Trainer-Trio Labbadia, Gisdol und Hoeneß unter Druck
von Marcel Breuer | dpa0:0
Auch in schwierigen Corona-Zeiten: Das Fußballgeschäft bleibt ein schnelllebiges und kennt kaum Gnade mit den Bundesliga-Trainern.
Lucien Favre (Borussia Dortmund), David Wagner und Manuel Baum (beide Schalke 04), Achim Beierlorzer und Jan-Moritz Lichte (beide FSV Mainz 05) mussten schon gehen. Kaum hat Bo Svensson in Mainz sein Amt als neuer Chefcoach angetreten, wackeln drei seiner Kollegen wegen chronischer Erfolglosigkeit: Bruno Labbadia bei Hertha BSC, Markus Gisdol beim 1. FC Köln und Sebastian Hoeneß bei der TSG 1899 Hoffenheim.
Ihre Wege kreuzen sich in den nächsten Tagen: Köln empfängt am Samstag zum Krisentreffen die Berliner, am Dienstag darauf muss Hoffenheim zu Hertha und empfängt danach die Kölner.
Die Situation bei den betroffenen Trainern und Clubs:
BRUNO LABBADIA: Auch der camelfarbene Mantel von Bruno Labbadia hat seine Wirkung längst verloren. Ende November war der vermeintliche Talisman noch Symbol für den vom Hertha-Trainer gebetsmühlenartig wie erfolglos herbeigeredeten Aufschwung. Zwei Monate später gehört das Kleidungsstück in die Glücksbringer-Mottenkiste. Big City Glamour und Europacup sind bei der Hertha nicht das Thema. Die Berliner stecken nach dem 0:1 bei Arminia Bielefeld mittendrin im Abstiegskampf. Das Team zeigt keine Entwicklung und ließ seinen Trainer erneut im Stich.
Zwei Fragen stehen im Mittelpunkt: Ist Labbadia (54) Lösung oder Teil des Problems, dass die Mannschaft keine Struktur, Konstanz und keinen Teamgeist zeigt? Und wie lange schaut sich Lars Windhorst die Stagnation noch an? Formal kann der Investor keinen Einfluss auf die Personalpolitik nehmen, doch bei einem Volumen von 374 Millionen Euro dürfte der Geldgeber nicht schweigend Mittelmaß akzeptieren. Neben Labbadia steht längst auch Manager Michael Preetz massiv unter Druck.
SEBASTIAN HOENESS: Der Neffe von Uli Hoeneß ist so gar nicht ein Lautsprecher wie der langjährige Bayern-Macher. Der 38 Jahre alte Bundesliga-Neuling wirkt stets besonnen und zurückhaltend und ist kein Mann für Schlagzeilen. Kürzlich nach dem 1:3 der Hoffenheimer gegen den SC Freiburg brach es aber aus ihm heraus: «Der Verlauf der ersten Halbzeit passt perfekt zum Drehbuch eines Horrorfilms.»
Die vielen Corona-Fälle im Herbst, die jetzige Verletztenmisere - Hoeneß wurde schwer gebeutelt. Mäzen Dietmar Hopp («Ich habe Vertrauen in die handelnden Personen, diese Lage zu meistern und habe ihnen das auch persönlich mitgeteilt.») und Sportchef Alexander Rosen («Wir haben eine große Geschlossenheit in unseren Reihen. Wir gehen zusammen durch diese Situation») stärken Hoeneß den Rücken - aber wie lange noch? Trotz aller Widrigkeiten muss der Coach jetzt liefern - und Rosen steckt mit in der Verantwortung, weil er ihn geholt hat.
MARKUS GISDOL: Sportchef Horst Heldt und Trainer Markus Gisdol sind im Kölner Friesenviertel Nachbarn und verstehen sich auch privat sehr gut. Doch Heldt versichert immer wieder, dass das bei der Frage nach der Zukunft des Trainers keine Rolle spiele. Im Spätherbst war es schon mal ganz eng geworden für den 51-Jährigen, weil der FC eine Sieglos-Serie aus der alten Saison in die neue schleppte, die auf 18 Partien anwuchs.
Der 2:1-Coup Ende November in Dortmund war ein Befreiungsschlag für den Trainer. Zumal er durch zwei einstudierte Standards und eine System-Änderung auf Dreierkette und zwei falsche Neuner großen Anteil daran hatte. Doch nun funktioniert auch dieses System nicht mehr, und nach null Punkten und 0:6 Toren im Jahr 2021 kämpft Gisdol (wieder mal) um den Job. Heldts Jobgarantie gilt zunächst nur für das nächste Spiel gegen die Hertha. Lokale Medien sprechen deshalb von einem Endspiel. Irgendwann nutzt eben auch die beste Nachbarschaft nichts.
© dpa-infocom, dpa:210111-99-979587/3
(dpa)
Lucien Favre (Borussia Dortmund), David Wagner und Manuel Baum (beide Schalke 04), Achim Beierlorzer und Jan-Moritz Lichte (beide FSV Mainz 05) mussten schon gehen. Kaum hat Bo Svensson in Mainz sein Amt als neuer Chefcoach angetreten, wackeln drei seiner Kollegen wegen chronischer Erfolglosigkeit: Bruno Labbadia bei Hertha BSC, Markus Gisdol beim 1. FC Köln und Sebastian Hoeneß bei der TSG 1899 Hoffenheim.
Ihre Wege kreuzen sich in den nächsten Tagen: Köln empfängt am Samstag zum Krisentreffen die Berliner, am Dienstag darauf muss Hoffenheim zu Hertha und empfängt danach die Kölner.
BRUNO LABBADIA: Auch der camelfarbene Mantel von Bruno Labbadia hat seine Wirkung längst verloren. Ende November war der vermeintliche Talisman noch Symbol für den vom Hertha-Trainer gebetsmühlenartig wie erfolglos herbeigeredeten Aufschwung. Zwei Monate später gehört das Kleidungsstück in die Glücksbringer-Mottenkiste. Big City Glamour und Europacup sind bei der Hertha nicht das Thema. Die Berliner stecken nach dem 0:1 bei Arminia Bielefeld mittendrin im Abstiegskampf. Das Team zeigt keine Entwicklung und ließ seinen Trainer erneut im Stich.
Zwei Fragen stehen im Mittelpunkt: Ist Labbadia (54) Lösung oder Teil des Problems, dass die Mannschaft keine Struktur, Konstanz und keinen Teamgeist zeigt? Und wie lange schaut sich Lars Windhorst die Stagnation noch an? Formal kann der Investor keinen Einfluss auf die Personalpolitik nehmen, doch bei einem Volumen von 374 Millionen Euro dürfte der Geldgeber nicht schweigend Mittelmaß akzeptieren. Neben Labbadia steht längst auch Manager Michael Preetz massiv unter Druck.
SEBASTIAN HOENESS: Der Neffe von Uli Hoeneß ist so gar nicht ein Lautsprecher wie der langjährige Bayern-Macher. Der 38 Jahre alte Bundesliga-Neuling wirkt stets besonnen und zurückhaltend und ist kein Mann für Schlagzeilen. Kürzlich nach dem 1:3 der Hoffenheimer gegen den SC Freiburg brach es aber aus ihm heraus: «Der Verlauf der ersten Halbzeit passt perfekt zum Drehbuch eines Horrorfilms.»
MARKUS GISDOL: Sportchef Horst Heldt und Trainer Markus Gisdol sind im Kölner Friesenviertel Nachbarn und verstehen sich auch privat sehr gut. Doch Heldt versichert immer wieder, dass das bei der Frage nach der Zukunft des Trainers keine Rolle spiele. Im Spätherbst war es schon mal ganz eng geworden für den 51-Jährigen, weil der FC eine Sieglos-Serie aus der alten Saison in die neue schleppte, die auf 18 Partien anwuchs.
Der 2:1-Coup Ende November in Dortmund war ein Befreiungsschlag für den Trainer. Zumal er durch zwei einstudierte Standards und eine System-Änderung auf Dreierkette und zwei falsche Neuner großen Anteil daran hatte. Doch nun funktioniert auch dieses System nicht mehr, und nach null Punkten und 0:6 Toren im Jahr 2021 kämpft Gisdol (wieder mal) um den Job. Heldts Jobgarantie gilt zunächst nur für das nächste Spiel gegen die Hertha. Lokale Medien sprechen deshalb von einem Endspiel. Irgendwann nutzt eben auch die beste Nachbarschaft nichts.
© dpa-infocom, dpa:210111-99-979587/3
(dpa)