Herzlichen Glückwunsch zum 85. Geburtstag, Uwe Seeler! „Uns‘ Uwe“, geboren am 5. November 1936 in Hamburg, begeistert Generationen von Fußballfans. Nicht nur bei „seinem“ HSV. Geradlinig, authentisch, ehrlich und loyal führte Seeler den HSV als Spieler und als Präsident. Bis heute ist der Vize-Weltmeister von 1966 Vorbild für viele. Udo Jürgens und Billy Sanders widmeten ihm Lieder („Vergiss den Uwe nicht“, 1972 zum Abschied vom HSV / „Gib doch den Ball zu Uwe Seeler“) Und auch Seelers Sprüche sind Kult.
Samstag, 06.11.2021
„Altwerden ist nichts für Feiglinge“, sagte Seeler vor seinem 85. Geburtstag in der sehenswerten ARD-Dokumentation Einer von uns von Reinhold Beckmann.
„Uns‘ Uwe“ über die Queen
Seine Erinnerungen hat der Jubilar schon 2003 in Danke, Fußball! (Verlag: Rowohlt) niedergeschrieben. Seelers vielleicht schmerzlichste fußballerische Niederlage, das 2:4 nach Verlängerung im WM-Finale gegen England am 30. Juli 1966 in Wembley kommentiert er so: „In dem Augenblick, den das Foto festhält (es zeigt den geknickten Uwe Seeler und Bundestrainer Helmut Schön nach dem Spiel beim Verlassen des Rasens im Wembley-Stadion, d. Red.), schieben mich meine Begleiter über den Rasen in Richtung einer Treppe, die in die Königsloge führt. Hier wartet Queen Elizabeth II. und die Fußallprominenz aus aller Welt. Ich kannte die Monarchin. Sie war mir auf einem Empfang in Hamburg einmal kurz vorgestellt worden. Da stellte ich fest: Die First Lady versteht etwas vom Fußball. Sie wusste über mich, den HSV und Herberger Bescheid…“
Seelers HSV war 1963 bei den 16 Gründungsmitgliedern der Fußball-Bundesliga. Sein kongenialer Partner im Sturm war der um drei Jahre jüngere Gert „Charly“ Dörfel. Wie Seeler ist auch „Charly“ Dörfel 1,70 m groß. Also beides eigentlich keine ausgewiesenen Kopfball-Ungeheuer. „Charly“ zu einem unzufriedenen Uwe Seeler: „Dicker, wenn du noch einmal meckerst, trete ich die Flanken zehn Zentimeter höher, dann kommst du gar nicht mehr ran.“
Nur einer überwarf sich mit Uwe Seeler…
Ein kleiner Zoff unter Teamkollegen, mehr nicht. Denn mit Uwe Seeler Streit zu bekommen, da gehört schon was dazu. Gutmütigkeit zeichnet den „Dicken“ aus. Der Einzige, der es fertig brachte, Seeler zu vergrämen, war im Januar 2013 der dänische HSV-Sportchef Frank Arnesen. Selbst HSV-Insider wie Patrick Wasserziehr wunderten sich: „Sich mit dem gutmütigen Uwe Seeler zu überwerfen, das muss man erst mal schaffen.“ Zuvor war eine Vertragsverlängerung von Seelers Enkel Levin Öztunali (jetzt Union Berlin) gescheitert.
Gegner veralbern? Nicht mit Uwe Seeler
Seeler steht für Gradlinigkeit. Mätzchen auf dem Platz oder gar die Fußball-Show, die sein Freund Franz Anton Beckenbauer beinahe mit spielerischer Leichtigkeit praktizierte, sind ihm fremd. Das galt auch HSV-intern. „Zwanzig Tore darfst du von mir aus machen, Charly, aber nicht unseren Gegner verulken“, mahnte Seeler „Charly“ Dörfel 1965/66 nach einem 5:1 gegen das historisch schlechteste Bundesliga-Team von Tasmania Berlin.
Die Fans schätzen an Uwe Seeler auch seine Bodenständigkeit. Trotz eines Millionenangebots von Inter Mailand und Trainer Helenio Herrera blieb er 1961 in Hamburg. 1,2 Mio. Mark hatte Inter aufgerufen, bei einem Jahresgehalt von 500.000 Mark pro Saison hätte das HSV-Idol ausgesorgt gehabt. Herrera hatte – lange vor Udo Lindenberg – für eine Woche das Hotel Atlantic gebucht. Den Cash hatte er mit im Koffer. Uwe Seeler lehnte ab. „Es ist nicht das Geld, es ist mein Gefühl.“ Uwe später im Scherz: „Das Angebot von Inter Mailand war so gut, dass meine Mannschaftskameraden gesagt haben: Das musst du annehmen, wir bringen dich mit Blumen zum Flughafen.“
Uwe Seeler, der beste, weil authentischste und geradlinigste HSV-Spieler – ein zeitloses Idol. Nur für einen offenbar nicht. Der legendäre Kabarettist Heinz Erhardt († 1979 / „Was bin ich heute wieder für ein Schelm“) hatte 1972 beim Cameo-Aufritt von Uwe Seeler in Willi wird das Kind schon schaukeln keinen blassen Schimmer: „Wer issen das überhaupt?“
Die, die sagen 'HSV immer zweite Liga', die wissen nicht, dass wir nächstes Jahr in der ersten Liga spielen.
— HSV-Trainer Tim Walter nach einem 2:4 beim Karlsruher SC.