1. Bundesliga

Trotz Absage an Wolfsburg: Heldts Zukunft bei 96 ungeklärt

27.04.2018

1899 Hoffenheim
3:1
Hannover 96
Horst Heldt scheut normalerweise keine Kamera. Dieses Mal verschwand der 48-Jährige ohne einen öffentlichen Kommentar aus dem Stadion. Wie es mit dem abwanderungswilligen Sportdirektor beim niedersächsischen Bundesligisten weitergeht, war auch nach der 1:3 (1:1)-Niederlage bei 1899 Hoffenheim unklar.

Nach Angaben von Clubchef Martin Kind steht für Heldt das Angebot für eine Beförderung zum Geschäftsführer noch. Trainer André Breitenreiter sagte am Freitagabend: «Ich finde, wir sollten jetzt einen Strich drunter machen, weil die Entscheidungen ja auch getroffen sind.»

Bei den Protagonisten von 96 war der Wirbel um Heldt dennoch ein großes Thema. Kapitän Philipp Tschauner hatte am Spieltag noch ein Gespräch mit Heldt geführt. «Das werde ich der Mannschaft weitertragen, das ist auch meine Verantwortung als Kapitän», kündigte der Torhüter an, wollte aber nichts über Inhalte sagen. «Natürlich wird in der Mannschaft darüber gesprochen, aber nicht auf dem Platz. Es war schon die ganze Saison so, dass wir viele Themen ausblenden mussten. Deswegen haben wir das heute auch wieder gut geschafft. Das zeigt, dass die Mannschaft an sich glaubt.»
Dennoch stand am Ende einer turbulenten Woche ein weiterer Rückschlag für Hannover: Der letzte Schritt zum Klassenerhalt ist immer noch nicht getan. «Wir wollen unsere Saison nicht kaputt machen und noch unten reinrutschen», sagte Mittelfeldspieler Pirmin Schwegler nach den drei Gegentoren durch Andrej Kramaric. Kenan Karaman hatte vor 26.452 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena für das zwischenzeitliche 1:1 gesorgt.

«Wenn man das Jahr von Hannover 96 Revue passieren lässt, war permanent Unruhe, und das einzig Konstante war die Mannschaft», sagte Breitenreiter. Geklärt ist die Lage trotz der Aussagen von Kind nicht. Heldt war in dieser Woche mit dem Wunsch an 96 herangetreten, den Club in Richtung VfL Wolfsburg zu verlassen. Angesichts des noch bis 2020 laufenden Vertrages in Hannover hatte Kind dafür aber eine Ablöse verlangt, die in Höhe von rund fünf Millionen Euro gelegen haben soll. Der VfL war indes nicht bereit dazu, dies zu bezahlen.
Dass Heldt noch Geschäftsführer wird, ist nach den Angaben Kinds weiter ein Thema. «Den Vertragsinhalt haben wir umfassend mit ihm diskutiert und abgestimmt, und vom Grundsatz bleibt dieses Angebot bestehen», sagte Kind dem Fernsehsender Sky Sport News HD. «Er hat ihn nicht ausgeschlagen, sondern ihn nicht unterschrieben, weil er im Hinterkopf sicher über diesen möglichen Wechsel sehr intensiv nachgedacht hat.»

Dabei hatte Heldt bereits zum zweiten Mal in dieser Saison versucht, Hannover zu verlassen. Im vergangenen Jahr wollte der Sportdirektor zu seinem Heimatclub 1. FC Köln wechseln, auch das hatte sich zerschlagen. Breitenreiter betonte: «Ich war permanent auf dem Laufenden, von Horst, aber auch vom Präsidenten. Jetzt ist die Entscheidung gefallen, und jetzt ist es gut.» Dann sprach er noch etwas von «Stand heute» und was im Fußball alles möglich ist: «Da haben wir ja schon die größten Geschichten erlebt.»

«Wenn sich Horst heute wieder nicht äußert, dann gibt es vielleicht doch noch Möglichkeiten. Vielleicht kann Wolfsburg noch etwas drauflegen», erklärte der frühere Europameister und Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer beim übertragenden TV-Sender Eurosport.

(dpa)