Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in der Einzelkritik
von Marcel Breuer | dpaIm Testspiel hat die deutsche Nationalmannschaft noch den Sieg gegen Griechenland holen können - allerdings erst in der letzten Minute.
Die Bewertung der einzelnen Spieler:
Neuer: Erst eine tolle Doppel-Parade gegen Tzolis (6.), dann der nächste unerklärliche Patzer - diesmal mit Folgen. Nagelsmann muss kritische Fragen zur Nummer eins beantworten.
Kimmich: Wenig Druck, keine gefährlichen Flanken und defensiv oft überlaufen. Für seinen großen Turniertraum muss der Münchner jetzt mehr abliefern.
Rüdiger: Mit so viel Arbeit hatte der Abwehrchef nicht gerechnet. Stand meist solide und gab immer wieder lautstark Kommandos. Aber auch kleinere Konzentrationsschwächen.
Tah: Einer der wenigen zuverlässigen Faktoren im deutschen Spiel. Der Verteidiger kann seine Club-Form besser konservieren als seine Bayer-Kollegen. Rettete mehrfach energisch.
Mittelstädt: Auf links diesmal von der Rolle. Nach vorne ohne Wirkung und im Rückwärtsgang zu langsam. Sein bislang schlechtestes Länderspiel. Zur Halbzeit raus.
Andrich: Der Worker lieferte keine Qualität. So viele Fehlpässe spielte er bei Bayer gefühlt in der ganzen Saison nicht. Der Nebenmann von Kroos darf jetzt nicht in ein EM-Loch fallen.
Kroos: Bemühte sich um Ordnung, war viel unterwegs, aber auch nicht in königlicher Real-Form. Ungewöhnlich: Ließ sich vor dem Gegentor von der Konfusion anstecken.
Musiala: Fing mit einem fatalen Fehlpass an und machte in dieser schlechten Verfassung weiter. Wirkte ungewöhnlich müde. Braucht bis zum EM-Anpfiff noch eine Frischzellenkur.
Gündogan: Der Kapitän tauchte ab. In der Spitze neben Havertz ohne Wirkung. Da nützte auch das Laufpensum nichts. In der Form wird über den Spielführer diskutiert werden.
Wirtz: Wie Musiala diesmal ein Zauberer ohne Wirkung. Wirkte erschöpft nach der Titel-Euphorie mit Bayer. Zur Halbzeit für Sané raus.
Havertz: Der Arsenal-Stürmer zeigte seine Qualität als Goalgetter. Als Konkurrent Füllkrug kam, rückte er auf die zentrale Gündogan-Position. Das könnte auch eine EM-Variante sein.
Sané: Ein Auftritt der Mut macht. Brachte sich sofort aktiv ins Spiel ein, bediente Havertz und half auch hinten aus. Nagelsmann muss hoffen, dass die Schambein-Verletzung abklingt.
Raum: Der Leipziger kam zur zweiten Halbzeit. War auf der linken Außenbahn vor allem defensiv beschäftigt. Um Mittelstädts Posten zu ergattern, muss er mehr investieren.
Schlotterbeck: Kein BVB-Finalfrust. Bei seinem ersten Länderspiel unter Nagelsmann als Abwehr-Joker sehr aufmerksam. Unterband einen Griechen-Konter (74.).
Groß: Zeigte auch als Einwechselspieler sein Talent, das Spiel zu ordnen. Und schlug dann zum Siegtor zu. Der England-Profi kann bei der EM zu einem Erfolgsfaktor werden.
Füllkrug: Diesmal kein Joker-Treffer für den Dortmunder. Nagelsmanns bislang bester Torschütze wird auf seinen EM-Moment lauern.
Henrichs: Was für ein Lattenkracher (83.). Das war allerdings sein einziger Knalleffekt in gut 20 Backup-Minuten für Kimmich.
(dpa)