Mainz 05: Die jüngste Vergangenheit trübt die Bundesliga-Etablierung
von philipp.meierjohannEin Blick auf die letzten zehn Jahre von Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga zeigt deutlich, wie gut sich der Klub in der Bundesliga integriert hat. Allerdings herrschten nach längeren Trainer-Zeiten jüngst Wechselspiele auf der wichtigsten Vereins-Position. Droht man sich dieses Jahr die Bundesliga-Ära zunichtezumachen?
Klopp und Tuchel machten ihre ersten Schritte
Zwei ehemalige Trainer des FSV Mainz 05 haben sich auf der Welt ihren Namen gemacht. Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund und nun dem FC Liverpool und Thomas Tuchel als Trainer von Borussia Dortmund und Paris St. Germain. Beide feierten ihren Durchbruch bei Mainz 05. Klopps Abgang liegt bereits zwölf Jahre zurück. Tuchel ging 2014 nach Dortmund. Bezogen auf die letzten zehn Jahre war Tuchel der mit Abstand beste Coach des FSV.
Mit einem Punkteschnitt von 1,43 pro Spiel überragt er die Nachfolger Kasper Hjulmand (24 Spiele), Martin Schmidt (91 Spiele), Sandro Schwarz (85 Spiele), Achim Beierlorzer (26 Spiele) und Jan-Moritz Lichte (zwölf Spiele) deutlich. Dabei durften diese Trainer erst so richtig investieren. 2018 kam Jean-Philippe Mateta aus Lyon und 2019 Jeremiah St. Juste aus Rotterdam nach Rheinland-Pfalz. Beide wechselten für je acht Millionen Euro den Verein. Bis heute teilen sie sich Platz eins als teuerste Neuzugänge des FSV. Rekord-Abgang ist seit Sommer 2018 Abdou Diallo. Er ging für 28 Millionen Euro zum Liga-Rivalen Borussia Dortmund.
Mainz als Schalke-Filiale
Besonders häufig transferierte man mit Bayer 04 Leverkusen und der SpVgg Greuther Fürth in den letzten zehn Jahren. Fünf Spieler aus Fürth wechselten fest nach Mainz. Aus Leverkusen kamen sechs Profis, wovon drei Transfers als Leihe fungierten. Der FC Schalke 04 bediente sich hingegen gerne bei Mainz 05. Sechs Kicker wechselten von Rot-Weiß zu Blau-Weiß.
Nach dem Bundesliga-Aufstieg 2009 konnte Mainz 05 mehrmals überraschen. Dreimal fand sich der Klub auf den Rängen fünf bis sieben wieder. Doch gerade die jüngsten Ergebnisse sind enttäuschend. Denn schon sechsmal musste man sich in den letzten zehn Jahren mit den Plätzen zwölf bis 15 zufriedengeben.
Im DFB-Pokal schaffte man es zweimal ins Viertelfinale. Highlight bleibt die Qualifikation für die UEFA Europa League in der Saison 16/17. Dort scheiterte man allerdings knapp in der Gruppenphase und schied mit Platz drei aus dem Wettbewerb vorzeitig aus. Der finanzielle Anstieg der Branche schlug sich auch im Mainz-Kader wieder. Während der durchschnittliche Spielerwert 2010 noch bei rund 1,2 Millionen Euro lag, steigerte man den Wert 2020 auf 3,47 Millionen Euro pro Akteur.
Mit unter anderem dem FC Augsburg engagierte man sich zuletzt für den „Aufstand der Kleinen“. Dabei ging es um die Umverteilung der TV-Gelder der Fußball-Bundesliga. Von dem vorgeschlagenen Modell sollen kleinere Klubs wie der FSV profitieren. Seit 2016 hat der Klub übrigens einen neuen Namensgeber für die Heimstätte. Fünf Jahre lang hieß das Stadion „Coface Arena“. Seit mehr als vier Jahren ziert der Sponsor „Opel“ den Namen des Stadions.
Neuer Trainer, neues Kapitel?
Die fortschreitende Professionalisierung des Klubs schlug sich auch in den jährlichen Geschäftsberichten wieder. 2019 schloss man das Geschäftsjahr mit einem Rekordumsatz und Rekordgewinn ab. Im Vergleich zum Vorjahr verbesserte sich das Ergebnis des Umsatzes um 27 %.
Als Einzelspieler machte André Schürrle in der Saison 2010/2011 auf sich aufmerksam. Mit 20 Scorerpunkten war er der Top-Star der damaligen Youngster-Truppe aus Mainz. Bei den 05ern schaffte er den Durchbruch und ging in der Folge nach Leverkusen.
Eigentlich ist die Vergangenheit des FSV eine Erfolgsgeschichte. Nach dem Aufstieg hat man beeindruckende Ergebnisse eingefahren und durfte sich bereits international präsentieren. Doch die jüngsten Jahre waren negativer geprägt. Diese Saison geht es um das Überleben für Mainz 05. Auch die vielen Trainerwechsel in den letzten Monaten muss man kritisch hinterfragen. Doch nun hat ein neuer Trainer, mit einer neuen sportlichen Führung im Rücken, die Chance einiges zu korrigieren und ein neues Kapitel einzuleiten.