Präsident Erwin Bugar vom Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) hat sich gegen einen Ausschluss des Chemnitzer FC vom Ligabetrieb des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ausgesprochen. Nach den jüngsten rassistischen und antisemitischen Aussagen einiger Fans waren zuletzt auch Stimmen laut geworden, die einen Rauswurf des Drittligisten aus dem organisierten Fußball gefordert hatten.
"Das halte ich aber für überzogen. Das ist dann vielleicht mal irgendwann die allerletzte Konsequenz, über die aber bislang keiner ernsthaft nachdenkt", sagte Bugar, der auch Vize-Präsident des DFB ist, dem SID. "Dann müsste man auch andere Vereine ausschließen", meinte Bugar, der hofft, dass der Chemnitzer FC "noch die Kurve kriegt".
Der ranghöchste Fußball-Funktionär Ostdeutschlands kündigte an, dass der Verband nun eingreifen werde und ab Montag Kontakt zum Chemnitzer FC aufnehmen wird. "Dass, was dort zuletzt passiert ist, tolerieren wir nicht. Da schauen wir auch nicht weg. Wir wollen überlegen, wie wir am besten helfen können, ohne die Hoheit des Vereins zu verletzen", sagte Bugar.
Bisheriger Ansprechpartner für den NOFV und Bugar beim Chemnitzer FC waren Insolvenzverwalter Klaus Siemon und Sportdirektor Thomas Sobotzik, die für Teile der Ultras zu Hassfiguren geworden sind. Beim letzten Ligaspiel am Samstag bei Bayern München II (2:2) war Sobotzik als "Judensau" beschimpft worden, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat Ermittlungen aufgenommen.
"Nach den Vorkommnissen im März hatte ich eigentlich das Gefühl, dass wieder Ruhe einkehrt. Doch die jüngsten Vorfälle zeigen, dass die Baustelle noch längst nicht geschlossen ist", sagte Bugar. Am 9. März hatten Hooligan-Gruppen im Stadion eine Gedenkveranstaltung für den verstorbenen und mutmaßlich rechtsradikalen Chemnitz-Fan Thomas H. abgehalten und damit bundesweit für Wirbel gesorgt.
Für die Klubführung um Siemon und Sobotzik ist die Lage äußerst prekär. Der Klub kämpft auf der einen Seite weiter gegen die Insolvenz, muss derzeit einen neuen Notvorstand bestellen, gleichzeitig tobt ein Streit mit den Ultras, die dem Klub mit rechtsradikalen Äußerungen enormen Schaden zufügen. "So etwas habe ich in meiner 40 Jahre dauernden Funktionärslaufbahn auch noch nicht erlebt", sagte Bugar.
(sid)
Prima, das Duisburger Publikum, es unterstützt die eigene Mannschaft.
— Ulli Potofski