Horror-Zahlen zum HSV: „A long way down“

von Carsten Germann17:00 Uhr | 20.06.2022

Berlin, 20. Juni 1987. Mit 3:1 gewinnt der Hamburger SV gegen den Zweitligisten Stuttgarter Kickers zum 3. Mal den DFB-Pokal. Skandale, Transfer-Flops und viele Fehleinschätzungen führten den HSV seit diesem Tag auf einen langen Weg nach unten – „A long way down“. Fussballdaten.de nennt eine Auswahl mit 10 der bizarrsten Stationen (Quellen: BILD am SONNTAG vom 19. Juni 2022 / Eigene Recherche).

Nein, der HSV ist seit diesem ominösen Juni-Tag in Berlin nicht ganz ohne Titel geblieben. 2005 gewann man unter Ex-Profi Thomas Doll in Valencia den UI-Cup.

2 Siege gegen Bayern

Dennoch Solche Ausreißer nach oben – in der Saison 2005/2006 spielte Hamburg bis zum 33. Spieltag um die Deutsche Meisterschaft und schlug den späteren Titelträger FC Bayern zwei Mal – waren leider zu selten.

Dafür gab es jede Menge Fehltritte, teils bizarr, teilweise einmalig in der Bundesliga-Historie. Los ging es eigentlich schon im Sommer 1987. Erfolgstrainer Ernst Happel († 1992) verabschiedete sich nach dem Pokalsieg auf leisen Sohlen aus dem Berliner Olympiastadion. „Er war nicht unbedingt ein Feierbiest“, erinnert sich HSV-Idol Thomas von Heesen (60) dazu in BILD am SONNTAG (aktuelle Ausgabe). Der Österreicher war für den bis heute letzten großen Titelgewinn der Hamburger verantwortlich. Seine Bilanz mit 2 Meistertiteln, dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1983 und dem DFB-Pokalsieg ist bis heute für jeden HSV-Trainer eine zu schwere Bürde.

10 ausgewählte Flops des HSV aus 35 titellosen Jahren

  • Happel-Nachfolger Josip Skoblar – warum die HSV-Bosse ausgerechnet ihn auswählten, wissen wir nicht – brachte Pannen-Torhüter Mladen Pralija (heute 63) von Hajduk Split mit, beide waren schon nach 15 Bundesliga-Spielen am Ende. Pralija kassierte gleich zum Einstand bei Bayern München 6 Gegentore und wurde beim 2:8 bei Borussia Mönchengladbach von einem gewissen Richard Golz ersetzt.
  • 1991: Der HSV und sein schillernder Präsident Jürgen Hunke schienen ihrer Zeit voraus zu sein – und brachten die „HSV-Aktie“ auf den Finanzmarkt, umgerechnet 18 Mio. Euro erhoffte man sich in Hamburg davon, doch das Wertpapier floppte und am Ende rettet nur der Notverkauf von Superstar Thomas Doll zu Lazio Rom den Verein vor schlimmsten finanziellen Turbulenzen…
  • Ein in der Bundesliga selten bis nie dagewesener Vorgang: 1995 veranlassten die schwachen HSV-Leistungen den Trikot-Sponsor TV Spielfilm zum vorzeitigen Ausstieg, im Saisonfinale bei Borussia Dortmund (0:2) mussten die Hansestädter mit dem HSV-Logo auf den Shirts auflaufen…
  • Mit Felix Magath (68), von Ex-Frankfurter Bachirou Salou als „letzter Diktator Europas“ bezeichnet, übernahm 1995 ein autoritärer Coach mit Legendenstatus im Verein – er ließ gleich 152 Minuten lang trainieren, der „Quälix“-Kult war geboren, der HSV sprang 1996 noch in den UEFA-Cup.
  • Transfer-Flops des HSV würden allein ein Faktenstück füllen, wir beschränken uns auf den 1997 geholten Bulgaren Martin Zafirov, für den Hamburg 300.000 Euro zahlte – und der nach einem Spiel und Rot schon wieder draußen war…
  • 2006 ließ man den Top-Stürmer Sergej Barbarez (34) ablösefrei zu Bayer Leverkusen ziehen – der Verbleib des Bosniers (65 Liga-Tore in 174 Spielen) scheiterte angeblich an 200.000 Euro…
  • 19 Tage durften Hamburg und sein HSV 2009 von 3 Titeln und von der eigenen Renaissance träumen – doch dann kamen die „Werder-Wochen“, Meistertitel, UEFA-Cup und DFB-Pokal wurden mit 3 Niederlagen gegen den Erzrivalen Werder Bremen in 4 Spielen vergeigt.
  • Trainer-Flops hatte der HSV seit der Entlassung von Frank Pagelsdorf (führte den Klub 2000 erstmals in die Champions League, wo es u. a. das legendäre 4:4 gegen Juventus Turin gab) im Jahr 2001 genug, einer aber tat sich besonders hervor: „Holland-Berti“ Bert van Marwijk war nach nur 145 Tagen und 17 Spielen (Punkteschnitt: 0,88) weg
  • Die Relegation und die Auswärtstor-Regel retteten den HSV gegen Greuther Fürth 2014 vor dem Abstieg, „Retter-Coach“ Mirko Slomka (54) half das wenig, er wurde im Sommer 2014 von HSV-Investor Klaus-Michael Kühne in einem Interview öffentlich angezählt und musste nach 19 Spielen, 0,89 Punkten pro Partie gehen
  • 30. März 2013: Mit einer 2:9-Klatsche beim späteren Meister FC Bayern München entging der HSV nur knapp der ersten zweistelligen Niederlage in der Bundesliga seit 1984 (Borussia Mönchengladbach gegen Eintracht Braunschweig, 10:0), die 3 höchsten HSV-Schlappen aller Zeiten – zum 2:9 in München gesellten sich 2015 und 2017 noch 2-mal ein 0:8 bei den Bayern dazu – fielen in die letzte Phase des „Dinos“ in der Bundesliga bis zum Abstieg 2018. 


Wenn das Spielsystem verschwimmt, schwimmt der Trainer.

— Jupp Heynckes