Dresden (dpa) – Die Profis von Dynamo Dresden gönnten sich nach dem Abpfiff Pizza und Bier auf dem Rasen, fuhren dann in ihren Aufsteiger-Shirts ins Trainingszentrum und ließen es dort auf der Party ausgelassen krachen.
Die Social-Media-Kanäle der Fußballspieler zeigten die pure Freude über den Aufstieg in Liga zwei - fast wie in ihrer eigenen Welt. Für Sorgen, Ängste oder gar Mitgefühl für die Verletzten der Krawalle außerhalb des Stadions war kaum Platz. Dabei waren die Böller und die Raketen auch im Innenraum deutlich zu hören.
Während des Drittliga-Spiels gegen Türkgücü München (4:0) kam es zu blutigen Ausschreitungen außerhalb des Stadions zwischen einem Fan-Mob und der Polizei. Laut Polizei wurden elf Beamte so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Auch unter den Anhängern gab es Verletzte. «Auch wenn wir uns alle über den Aufstieg von Dynamo Dresden freuen: Die Gewalt am Stadion gegenüber den Einsatzkräften ist nicht akzeptabel», erklärte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP).
Der Verein brauchte über zwei Stunden, ehe er reagierte. Es gebe nach dem Polizeinsatz viel aufzuarbeiten, twitterte Dynamo. «Es ist sehr schade, dass dieser Tag so schwer beschädigt wurde.» Anschließend folgten vom Verein nur noch Bilder der feiernden Mannschaft.
Man werde die Geschehnisse mit den Sicherheitskräften und Fanvertretungen aufarbeiten, sagte Dynamo-Pressesprecher Henry Buschmann auf dpa-Nachfrage. Die Worte klingen wie Lippenbekenntnisse. Denn die Taten der Dynamo-Hooligans wiederholen sich und erinnerten Rathauschef Hilbert an den Aufstieg 2016. «Ich hoffe sehr, dass sich der Verein aktiv mit diesen Ereignissen auseinandersetzt und bis zum Beginn der Saison in Liga 2 auch Antworten und Konzepte liefern kann», sagte der OB.
Der Umgang des Vereins mit seinen Fans ist zu hinterfragen. Eine klare Positionierung des Clubs bei Ausschreitungen findet praktisch nicht statt. Den gewaltbereiten «Fans» gehe es nur um sich, ihren Frust und nicht um andere. «Das ist verantwortungslos und gefährlich», sagte SPD-Innenpolitiker Albrecht Pallas.
Bei den Krawallen gab es auch Angriffe auf Journalisten. Dresdens Polizeipräsident Jörg Kubiessa sprach von «erschreckenden Szenen». Bisher leitete seine Behörde 17 Ermittlungsverfahren unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ein. 30 Personen kamen in Gewahrsam, mindestens ein Dutzend Polizeifahrzeuge wurden beschädigt. Die Polizei war mit etwa 1100 Beamten im Einsatz.
Die Bilanz der Rettungskräfte offenbart das Ausmaß der Gewaltorgie. Wie die Feuerwehr am Montag mitteilte, musste während des Einsatzes die Alarmierungsstufe «Massenanfall von Verletzten» ausgerufen werden. Insgesamt habe man 44 Menschen medizinisch versorgt und den Großteil von ihnen in umliegende Krankenhäuser bringen müssen.
Völlig in den Hintergrund rückten die Hausaufgaben für die kommende Saison. Aufstiegscoach Alexander Schmidt, dessen Vertrag am 30. Juni endet, würde gerne bleiben. Holt Schmidt am Samstag bei Wehen Wiesbaden auch noch die Meisterschaft, führt wohl kein Weg mehr an ihm vorbei. Aktuell stehen aber die Sicherheitsaspekte an. Denn am Mittwoch steigt steht im sächsischen Pokal-Halbfinale in Leipzig das Duell gegen den 1. FC Lok. Die Leipziger gelten neben Hansa Rostock und dem 1. FC Magdeburg zu den Hauptrivalen der Dresdner Ultras.
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Das ist schon so lange her, da muss ich noch Dauerwelle gehabt haben.
— Martin Pieckenhagen auf die Frage, wann Hansa Rostock das letzte Mal zu null gespielt habe