Warum beim FC Zürich nichts für Franco Foda sprach
von Carsten GermannDie Rubrik kennen Sie bei Fussballdaten.de: Diese Zahlen sprachen gegen… Im Falle des am Mittwoch beim FC Zürich entlassenen Ex-Nationalspielers Franco Foda (56) sprachen aber (fast) alle Werte eben nicht für den Mainzer. Das ist, wie man in Mainz sagt, „sischerlisch bitter“, aber es sind die Fakten. Stand der Daten: 21. September 2022.
Franco Foda (56) verabschiedete sich im Juni 2022 ohne Applaus nach 5 Jahren als Nationaltrainer in Österreich und mit 1,81 Punkten aus 48 Spielen mit dem „Team“ aus der Alpenrepublik.
Die 1:2-Pleite im WM-Playoff-Halbfinale gegen Wales kostete den Coach, der Österreich 2021 erstmals in ein EM-Achtelfinale geführt hatte, den Job beim ÖFB. Als unumstritten galt Foda in Wien nie...
Nun also Zürich. Die Bilder in der Wiener Kronen-Zeitung, die Foda im Juli bestens gelaunt am Zürichsee zeigten, waren trügerisch.
De facto hat kein Trainer des FC Zürich statistisch schlechter abgeschnitten als Foda. ,,Seine Bilanz bei den Zürchern ist erschreckend", urteilte die Schweizer Boulevardzeitung Blick am Donnerstag. Und lag damit richtig.
2 Länderspiele
- Der Ex-Profi, u. a. beim 1. FC Kaiserslautern, VfB Stuttgart, FC Saarbrücken und Sturm Graz aktiv, wurde zum schlechtesten Coach in der Klub-Historie des Schweizer Sensationsmeisters von 2021.
- Als erster FCZ-Trainer überhaupt blieb der frühere deutsche Nationalspieler, der für die DFB-Elf unter Teamchef Franz Anton Beckenbauer 1987 in 2 Länderspielen (gegen Brasilien und Argentinien) auflief, ohne Sieg.
- Kein Zürcher Trainer hatte in der Schweizer Super League einen schlechteren Punkteschnitt vorzuweisen: 0,25 Punkte aus 18 Spielen.
- Von 8 absolvierten Partien in der Schweizerischen Fußball-Eliteliga verlor Zürich mit Foda 6.
Jubel mit Foda gab es in Zürich meist nur international. In den Qualifikationsspielen zur Europa League holte man gegen die britischen Teams vom FC Linfield (Nordirland) und Heart of Midlothian (Schottland) 4 Siege. Dazu kommt ein 4:0 im Schweizer Pokal gegen den SC Cham (3. Liga).
Schlechtester Schweizer Meister ever
Dass es für Foda eng werden würde, davon kündeten die „Foda raus“-Rufe der FCZ-Fans nach dem 1:2 am 3. September 2022 gegen den FC Lugano. „Wo vor ein paar Wochen noch Euphorie herrschte, sind Ernüchterung, Enttäuschung und Wut spürbar“, schrieb Fabian Ruch am 5. September 2022 im Kicker-Sportmagazin über die Lage in Zürich.
- Sieglos nach 8 Spielen: So schwach war noch nie ein Schweizer Meister in eine Liga-Saison gestartet.
- Am vergangenen Sonntag setzte es im Schweizer Pokal gegen den Zweitligisten Lausanne Sport in der Verlängerung eine 2:3-Blamage.
- In den Europa-League-Gruppenspielen gegen den FC Arsenal und Fast-Champions-League-Teilnehmer Bodö/Glimt setzte es ebenfalls 2 Pleiten.
- Zürich selbst hatte die Champions League, gestatten Sie uns das Wortspiel, in Runde 2 der Qualifikation gegen FK Qarabaq aus Aserbaidschan verbaselt...
„Foda fehlten nicht nur die Resultate“, bilanziert Ruch im Kicker, „immerhin trug er selbst gerade zu Beginn dazu bei, weil er mit taktischen und personellen Veränderungen für Verwirrung sorgte.“
Dazu kam, dass er mit Assan Ceesay den besten Torjäger der Meister-Saison (22 Treffer aus 36 Pflichtspielen) ebenso wenig halten konnte wie das italienische Sturm-Juwel Wilfried Gnonto (18 / Wechsel zu Leeds United). Gnonto verzeichnete 2021/2022 in 33 Liga-Spielen acht Tor-Erfolge.
Glücklose Transfers, späte Gegentore
Die im Sommer verpflichteten Donis Avdijaj (26 / TSV Hartberg) und der Kroate Ivan Santini (33 / Al-Fateh) blieben beide in 7 bzw. 5 Liga-Einsätzen ohne Tor.
,,Wir haben in den vergangenen Spielen gute Leistungen abgeliefert. Aber in den letzten drei Partien haben wir zweimal in der 95. Minute und einmal in der 90. Minute noch Gegentore kassiert", sagte Foda der Kronen-Zeitung (Donnerstag). ,,Ich bin schon lange im Geschäft, aber so eine Pechsträhne habe ich noch nie erlebt.“ Tja, wir doch auch nicht!