Nervenkampf Bundesliga-Aufstieg: Spielplan als Psycho-Faktor

von Marcel Breuer | dpa12:30 Uhr | 20.02.2022
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Diesmal durften die Profis des FC Schalke 04 nach getaner Arbeit auf der Couch zuschauen, wie die prominenten Rivalen aus Bremen und Hamburg stolperten.

Der Aufstiegskampf in der 2. Fußball-Bundesliga wird zu Beginn des letzten Saisondrittels zum Nervenkampf - bei dem der Spielplan durchaus eine Rolle spielt. Denn nachdem in der Vorwoche den Schalkern beim Nachlegen komplett die Nerven versagt hatten, patzten diesmal die beiden Nordlichter und haben nur noch einen beziehungsweise zwei Punkte Vorsprung.

«Letzte Woche hatte die Konkurrenz vorgelegt, wir standen am Sonntag unter Druck und sind damit nicht zurechtgekommen», sagte Schalkes Torhüter Martin Fraisl mit Blick auf das 1:2 in Düsseldorf. Und frohlockte nach dem 2:0 am Freitagabend gegen den SC Paderborn: «Diesmal haben wir vorgelegt. Jetzt müssen die anderen gewinnen, wenn sie den Abstand auf uns halten wollen.»

Das gelang am Samstag prompt nicht: Werder Bremen kam nach zuvor sieben Siegen unter Trainer Ole Werner nur zu einem 1:1 gegen Schlusslicht FC Ingolstadt. Werner verpasste damit die Einstellung des Startrekords von Club-Ikone Otto Rehhagel. Und der Hamburger SV musste sich beim Abstiegskandidaten SV Sandhausen mit demselben Ergebnis begnügen. Einen Zusammenhang zum vorherigen Sieg der in Düsseldorf so schlechten Schalker stellte zwar niemand her. Doch Spiel und Ergebnis waren nach dem Hoch der vergangenen Wochen doch erstaunlich ernüchternd.

«Wir haben nicht die Leistungen der Vorwochen abgerufen und dafür wirst du in dieser Liga bestraft», stellte Bremens Kapitän Ömer Toprak fest. «Das fühlt sich wie eine Niederlage an», sagte Abwehrspieler Marco Friedl. Und Torschütze Niclas Füllkrug, dessen 1:0 eine Viertelstunde vor Schluss nicht reichte, forderte: «Wir müssen jedes Spiel mit 100 Prozent bestreiten.»

Das gelang auch dem HSV bestenfalls eine Halbzeit lang. «Die erste Halbzeit haben wir eben verpennt, und dann wird es in dieser Liga schwer, die Spiele zu gewinnen», sagte Kapitän Sebastian Schonlau. Immerhin fanden die Hamburger laut Trainer Tim Walter «die richtigen Stellschrauben» und retteten durch Sonny Kittel (59.) einen Punkt. «Dass man auch mal eine nicht so gute Halbzeit erlebt, ist völlig normal», sagte Walter und bemühte sich um Gelassenheit: «Aber dass wir so in dieses Spiel zurückgekommen sind, das ist wichtig und für mich entscheidend.»

Auch Schalke-Coach Dimitrios Grammozis will sich auf Psychospielchen am liebsten nicht einlassen. «Ich habe meinen Spielern schon letzte Woche gesagt, dass wir uns nicht so davon beeinflussen lassen dürfen, wenn die anderen vorlegen», sagte er: «Ob der HSV oder Werder gewinnen oder nicht, das ist nicht unsere Baustelle.»

Doch es ist ja nicht nur ein Dreikampf zwischen Werder (42), dem HSV (41) und Schalke (40). Neben dem am Sonntag spielenden FC St. Pauli und Darmstadt 98 mischt auch noch der 1. FC Heidenheim (38) mit, der beim 1:1 in Dresden allerdings beim Vorlegen Punkte verschenkte. Und auch der 1. FC Nürnberg (36) meldete sich nach zwei bitteren Niederlagen durch das 2:0 gegen Jahn Regensburg zurück.

Am nächsten Spieltag darf übrigens wieder Schalke vorlegen. Die Königsblauen spielen am Samstag in Karlsruhe, der HSV und Werder treffen tags darauf im Nord-Derby aufeinander.

(dpa)



Für mich ist der Begriff Idiot, wie aktive Fans jetzt vielfach genannt wurden, in der gleichen Kategorie angesiedelt wie der Hurensohn.

— Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union Berlin.