Historischer Triumph: Was Eintracht Frankfurt mit der Europa League verdiente
von Carsten GermannElfmeter-Drama,Spickzettel auf der Getränkeflasche und dann ein 6:5 nach Elfmeterschießen(1:1 n. V.) gegen die Glasgow Rangers – Eintracht Frankfurt holte sich amspäten Mittwochabend in Sevilla zum 2. Mal nach 1980 den UEFA-Pokal respektivedie Europa League.
Die Beteiligten, aber auch viele Fans, die das Spiel im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan, beimgroßen Public Viewing im Deutsche Bank Park in Frankfurt oder bei Events in anderendeutschen Städten live verfolgt hatten, mussten sich überlegen, wie sie diesenhistorischen Triumph der Eintracht in Worte packen. „Unglaublich – und das nach0:1“, versuchte es Torwart-Held Kevin Trapp (31, ein gehaltener Elfmeter)anschließend bei RTL kompakt.
Der Europa-League-Erfolg der Frankfurter bot vieleMeilensteine, Rekordmarken – aber auch Zahlenspiele. Mitdem ersten Einzug in die Champions League in seiner Vereinsgeschichte istEintracht Frankfurt im Land der Reichen angekommen.
„20 Mio. Euro extra“
Das Erreichen des EL-Achtelfinales, so hatte SPORT BILDschon zum Saisonstart in seinem Europapokal-Sonderheft errechnet, brachte demhessischen Bundesligisten 20 Millionen Euro extra, insgesamt waren es aber vordem Finale „nur“ ca. 22 Mio. Euro, die der Verein einnehmen konnte, siehe dazu auch„Kassensturz“ bei Fussballdaten.de.
Mit dem Final-Sieg kamen noch mal 13 Mio. Euro dazu, addiertman noch die Zusatz-Einnahmen aus dem im Sommer anstehenden UEFA Supercup gegenden FC Liverpool oder Real Madrid und Gelder aus dem Vermarktungspool der UEFA,so nimmt Eintracht Frankfurt aus dieser unvergesslichen Europa-League-Saison rund 35 Millionen Euro mit. Zudem spielt man erstmals in der Champions-League-Gruppenphase,wo für jeden Punkt Prämien garantiert sind. ,,Der Einzug in die Königsklasse bringt der Eintracht mehr als 30 Mio. Euro", bilanzierte das Kicker-Sportmagazin am Donnerstag. Die Glasgow Rangers müssen sich mit4 Mio. Euro Preisgeld für das Finale trösten.
Fakten zu FrankfurtsEuropa-League-Triumph
- Für den österreichischen Coach Oliver Glasner war es einbesonderer Moment seiner Trainerkarriere: Der 47-Jährige, der die Eintracht zuSaisonbeginn von seinem Landsmann Adi Hütter (52) übernommen hatte, wurde zumerst zweiten Trainer aus Österreich, dem es gelang, eine Mannschaft zu einemEuropapokalsieg zu führen
- Das hatte bis dato nur der legendäre Ernst Happel (†1992) geschafft, der Feyenoord Rotterdam und den Hamburger SV 1970 und 1983 zumEuropapokalsieger der Landesmeister machte
- Entscheidender Mann auf Frankfurter Seite neben Trapp war Rafael Borré(26): Der Kolumbianer erzwang mit dem 1:1-Ausgleich die Verlängerung undverwandelte den letzten Elfmeter zum 5:4-Sieg der „Adler“
- Sein Tor war der insgesamt 6. Treffer eines kolumbianischenSpielers in einem Europa-League-Finale, zuvor hatten Radamel Falcao (3 Tore 2011für den FC Porto und 2012 für Atlético Madrid) sowie Carlos Bacca (2 Treffer,2015 für den FC Sevilla) geknipst
- Nur Spanien stellt die gleiche Anzahl an Torschützen in denFinals im europäischen „Unterhaus“
- Mit dem 2. Titel in diesem Wettbewerb zog EintrachtFrankfurt mit Borussia Mönchengladbach als erfolgreichstem deutschen Teamgleich – die rheinische Borussia triumphierte 1975 und 1979 und war 1980 derFinal-Gegner der SGE, das Ende der goldenen Ära für die „Fohlen“!
- Eintracht Frankfurt gewann die Europa League ungeschlagen –wie zuvor der FC Chelsea 2019 und der FC Villarreal 2021
- Im 69. Knock-out-Duell der Frankfurter in einemEuropacup-Wettbewerb gab es das 49. Weiterkommen
- Mit dem 3. Sieg gegen die Glasgow Rangers nach 1960 (Landesmeister-Halbfinale, 6:1 und 6:3) wahrte Frankfurt seine 100-prozentige Siegquote gegen den schottischen Rekordmeister