Kurz nach dem so wichtigen Sieg in Darmstadt blinkten bei einigen Entscheidungsträgern des 1. FC Kaiserslautern die Handys. Einer der ersten Gratulanten war der ehemalige Trainer Jeff Strasser.
Dieses Kellerduell der 2. Fußball-Bundesliga musste am Mittwochabend wiederholt werden, weil Strasser vier Wochen zuvor bei der ersten Auflage mit Herzrhythmusstörungen ins Krankenhaus kam. Das Spiel wurde damals abgebrochen, acht Tage später übernahm Michael Frontzeck den FCK.
Seitdem erholt sich der eine Trainer von diesem medizinischen Notfall und führt der andere den Tabellenletzten von Sieg zu Sieg. «Wir sind wieder da!», sagte Torwart Marius Müller nach dem 2:1 (1:0) beim Vorletzten Darmstadt 98. Sollten die «Roten Teufel» am Samstag auch noch in Aue gewinnen, könnten sie zum ersten Mal seit dem 3. Spieltag wieder die Abstiegsplätze verlassen.
Strasser fiebere bei jedem Spiel mit, erzählte der Vereinssprecher Stefan Roßkopf hinterher. «Er ist ein Teil der FCK-Familie.» Auch der junge Mittelfeldspieler Nils Seufert betonte: «Klar haben wir heute auch für Jeff Strasser gespielt.»
Der viermalige deutsche Meister mag ein notorischer Krisenherd sein. Er verschleißt seit Jahren sein Personal, er gibt ständig mehr Geld aus, als er eigentlich auf dem Konto hat. Und niemand weiß genau, ob er überhaupt die Lizenz für die 3. Liga bekommen würde, falls er im Mai tatsächlich zum ersten Mal aus dem Profifußball absteigen sollte. Aber eines wurde an diesem Mittwochabend in Darmstadt auch deutlich: Dieser ruhmreiche Club lässt viele Menschen einfach nicht los.
Denn nicht nur Strasser und etwa 3000 mitgereiste Fans zitterten bei diesem Abstiegskampf-Duell am Böllenfalltor mit. Auf der Tribüne stand auch der langjährige Lauterer Torjäger und Vorstandschef Stefan Kuntz, der bei seinem Herzensverein 2016 vom Hof gejagt wurde und jetzt die deutsche U21-Nationalmannschaft trainiert.
Nach dem Spiel erklärte Marius Müller, wie der neue Trainer Frontzeck die Mannschaft motiviert habe. «Er hat uns die Tabellen der vergangenen Wochen in die Kabine gehängt», sagte der Torwart. «Anfang des Monats lagen wir noch zehn Punkte hinter Darmstadt, vor diesem Spiel waren es vier, jetzt ist es nur noch einer.»
Frontzeck wiederum lobte Mannschaft für ihren klaren Kopf. «Es ist nicht ganz leicht, Woche für Woche mit dem Rücken zur Wand zu stehen und diese Leistungen abzurufen», sagte der 53-Jährige. «Aber ich bin jetzt seit gut drei Wochen Trainer in Kaiserslautern und sehr zufrieden mit dem, was ich von der Mannschaft sehe.»
Seit dem Bundesliga-Abstieg 2012 hat der FCK bereits den siebten Trainer und den vierten Sportchef installiert. Auch von den 14 neuen Spielern, die im vergangenen Sommer verpflichtet wurden, halfen dem Verein nicht einmal eine Handvoll wirklich weiter. Im Moment sieht es aber so aus, als hätten ausgerechnet die Lauterer in diesem Winter auf einmal die richtigen Leute zur richtigen Zeit geholt.
Frontzeck strahlt mit der Erfahrung von mehr als 30 Jahren im Profifußball und vier Trainerstationen in der Bundesliga eine sehr hilfreiche Ruhe aus. Und auch die Routine der drei Wintertransfers Jan-Ingwer Callsen-Bracker (33), Halil Altintop (35) und Ruben Jenssen (29) verhilft dem Team zu neuer Stabilität.
«Wir haben ein neues Gefühl in der Mannschaft. Wir haben jetzt Führungsspieler auf dem Platz, die klare Kommandos geben», sagte der Torschütze Phillipp Mwene. Ob das am Ende reicht? «Wir müssen auch in Aue gewinnen», meinte Nils Seufert. «Es bringt uns nichts mehr, Unentschieden zu spielen. Und verlieren dürfen wir eigentlich gar nicht mehr.»
(dpa)
In erster Linie versuche ich, über den vierten Offiziellen die Nachspielzeit zu reduzieren.
— Sebastian Hoeneß, Trainer 1899 Hoffenheim, auf die Frage, wie er gegen Eintracht Frankfurt späte Gegentreffer verhindern will.