Champions League

Vor 30 Jahren: So verzählten Christoph Daum und der VfB Stuttgart die Champions League!

Das erste Mal in der Champions League - das war bis 1993 und Werder Bremen keine deutsche Erfolgsgeschichte. Dafür sorgte auch ein ominöses Spiel am 30. September 1992, im Stadionan der Elland Road in Leeds. Der VfB Stuttgart verlor nach 3:0 im Hinspielmit 1:4 in der Qualifikationsrunde zur neu gegründeten UEFA Champions Leaguebei Leeds United. Und konnte doch nicht jubeln. Ein schwerer Regelverstoß, einFormfehler von Trainer Christoph Daum kostete den VfB das Weiterkommen.

Es hätte in jeder Hinsicht eine Premiere sein können. DerVfB Stuttgart, Last-Minute-Titelträger der Bundesliga-Saison 1991/92 wäre mitdem Start des novellierten Meistersaison auch der erste deutsche Klub in derChampions League gewesen.

Die Schwaben scheiterten noch epischer als der 1. FCKaiserslautern ein Jahr zuvor, als die Pfälzer in der Schlussminute dasentscheidende 1:3 (Hinspiel 0:2 / Siehe Fußballdaten-Sprüche-Special) gegen den FC Barcelona und Pep Guardiolakassierten. Schon 1991/92 spielte die UEFA ab der 2. Runde, die Lautern mit 3:0gegen „Barca“ sicher erreicht hätte, eine Gruppenphase aus. Gegen Sparta Prag, Benfica Lissabon und DynamoKiew, wären für den FCK Geld und drei weitere Heimspiele garantiert gewesen.

Stuttgart traf esnoch härter als Lautern

Auch die Stuttgarter wähnten sich eigentlich schon weiter.Leeds United um den legendären Erich Cantona hatte mit einem Kraftakt und Torenvon Gary Speed († 2011), Gary McAllister, Cantona und Lee Chapman das 0:3aus dem Gottlieb-Daimler-Stadion wett gemacht. Das 1:1 von Andreas Buck (34.)schien trotz 4:1 das Tor zur nächsten Runde für den VfB zu sein.

Daums Wechsel-Fehler:Ein Ausländer zu viel

Mitnichten. In der 83. Minute beging Christoph Daum einenfolgenschweren Wechselfehler. Er brachte den Innenverteidiger Jovica Simanicfür den ausgepowerten Mittelfeldregisseur Maurizio Gaudino. Die Stuttgarter spieltendas 1:4 mit dem eingewechselten Abwehrspieler über die Runden, die Freude währteallerdings nur kurz. „Andy“, deutete Co-Trainer Lorenz-Günther Köstner mit fränkischemPragmatismus schon in der Kabine dem Torschützen Andreas Buck an, „wir habenein Problem mit den Ausländern.“ Das war noch milde formuliert…

Auf der anschließenden Pressekonferenz mussten sich dieVfB-Macher Daum und Manager Dieter Hoeneß peinlichen Fragen stellen. MitSimanic hatten sie nämlich den vierten Ausländer eingewechselt – erlaubt warendamals aber nur Drei. Adrian Knup aus der Schweiz, der Isländer Eyjólfur „Jolly“Sverrisson und der Jugoslawe Slobodan „Bobo“ Dubajic standen ebenfalls auf demFeld. Leeds United erkannte den Regelverstoß zunächst selbst nicht, legte aberdann doch Protest bei der UEFA ein.

In Deutschland wurden Daum und der VfB schon nach der Rückkehr aus Leeds von den Journalisten bedrängt. Der europäische Fußball-Verbandordnete schließlich ein Entscheidungsspiel an.

Spott für ChristophDaum

„Daum und Hoeneß fühlten sich wie der Lottogewinner, dersechs richtige angekreuzt, aber den Schein nicht abgegeben hat“, kommentiertedie Stuttgarter Zeitung mitschwäbischem Sarkasmus.

Das Wiederholungsspiel am 9. Oktober 1992 wurde zumWaterloo für den VfB Stuttgart. 1:2 in Barcelona gegen Leeds United  – und das „Aus“ im Rennen um die Champions-League-Millionen.

„Tief in der Nacht landen wir in Stuttgart“, schrieb AndreasBuck dazu 2020 in seinem Buch Turbo (Verlag: Tropen), „keiner wartet auf uns.“