Die Freude über das 4:2 und den damit verteidigten Aufstiegsplatz zum Hinrunden-Abschluss der 2. Fußball-Bundesliga hielt beim Hamburger SV und seinen Anhängern nicht lange.
Samstag, 12.11.2022
Zwei Stunden nach dem Spiel schockten DFB und Verein mit einer Mitteilung, die es in sich hat: Gegen Profi Mario Vuskovic hat der DFB ein Verfahren wegen Dopingverdachts eingeleitet.
Der 20 Jahre alte Innenverteidiger ist bei einer Trainingskontrolle am 16. September positiv auf die Substanz Erythropoetin (Epo) getestet worden. «Wir haben Mario Vuskovic vorerst aus dem Trainings- und Spielbetrieb genommen, um Schaden von ihm sowie dem Club fernzuhalten», teilte der Verein mit. Sein Fehlen im Spiel gegen Sandhausen war zuvor mit «privaten Gründen» erklärt worden.
Vorerst ein Verdachtsfall
Die Mannschaft ist am Sonntagmorgen zu einer neuntägigen Trainings-, Wettkampf- und Freizeitreise nach Kalifornien aufgebrochen - ohne Vuskovic. Der hat die Öffnung der B-Probe beantragt und bereitet eine Stellungnahme vor. So lange ist die Causa Vuskovic ein Verdachtsfall.
Doping-Experten ist allerdings nicht bekannt, das Epo in der Vergangenheit ins Essen gemischt oder unwissentlich mit Medikamenten zur Behandlung irgendwelcher Erkrankungen eingenommen wurde. «In Nahrungsergänzungsmitteln kommen nichtspezifische Substanzen vor. Epo ist aber eine spezifische Substanz, die kaum unwissentlich in den Körper gelangen kann», sagte eine Nada-Sprecherin am Sonntag.
Die Regelstrafe für Dopingdelikte beträgt vier Jahre. Wenn kein Verschulden nachgewiesen wird, kann die Strafe reduziert werden. Für den 20-jährigen Vuskovic, der auf dem Sprung in die Nationalmannschaft ist, könnte eine lange Sperre das Ende seiner sportlichen Karriere bedeuten.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Vuskovic. Das muss sie, denn seit Dezember 2015 gibt es das Antidopinggesetz. Sollte sich das Vergehen bestätigen, droht dem U21-Auswahlspieler auch ein Verfahren vor einem ordentlichen Gericht.
Der Profiboxer Felix Sturm war der erste prominente Fall in Deutschland, der unter anderem wegen Verstoßes gegen das Antidopinggesetz zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Am Freitag ist von Polizei und Staatsanwaltschaft Vuskovics Spind im Volksparkstadion durchsucht worden. Gefunden wurde nichts, hieß es.
Staatliche Ermittlungen sind für die Doping-Fahnder von großem Wert. «Wir wollen wissen: Ist es ein Einzeltäter oder steckt jemand dahinter, der ein Netzwerk betreibt. Wir arbeiten eng mit den staatlichen Ermittlungsbehörden zusammen», erklärte die Nada-Sprecherin.
Vier Siege mit Vuskovic
Nach der Dopingprobe am 16. September hat der HSV acht Zweitliga-Spiele bestritten, darunter sind vier Siege (gegen Düsseldorf, Hannover, Paderborn und Regensburg) und ein Remis (Kaiserslautern). Können Vereine, die Punkte gegen die Hamburger eingebüßt haben, gegen die Wertung protestieren?
2016 hatte der DFB seine Regeln zur Spielwertung bei einem Verstoß gegen die Anti-Doping-Vorschriften an die Bestimmungen des Weltverbands FIFA und der Europäischen Fußball-Union UEFA angepasst. Demnach sollen Strafen gegen einen Verein nur dann erfolgen, «wenn dem Club ein Verschulden nachgewiesen werden kann oder mehr als zwei Spieler der Mannschaft gegen die Anti-Doping-Bestimmungen verstoßen haben». Weil offenbar weder das eine noch das andere vorliegt, sind Proteste, die spätestens 48 Stunden nach Bekanntwerden des Vorfalls eingereicht werden müssten, wohl nicht möglich.
Aber der HSV müsste, falls ein Dopingvergehen nachgewiesen wird, die Rückrunde neu planen. Vuskovic ist trotz seiner Jugend sehr wichtig im Defensivspiel der Hamburger. Bis zum positiven Testergebnis war er in dieser Saison immer dabei.
Der Verein hat den Innenverteidiger im Sommer für drei Millionen Euro verpflichtet. Die Saison zuvor spielte das Talent von Hajduk Split auf Leihbasis beim HSV. Mit einem geschätzten Marktwert von fünf Millionen Euro ist er einer der Top-Profis der 2. Liga. Sein Verlust würde den HSV enorm schmerzen.(dpa)
Ich weiß noch: Wenn ich früher mit dem KSC oder Köln hier den Berg hoch gefahren bin, war jedem klar: Das wird eng.
— Dirk Schuster, neuer Trainer des 1. FC Kaiserslautern.