EM 2024

Löw und Neuer: Sind bereit für Frankreich

15.06.2021

Frankreich
1:0
Deutschland
Jetzt zählt's. Beim Kracher-Start gegen Frankreich muss die deutsche Fußball-Nationalmannschaft heute (21.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) bei der Europameisterschaft gleich beweisen, dass sie bereit ist, für einen glanzvollen Abschied von Bundestrainer Joachim Löw zu sorgen.

Kapitän Manuel Neuer sieht das Team vor dem Heimspiel mit 14.000 Fans in München motiviert «bis in die Haarspitzen».

Schwerer geht es nicht. Mit dem Duell gegen Weltmeister Frankreich startet Löw sein Abschiedsturnier als Bundestrainer. Eine Niederlage würde dem in der Vorbereitung von Löw wie auch den Rückkehrern Mats Hummels und Thomas Müller immer wieder beschworenen guten Team-Spirit sicherlich nicht zuträglich sein. Obwohl diesmal einfach alles viel besser sein soll als beim WM-Debakel 2018 in Russland, schwingt eine Restsorge mit, dass die Löw-Ära mit einer weiteren Enttäuschung enden könnte.
«Wir sind den Fans etwas schuldig», sagte Kapitän Manuel Neuer. Ein Coup gegen die Equipe Tricolore würde für den weiteren Turnierweg gegen Titelverteidiger Portugal und die unbequemen Ungarn hingegen sicherlich viele Kräfte freisetzen. «Es ist so, dass wir selber eine Waffe sein können», machte Neuer klar.

Offiziell bestätigen wollte es Löw noch nicht, aber es war herauszuhören: Joshua Kimmich dürfte wie bei der Generalprobe gegen Lettland (7:1) auf die rechte Verteidigerposition versetzt werden. Dafür hob der Bundestrainer den Bayern-Profi auf eine Stufe mit Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm. «Gleiche Leistung, gleiche Qualität», so das Gütesiegel für Kimmich unabhängig von der Position auf dem Platz. In der Zentrale müssen dann wieder Ilkay Gündogan und Toni Kroos die Räume dicht machen.
Leon Goretzka steht möglicherweise nach seinem Muskelfaserriss immerhin als Joker für das Mittelfeld parat. Definitiv ausfallen wird der Gladbacher Jonas Hofmann wegen seiner Knieverletzung. Sollte Manuel Neuer unerwartet fehlen, wäre Bernd Leno vor Kevin Trapp erster Ersatz, das verriet Löw schon. Insgesamt drei Akteure aus seinem 26-Mann-Kader darf der Bundestrainer laut UEFA-Regularien nicht für das Spiel nominieren. Diese Regel kritisierte Löw scharf.

Weltmeister Frankreich ist für Fans wie Experten der logische Turnierfavorit. Trainer Didier Deschamps verfügt auf allen Positionen von Torwart Hugo Lloris bis zum Traumsturm mit Antoine Griezmann, Karim Benzema und Kylian Mbappé über Spieler mit Weltklasse-Potenzial. Kleinere Reibereien wie zuletzt zwischen Mbappé und Ersatz-Stürmer Olivier Giroud dürften kaum ins Gewicht fallen. Deschamps könnte zum ersten Fußballer werden, der als Spieler und Trainer Welt- und Europameister wurde. Die Final-Niederlage beim Heimturnier 2016 gegen Portugal (0:1 nach Verlängerung) soll überwunden werden.

Für Neuer und Löw sind sie das große Plus. Erstmals seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie spielt die DFB-Elf im eigenen Land wieder vor mehreren tausend Fans und das in München, wo bisher alle vier Turnierspiele bei Welt- und Europameisterschaften seit 1974 gewonnen wurden. 14.000 sind im Stadion zugelassen. Noch im April wäre München von der UEFA wegen der unsicheren Zuschauer-Frage fast die Gastgeber-Rolle aberkannt worden. Doch jetzt kann in der Arena des FC Bayern gefeiert werden. «Wir brauchen jede Unterstützung. Für mich ist es etwas sehr Besonderes, die Spiele in München zu haben», sagte Neuer.

Deutschland ist sozusagen Europameister-Meister. Keine Nation kann bei dem kontinentalen Turnier auf so viele Erfolgsmomente zurückblicken. Drei Titel schaffte sonst nur Spanien, aber im ewigen Ranking liegt die DFB-Elf mit 28 gewonnenen Spielen klar vorne. Die Partie gegen Frankreich ist die 50. EM-Partie seit 1972, als die Jahrhundert-Elf um Gerd Müller und Günter Netzer gleich bei der ersten Qualifikation in Belgien den Titel holte. Es folgten weitere Turniersiege 1980 mit Kopfball-Ungeheuer Horst Hrubesch und 1996 mit dem Golden Goal von Oliver Bierhoff. Bei allem Glanz ist der letzte EM-Turniersieg nun schon 25 Jahre her. Der gelang damals im Londoner Wembley-Stadion - dem Finalort am 11. Juli.

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(dpa)