Matriciani: Traum vom Profifußball war „eigentlich schon abgehakt“
von FussballeckDie bisherige Profikarriere von Schalkes Henning Matriciani gleicht einem Märchen. Neben seiner Tätigkeit als Physiotherapeut, schien der Traum vom Profifußball als Spieler des Regionalligisten SV Lippstadt weit entfernt zu sein. Das Ziel hatte er damals „eigentlich schon abgehakt“, wie er dem „Kicker“ in einem Interview erzählte, bevor alles anders kam. Dabei spielte auch die Variabilität des Verteidigers eine Rolle.
Asamoah entdeckte Matriciani
Gerald Asamoah, der damalige Manager der U23 von Schalke 04, wurde vor dreieinhalb Jahren auf den 23-Jährigen aufmerksam und rief ihn an. „Ich habe zuerst gedacht, dass mich da jemand veräppeln will“, erinnert sich Matriciani, „aber ich habe schnell gemerkt, dass es real ist und ich diese einmalige Chance unbedingt ergreifen will.“
Die Vielseitigkeit des Defensivspielers war ein wichtiger Faktor dafür, dass das geklappt habt. Mal stand der U21-Nationalspieler als Linksverteidiger auf dem Platz, mal spielte er rechts, mal auf dem Flügel. „Ich versuche, viel abzudecken. Sicher hat mir das damals in die Karten gespielt.“ Auch S04-Trainer Thomas Reis schätzt diese Qualität an ihm. Der 49-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass er Matriciani bedenkenlos auf jeder Position einsetzen würde.
„Würde auch ins Tor gehen“
„Zur Not würde ich auch ins Tor gehen“, sagte der Spieler mit einem Lächeln. „Spaß beiseite: Ich bin ein Typ, der sich recht schnell in einer neuen Rolle einfinden kann, wenn Not am Mann herrscht. Ich denke, dass das ein großer Vorteil ist.“ Auch anderen Spielern rät der 1,87 Meter große Rechtsfuß, sich mit mehreren Positionen auseinanderzusetzen.
„Ich kann nur jedem dazu raten, sich mit allen Positionen intensiv zu beschäftigen, weil dadurch das Bewusstsein dafür wächst, worauf es in der jeweiligen Position wirklich ankommt.“ Dies sei auch hilfreich, um die Bedürfnisse anderer Spieler zu verstehen. „Theoretisch wissen Fußballer das natürlich, aber es selbst in der Praxis zu erfahren, kann nur horizonterweiternd sein.“
Matriciani fühlt sich in Defensive wohl
Die möglichen Nachteile einer „Allzweckwaffe“ sind für Matriciani nicht zu immens. „Natürlich besteht immer die Gefahr, mal schnell wieder rauszurotieren. Aber damit gehe ich entspannt um. Meine Erfahrung ist, dass immer mal wieder Vakanzen entstehen. Ich bin dann stets gerne bereit, auszuhelfen.“ Er selbst fühlt sich „im defensiven Bereich am wohlsten.“
Dank seiner Variabilität und seiner Mentalität entwickelte sich Matriciani zum Profi und Schalker Fan-Liebling. Die anschließende Einladung zur U21-Nationalmannschaft Anfang 2023 kam überraschend, die Nominierung für die U21-EM umso mehr. Der 23-Jährige durfte in allen drei Gruppenspielen starten und setzt sein bisheriges Märchen fort. Das ‚Matriciani-Märchen‘ hat sicherlich noch weitere Kapitel parat.