HSV-Idol Uwe Seeler wird 85: Das sind seine besten Sprüche
von Carsten GermannHerzlichenGlückwunsch zum 85. Geburtstag, Uwe Seeler! „Uns‘ Uwe“, geboren am 5. November1936 in Hamburg, begeistert Generationen von Fußballfans. Nicht nur bei „seinem“HSV. Geradlinig, authentisch, ehrlich und loyal führte Seeler den HSV alsSpieler und als Präsident. Bis heute ist der Vize-Weltmeister von 1966 Vorbildfür viele. Udo Jürgens und Billy Sanders widmeten ihm Lieder („Vergiss den Uwenicht“, 1972 zum Abschied vom HSV / „Gib doch den Ball zu Uwe Seeler“) Und auch Seelers Sprüche sind Kult.
„Altwerden ist nichts für Feiglinge“, sagte Seeler vor seinem 85. Geburtstag in der sehenswerten ARD-Dokumentation Einer von uns von Reinhold Beckmann.
„Uns‘ Uwe“ über dieQueen
Seine Erinnerungen hat der Jubilar schon 2003 in Danke, Fußball! (Verlag: Rowohlt)niedergeschrieben. Seelers vielleicht schmerzlichste fußballerische Niederlage,das 2:4 nach Verlängerung im WM-Finale gegen England am 30. Juli 1966 inWembley kommentiert er so: „In dem Augenblick, den das Foto festhält (es zeigt den geknickten Uwe Seeler undBundestrainer Helmut Schön nach dem Spiel beim Verlassen des Rasens imWembley-Stadion, d. Red.), schieben mich meine Begleiter über den Rasen inRichtung einer Treppe, die in die Königsloge führt. Hier wartet Queen ElizabethII. und die Fußallprominenz aus aller Welt. Ich kannte die Monarchin. Sie warmir auf einem Empfang in Hamburg einmal kurz vorgestellt worden. Da stellte ichfest: Die First Lady versteht etwas vom Fußball. Sie wusste über mich, den HSVund Herberger Bescheid…“
Seelers HSV war 1963 bei den 16 Gründungsmitgliedern derFußball-Bundesliga. Sein kongenialer Partner im Sturm war der um drei Jahrejüngere Gert „Charly“ Dörfel. Wie Seeler ist auch „Charly“ Dörfel 1,70 m groß.Also beides eigentlich keine ausgewiesenen Kopfball-Ungeheuer. „Charly“ zueinem unzufriedenen Uwe Seeler: „Dicker, wenn du noch einmal meckerst, trete ich die Flanken zehn Zentimeter höher, dann kommst du gar nicht mehr ran.“
Nur einer überwarfsich mit Uwe Seeler…
Ein kleiner Zoff unter Teamkollegen, mehr nicht. Denn mitUwe Seeler Streit zu bekommen, da gehört schon was dazu. Gutmütigkeit zeichnetden „Dicken“ aus. Der Einzige, der es fertig brachte, Seeler zu vergrämen, war imJanuar 2013 der dänische HSV-Sportchef Frank Arnesen. Selbst HSV-Insider wiePatrick Wasserziehr wunderten sich: „Sich mit dem gutmütigen Uwe Seeler zuüberwerfen, das muss man erst mal schaffen.“ Zuvor war eineVertragsverlängerung von Seelers Enkel Levin Öztunali (jetzt Union Berlin)gescheitert.
Gegner veralbern?Nicht mit Uwe Seeler
Seeler steht für Gradlinigkeit. Mätzchen auf dem Platz odergar die Fußball-Show, die sein Freund Franz Anton Beckenbauer beinahe mitspielerischer Leichtigkeit praktizierte, sind ihm fremd. Das galt auchHSV-intern. „Zwanzig Tore darfst du von mir aus machen, Charly, aber nicht unseren Gegner verulken“, mahnte Seeler „Charly“ Dörfel 1965/66 nach einem 5:1gegen das historisch schlechteste Bundesliga-Team von Tasmania Berlin.
Die Fans schätzen an Uwe Seeler auch seine Bodenständigkeit.Trotz eines Millionenangebots von Inter Mailand und Trainer Helenio Herrerablieb er 1961 in Hamburg. 1,2 Mio. Mark hatte Inter aufgerufen, bei einemJahresgehalt von 500.000 Mark pro Saison hätte das HSV-Idol ausgesorgt gehabt. Herrerahatte – lange vor Udo Lindenberg – für eine Woche das Hotel Atlantic gebucht. DenCash hatte er mit im Koffer. Uwe Seeler lehnte ab. „Es ist nicht das Geld, es istmein Gefühl.“ Uwe später im Scherz: „Das Angebot von Inter Mailand war so gut, dass meine Mannschaftskameraden gesagt haben: Das musst du annehmen, wir bringen dich mit Blumen zum Flughafen.“
Uwe Seeler, der beste, weil authentischste und geradlinigsteHSV-Spieler – ein zeitloses Idol. Nur für einen offenbar nicht. Der legendäreKabarettist Heinz Erhardt († 1979 / „Was bin ich heute wieder für ein Schelm“) hatte1972 beim Cameo-Aufritt von Uwe Seeler in Williwird das Kind schon schaukeln keinen blassen Schimmer: „Wer issen dasüberhaupt?“