Hermann, koanst du dös lesen, was do steht?“

„Das kann man heute kaum noch jemandem vermitteln“, erklärt HSV-Siegtorschütze Felix Magath (69) in einer NDR-Doku zum Triumph von Athen, „Ernst Happel hat nicht geredet.“ 

Der wortkarge Happel setzte auf Wolfgang Rolff als Bewacher von Michel Platini. Und HSV-Torhüter Uli Stein gab stattdessen die Ansagen: „Eins müsst Ihr schießen, den Rest mache ich!“ 

So kam es. Felix Magath traf nach 9 Minuten gegen ,,Dino Nazionale". Im ZDF-Fernsehstudio in Mainz jubelte der gesperrte Jimmy Hartwig neben Moderatoren-Legende Harry Valérien.

Anders als 1980 gegen Nottingham Forest (0:1) wurden die Hamburger zu den großen Siegern dieser magischen Nacht von Athen. Der Spruch „Wir sind die beste Thekenmannschaft Deutschlands“ von HSV-Außenverteidiger Manfred „Manni“ Kaltz (70) nach dem verlorenen Finale von Madrid wanderte ins Archiv. 

Athen 1983, ein Europapokalfinale, das in Hamburg und auch beim Verlierer aus Turin bis heute nachhallt.

„Dieses Spiel“, sagte Boniek dem Kicker-Sportmagazin am 22. Mai 2023, „werde ich niemals vergessen. Leider.“