HSV-Trainer Tim Walter ging zielgerichtet zu den eigenen Fans, seine Spieler folgten ihm nach dem 0:3 (0:0) im emotionsreichen 108. Hamburger Stadtderby beim FC St. Pauli eher zögernd.
Auf der anderen Seite des Platzes lagen sich die Kiezkicker nach einem denkwürdigen Spiel erschöpft und glücklich in den Armen. Von den Rängen im mit 29 205 Zuschauern ausverkauften Millerntorstadion schallte es vom braun-weißen Anhang: «Die Nummer eins, das sind wir.»
Ausgerechnet Stadtrivale FC St. Pauli hatte den HSV in der 2. Fußball-Bundesliga gestoppt und seine eigene Krise mit dem höchsten Derby-Sieg seit 62 Jahren auf einen Schlag beendet. «Ich bin völlig geschafft», sagte Trainer Timo Schultz im Sender Sky. Sein Co-Kapitän Leart Paqarada ging es ähnlich: «Es ist ein geiles Gefühl. Schöner hätte ich mir das nicht ausmalen können.»
Rot für HSV-Kapitän Schonlau
Begünstigt wurde der Weg zur Kiez-Hochstimmung durch die Rote Karte für HSV-Kapitän Sebastian Schonlau (28). Mehr als 60 Minuten musste seine Mannschaft nach seinem Platzverweis wegen einer Notbremse gegen Etienne Amenyido in Unterzahl spielen. «Klar ist man enttäuscht, wenn man ein Derby verliert in dem Rahmen», sagte HSV-Trainer Walter. «Wir haben trotzdem nie aufgegeben.»
Durch die erste Niederlage nach sieben Spielen muss sein Team nun um die Tabellenführung am Wochenende bangen. Zudem war es die erste Pleite in der Fremde nach saisonübergreifend acht Siegen. Für St. Pauli war der Erfolg der erste nach sieben Spielen - und eine große Erleichterung. Eric Smith (61.), Marcel Hartel (74.) und David Otto (89.) sorgten für braun-weiße Partystimmung.
Vor dem Risikospiel hatte ein Polizeieinsatz für Aufregung gesorgt. Die Polizei hatte mehrere Anhänger des FC St. Pauli in Gewahrsam genommen. Ein auf Twitter kursierendes Video zeigt eine solche Ingewahrsamnahme, bei der ein Polizist Zwang in Form von körperlicher Gewalt anwendet. «Ob die Verhältnismäßigkeit gewahrt wurde, gilt es zu prüfen», teilte die Polizei via Twitter mit. In dem Video ist zu sehen, wie mehrere Menschen von Polizisten auf dem Boden fixiert werden. Ein Beamter schlägt auf einen am Boden liegenden Mann ein, während ein anderer dessen Beine fixiert. Der FC St. Pauli forderte Aufklärung.
Fürth verpasst Sieg gegen Rostock
Indes kassierte die SpVgg Greuther Fürth kurz vor dem Schlusspfiff gegen ein rustikales Hansa Rostock einen weiteren Tiefschlag. Die Franken ließen sich beim 2:2 (1:0) von der ruppigen Spielweise der Gäste zwar lange nicht aus dem Konzept bringen. Ein unmittelbar vor dem Ende verwandelter Foulelfmeter von Ryan Malone (90.+3) brachte die konsternierten Franken aber um ihren zweiten Saisonsieg. Die Mannschaft von Trainer Marc Schneider kletterte nach dem dritten Remis am Stück zum Auftakt des 12. Spieltags aber vorerst auf Tabellenplatz 15.
Fürth-Kapitän Branimir Hrgota (20. Minute) erzielte vor 10-516 Zuschauern die Führung. Den zwischenzeitlichen Ausgleich von Lukas Fröde (57.) machte per Kopf Ragnar Ache (60.) nach einer herrlichen Flanke von Simon Asta wieder wett. Nach Gelb-Rot gegen John Verhoek (62.) vergab kurz vor dem Ende Afimico Pululu (88.) die dicke Chance zum 3:1. Im Gegenzug schockte Malone die Hausherren.(dpa)
Der Trainer versteht mich nicht, weil ich als einziger Spieler den Mannheimer Dialekt nicht beherrsche.
— Peter Lux, Waldhof Mannheim.