1. Bundesliga

Manuel Riemann – Torhüter gegen Torhüter, das ging nicht immer gut!

06.11.2021

VfL Bochum
2:0
1899 Hoffenheim

Für WELT.DE undFußball-Satiriker Oskar Beck war der von Manuel Riemann im Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim (2:0) verschossene Elfmeter „der höchste Strafstoß seit UliHoeneß.“ Schöne Satire. Real ging das Duell zweier Torhüter am Elfmeterpunktoft genug schief in der Bundesliga.

„Nur die Alten und Toten unter uns erinnern sich noch an denhöchsten Elfmeter der Fußballgeschichte. Uli Hoeneß hat ihn geschossen, am 20.Juni 1976 im EM-Finale gegen die damalige ČSSR. Wild entschlossen lief er an,drosch mit rechts drauf, volle Kanne - „und dann“, sagte Hoeneß später, „sahich den Ball steigen, wie eine Rakete“, schrieb Beck am Montag, „an denFlutlichtmasten vorbei hat er das runde Ding fast senkrecht über das BelgraderStadion hinaus auf die Autobahn in Richtung Albanien geballert, und ein LKWsoll es dann überfahren haben.“

Andere Quellen sprechen davon, dass hartnäckige Balljungenin Belgrad bis heute den Ball suchen (vgl.: Lothar Herbert Matthäus, Frankfurt1984). Wie auch immer. Das hohe Fangnetz im Vonovia Ruhrstadion konnte nichtverhindern, dass sich Geschichte wiederholt. Im doppelten Sinn.

Zum einen gab es den „Uli-Hoeneß-Gedächtnis-Elfer“ – und zumanderen den elften Fall seit 1969 aus der Reihe „Keeper scheitert an Keeper.“ DassTorhüter in der Bundesliga selbst zum Elfmeter antreten, ist seit mehr als 50Jahren ein gewohntes Bild.

Torhüter beimElfmeter: „König Radi“ machte den Anfang

Der erste, der sich traute und scheiterte, war natürlich der bis ManuelNeuer offensivste Keeper der Liga-Geschichte, Petar „Radi“ Radenkovic (87) von1860 München. „Petar Radenkovic glänzte mit seinen Ausflügen bis an dieMittellinie“, schrieb das DFL Bundesliga-Lexikon (2003) über denMeister-Torhüter von 1966. „Radi“, gern auch von seinem Konkurrenten Sepp Maier(„Bin I Radi, bin I Depp, König bleibt der Maier-Sepp“) verulkt, scheiterte1969 vom Punkt. Am 17. Mai 1969 verschoss der Torhüter aus Belgrad (Passt!)gegen Hertha BSC (0:1) und Gernot Fraydl.

26 Jahre lang bliebendie Torwart-Elferschützen cool

Weltmeister Norbert Nigbur (Schalke 04) und Fred-WernerBockhold von Kickers Offenbach waren dann 1972 für mehr als zwei Jahrzehnte dieletzten Bundesliga-Torhüter, die vom ominösen Punkt aus nicht verwandelnkonnten. Beide scheiterten in der Saison 1972/73 bei ihren Elfer-Versuchen.Nigbur zog gegen Fortuna Düsseldorf (3:1) und Schlussmann Wilfried Woyke,Bockhold beim MSV Duisburg und Dieter Linders den Kürzeren.

Kostete ButtsFehlschuss Bayer Leverkusen den Titel?

Dann kam er. „Butt, Butt, Butt“ – der eiskalte Torhüter ausOldenburg. In Diensten des Hamburger SV und Bayer Leverkusen trat Hans-JörgButt (47) in der Bundesliga 31-mal zum Elfmeter an. 26-mal verwandelte er, fünfMal ging es schief. Und das erstmals am 3. Oktober 1998, im direkten Duellgegen seinen HSV-Vorgänger Richard „Richie“ Golz vom SC Freiburg (0:0). Golzhielt in der 90. Minute, Freiburgs Fans feierten den gehaltenen Elfer wie einenSieg. Folgenschwerer erwies sich sein dritter Fehlschuss vom Punkt, am 20.April 2002 gegen Werder Bremen (1:2). Butt vergab gegen Frank „Fäustel“ Rost –und diese Fahrkarte kostete Bayer Leverkusen möglicherweise die DeutscheMeisterschaft. Zwischen Butts fünften vergebenen Elfer (2010, für den FC Bayern gegen Mainz 05 und Heinz Müller) und RiemannsUli-Hoeneß-Kopie liegen nun wieder elf Jahre.

„Titan“ Kahn: Erkonnte alles – außer Elfer schießen

Aber, aber: Verschossene Torhüter-Elfer, das kommt in denbesten Bundesliga-Familien vor. Oliver Kahn, der „Titan“ vom FC Bayern („DieFans müssen wissen, dass ich kein Clown bin“), hielt es am 23. Februar 2002gegen Energie Cottbus für eine gute Idee, selbst auszuführen. Ohne Risikoallerdings, es lief die 91. Minute und es stand 6:0 für den FC Bayern…

Elfer-Heldin dieser Szene war einer, der 2001/2002 gegen Gladbach mit dem Hinterkopfeines der kuriosesten Torhüter-Eigentore der Liga-Historie lieferte. TomislavPiplica. Der bosnische Torhüter verschoss am 5. Mai 2001 ebenfalls selbst, undzwar beim turbulenten Ost-Derby bei Hansa Rostock (0:1) gegen MartinPieckenhagen.

Kleiner Trost für Manuel Riemann und Bochum: Cottbus blieb am Ende trotzdem drin.