13. April 1995: Der BVB, die Möller-Schwalbe und die besten Sprüche
von Carsten GermannEs war amGründonnerstag 1995, Flutlichtspiel im Dortmunder Westfalenstadion, der BVBgegen den Karlsruher SC. Die Borussia braucht den Sieg, um die Tabellenführungvor Werder Bremen zu verteidigen. Dortmunds Superstar Andreas Möller (heute 54)sorgt in der 74. Minute für einen bis dahin nicht gekannten Eklat. Eine „Schwalben-Szene“,die fast so legendär wurde wie die dazugehörigen Sprüche.
Was war passiert? Nach 74 Minuten versuchte Lars Ricken beimStande von 0:1 aus Sicht von Borussia Dortmund einen Doppelpass mit Möller, derging parallel zu KSC-Verteidiger Dirk Schuster und ließ sich – ohne Kontakt –fallen.
Schiedsrichter Günther Habermann aus Weißensee fiel auf denFaller von Möller herein – und gab Elfmeter. Michael Zorc (76.) nutzte diegeschenkte Elfmeterchance zum 1:1, ehe BVB-Antreiber Matthias Sammer den Hammerauspackte und Karlsruhe mit einem Distanzschuss (86.) ausknockte.
Einziger „Schwalben-Sünder“der Liga-Historie
Zorc verschoss gegen den KSC-Keeper Claus Reitmaier („Lieber arbeitslos als Österreicher“) in dieser hitzigen Partie in der 89. Minute noch einen Elfmeter, doch derSkandal stand über allem. Möller wurde als bis heute einziger Spieler vom DFB-Sportgerichtnachträglich für eine „Schwalbe“ gesperrt. Und das für 2 Spiele, die Partienbei Bayern München (1:2) und gegen Dynamo Dresden (2:0) waren ohne dentorgefährlichen Mittelfeldspieler (14 Tore / 10 Assists) mühsam für Dortmund.
Einsicht zeigte der BVB-Star nach dem Spiel nicht: „Der Trainer von Karlsruhe, Herr Schäfer, attackiert mich Jahr für Jahr und haut mir durch seine Presseleute eins drüber. Bei jedem anderen wäre ich vielleicht zum Schiedsrichter gegangen und hätte es zugegeben. Bei Herrn Schäfer tue ich das nicht.“
Und Möller legt nach: „Ich kann diese Heuchelei nicht mehr hören, ich werde auch weiterhin in den Strafraum gehen und wenn ich falle, dann ist es Elfmeter.“
„Das ist das Produkt vonAndy Möller“
KSC-Trainer Winfried Schäfer gilt als Intimfeind desDortmunder Spielmachers. „Wild Winnie“ klatscht nach dem verwandelten Elfmetervon Zorc hämisch Beifall und ist auch nach der Partie kaum zu beruhigen. „Auf dem Weg zur Pressekonferenz, da waren Kinder“, giftet Schäfer, „Sie haben mir und der Mannschaft den Mittelfinger gezeigt - und das ist das Produkt von Andy Möller.“
Seine klare Forderung an die Medien: „Zeigen Sie im Fernsehen jeden Tag Andy Möller, damit der Fußball wieder sauber wird!“