"Beschämend": Fans kritisieren DFB-Votum zu Saudi-Arabien
von Jean-Pascal Ostermeier | sidTeile der deutschen Fans haben die Zustimmung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zur Bewerbung Saudi-Arabiens für die WM 2034 scharf kritisiert. Der Weltverband FIFA verkomme unter Präsident Gianni Infantino "mehr und mehr zu einer autokratischen One-Man-Show, und der DFB duckt sich weg und klatscht artig Beifall", teilte das Bündnis "Unsere Kurve" auf SID-Anfrage mit. Dies sei "beschämend".
Beim virtuellen FIFA-Kongress am Mittwoch werden die Weltmeisterschaften 2030 und 2034 im Doppelpack - dem Vernehmen nach per Akklamation - vergeben, für beide Turniere gibt es nur eine Bewerbung. Der DFB will zustimmen, dies habe das Präsidium "einstimmig" entschieden, teilte DFB-Chef Bernd Neuendorf am Freitag mit. Eine Ablehnung der Bewerbung aus dem wegen der Menschenrechtslage viel kritisierten Königreich Saudi-Arabien sei "reine Symbolpolitik".
"Unsere Kurve" sieht das Problem "nicht allein" im Abstimmungsverhalten des DFB in der kommenden Woche. Es liege auch darin, "dass Bernd Neuendorf als Mitglied des FIFA-Councils jede Entscheidung mitgetragen hat. Etwa, als es darum ging, doch wieder eine Doppelvergabe zu ermöglichen", sagte Sprecher Dario Minden.
Auf das Abstimmungsverfahren hatte sich das Council um Neuendorf, der in dem Gremium jährlich 250.000 US-Dollar erhält, im Oktober einstimmig verständigt. Kritiker sehen die Doppelvergabe als Abkehr von den Reformen, die infolge des FIFA-Skandals 2015 eingeführt worden waren.
Neuendorf verwies bei diesem Thema auf die ohnehin große Zustimmung für Saudi-Arabien. "Wieso sollte ich aufbegehren und eine Oppsition spielen, die zum Scheitern verurteilt wäre?", sagte der DFB-Präsident. Würde der DFB sich gegen Saudi-Arabien stellen, "hätten wir uns aus dem Spiel genommen. Wir müssen mit der FIFA darauf hinwirken, dass sich die Situation in Saudi-Arabien, was Menschenrechte und Nachhaltigkeit betrifft, verbessert."
Laut "Unsere Kurve" steht der DFB nach der Vergabe an den Wüstenstaat in der Pflicht, sich um kritische Themen zu kümmern. In Katar seien "Tausende auf den Baustellen zu Tode gekommen", sagte Sprecher Thomas Kessen mit Blick auf das Turnier vor zwei Jahren: "Die künftigen Toten der WM 2034 leben heute noch. Zehn Jahre lang wegschauen, die Gelder mitnehmen und dann wieder beschämt das Turnier spielen, das darf nicht der Weg des DFB sein."
(sid)