Spätes Remis gegen Ukraine: Friedenszeichen mit Alarmsignal
von Jean-Pascal Ostermeier | sid3:3
Ein leuchtendes Zeichen für den Frieden - und weitere Alarmsignale für Hansi Flick. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat beim großen Jubiläum in ihrem 1000. Länderspiel die 215. Niederlage zwar noch eben so abgewendet, ist ein Jahr vor der Heim-EM aber weit von der erhofften Titelform entfernt.
Beim 3:3 (1:2) in Bremen gegen die Ukraine offenbarte die Elf von Bundestrainer Flick abermals riesige Mängel, das Experiment mit Dreierkette und Doppelspitze funktionierte nicht und wurde abgebrochen. Grundlegende Dinge fehlten, besonders Körperlichkeit, Passschärfe, Konzentration - doch immerhin stimmte die Moral.
Dabei brachte Werder-Stürmer Niclas Füllkrug (6.) die DFB-Auswahl mit seinem siebten Tor in seinem siebten Länderspiel in Führung. Doch statt des erhofften Familienfestes mit fanfreundlicher Anstoßzeit (18.00 Uhr) erlebten die 35.795 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion den nächsten ernüchternden Abend. In ihrer Verzweiflung pfiffen sie oder stimmten Werder-Sprechchöre an.
Fast auf den Tag genau zwölf Monate vor der EURO (14. Juni bis 14. Juli 2024) drehten die Gäste die Partie durch Wiktor Zygankow (19./56.) und ein Eigentor von Antonio Rüdiger (23.), Kai Havertz (83.) und Joshua Kimmich per Foulelfmeter (90.+1) retteten zumindest das Remis. Dennoch muss am Freitag in Warschau gegen Polen mit Ausnahmestürmer Robert Lewandowski dringend eine deutliche Leistungssteigerung her.
Von Bremen ging an Tag 474 des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ein ganz "besonderes Zeichen" aus, wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte. Die Teams liefen mit ukrainischen Kindern ein und stellten sich zum gemeinsamen Foto auf, weit weg an der Front schauten die Soldaten auf ihren Handys zu.
Botschaft hin, Jubiläum her - sportlich betrachtet, betonte DFB-Präsident Bernd Neuendorf, müsse "jetzt jeder Spieler verstehen", dass es um die Tickets für die "einmalige" EM gehe. Und für Flick darum, rechtzeitig eine titelreife Elf zu formen, zugleich aber Optionen zu testen - wie die Doppelspitze.
Füllkrug stürmte neben Leroy Sane und vergab bei seinem ganz persönlichen Heimspiel freistehend die erste Chance (2.). Kurz darauf hielt er nach feinem Chipball von Joshua Kimmich sein Knie in einen Schuss von Marius Wolf - und es ertönte das hier typische Tor-Nebelhorn.
Apropos ausprobieren: Flick setzte erst zum zweiten Mal in seiner Amtszeit auf eine Dreierkette, die erhebliche Lücken aufwies. Nach einem Fehlpass von Julian Brandt kamen Rüdiger und Matthias Ginter nicht mehr an Zygankow heran, der ausglich. Ersatzmann Kevin Trapp im Tor war ebenso machtlos wie beim 1:2, als der Ball nach Fehlern von David Raum, des überforderten Nico Schlotterbeck und Wolf von Rüdigers linkem Fuß unglücklich ins Netz prallte.
Flick schimpfte bald verärgert vor sich hin, auch ein Freistoß von Sane an die Latte (45.+3) hellte seine finstere Miene nicht auf. An seinem System hielt er zunächst fest, auch nach den ersten personellen Wechseln mit Wiederbeginn. Doch Probleme gab es auch im Mittelfeld, wo Leon Goretzka in der defensiven Rolle nicht der erhoffte Anker war.
Ein halbhoher, viel zu scharf gespielter Rückpass von Brandt auf den überraschten Ginter brachte das dritte Gästetor. Flick, der auf die Champions-League-Finalisten Ilkay Gündogan und Robin Gosens sowie den angeschlagenen Timo Werner verzichten musste, stellte nach einer guten Stunde auf 4-3-3 um. Havertz gelang nach einer schönen Einzelaktion das zweite deutsche Tor, Kimmich glich vom Punkt aus.
(sid)
Beim 3:3 (1:2) in Bremen gegen die Ukraine offenbarte die Elf von Bundestrainer Flick abermals riesige Mängel, das Experiment mit Dreierkette und Doppelspitze funktionierte nicht und wurde abgebrochen. Grundlegende Dinge fehlten, besonders Körperlichkeit, Passschärfe, Konzentration - doch immerhin stimmte die Moral.
Dabei brachte Werder-Stürmer Niclas Füllkrug (6.) die DFB-Auswahl mit seinem siebten Tor in seinem siebten Länderspiel in Führung. Doch statt des erhofften Familienfestes mit fanfreundlicher Anstoßzeit (18.00 Uhr) erlebten die 35.795 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion den nächsten ernüchternden Abend. In ihrer Verzweiflung pfiffen sie oder stimmten Werder-Sprechchöre an.
Von Bremen ging an Tag 474 des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ein ganz "besonderes Zeichen" aus, wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte. Die Teams liefen mit ukrainischen Kindern ein und stellten sich zum gemeinsamen Foto auf, weit weg an der Front schauten die Soldaten auf ihren Handys zu.
Füllkrug stürmte neben Leroy Sane und vergab bei seinem ganz persönlichen Heimspiel freistehend die erste Chance (2.). Kurz darauf hielt er nach feinem Chipball von Joshua Kimmich sein Knie in einen Schuss von Marius Wolf - und es ertönte das hier typische Tor-Nebelhorn.
Apropos ausprobieren: Flick setzte erst zum zweiten Mal in seiner Amtszeit auf eine Dreierkette, die erhebliche Lücken aufwies. Nach einem Fehlpass von Julian Brandt kamen Rüdiger und Matthias Ginter nicht mehr an Zygankow heran, der ausglich. Ersatzmann Kevin Trapp im Tor war ebenso machtlos wie beim 1:2, als der Ball nach Fehlern von David Raum, des überforderten Nico Schlotterbeck und Wolf von Rüdigers linkem Fuß unglücklich ins Netz prallte.
Flick schimpfte bald verärgert vor sich hin, auch ein Freistoß von Sane an die Latte (45.+3) hellte seine finstere Miene nicht auf. An seinem System hielt er zunächst fest, auch nach den ersten personellen Wechseln mit Wiederbeginn. Doch Probleme gab es auch im Mittelfeld, wo Leon Goretzka in der defensiven Rolle nicht der erhoffte Anker war.
Ein halbhoher, viel zu scharf gespielter Rückpass von Brandt auf den überraschten Ginter brachte das dritte Gästetor. Flick, der auf die Champions-League-Finalisten Ilkay Gündogan und Robin Gosens sowie den angeschlagenen Timo Werner verzichten musste, stellte nach einer guten Stunde auf 4-3-3 um. Havertz gelang nach einer schönen Einzelaktion das zweite deutsche Tor, Kimmich glich vom Punkt aus.
(sid)