Als die gesamte Hamburger Delegation das Ende der Negativserie ausgelassen feierte, richtete Thomas Reis mit seiner «Jetzt-erst-recht-Mentalität» den Blick bereits nach vorn.
Freitag, 12.03.2021
«Wir haben eine riesige Gelegenheit liegen lassen. Aber was die Mannschaft in der zweiten Halbzeit abgerufen hat, war aller Ehren wert, und deshalb bin ich guter Dinge, dass wir auch diese Niederlage sehr gut wegstecken», befand der Trainer des im Top-Spiel bezwungenen, aber noch nicht gestürzten Spitzenreiters VfL Bochum.
Im stürmischen Dauerregen lieferten sich beide Teams in der 2. Fußball-Bundesliga ein hitziges Kampfspiel, in dem der fast eine Stunde in Überzahl agierende Hamburger SV mit dem 2:0 (1:0)-Erfolg kühlen Kopf bewahrte und den ersten Punkte-Dreier nach fünf sieglosen Spielen schaffte.
Dass der Tabellenführer mit 48 Punkten nicht abgelöst wurde und der HSV (46) wieder auf einem direkten auf einem Aufstiegsplatz residiert, haben beide Teams dem Pech von Holstein Kiel zu verdanken. Der Aufstiegsrivale musste aufgrund eines Corona-Ausbruchs im Team das Spiel beim 1. FC Heidenheim absagen. So konnten die Hamburger mit der besseren Tordifferenz an den punktgleichen Kielern auf Platz zwei vorbeiziehen.
«Für uns ging es in erster Linie darum, das Spiel zu gewinnen. Wir werden diesen Sieg jetzt nicht überbewerten, es sind schließlich noch neun schwierige Spiele zu gehen. Aber für heute Abend ist dieser Sieg Freude pur», sagte HSV-Coach Daniel Thioune, der nach der Partie im Ruhrstadion seine Spieler im Kreis um sich versammelte.
Knackpunkt der war der Platzverweis für Bochums Danny Blum, der Amadou Onana, der kurz zuvor die 1:0-Führung für die Gäste erzielt hatte, in der 35. Minute knapp hinter der Mittellinie mit einem rüden Foul von den Beinen geholt hatte. «Er weiß selbst, dass er der Mannschaft damit keinen Gefallen getan hat. Wir werden natürlich darüber sprechen und ich denke, das wird auch etwas nach sich ziehen», sagte VfL-Coach Reis. Am Ende hatten die Hamburger dann die Räume zum 2:0 durch den eingewechselten Khaled Narey (89.). «Das war eine Erlösung», sagte Thioune.
Überraschenderweise spielte die Revierelf, die zuvor sieben der vergangenen acht Heimspiele gewonnen hatte, in Unterzahl besser und stemmte sich mit allen Mitteln gegen die Niederlage. «Das hat mir imponiert», befand Reis. «Jetzt heißt es Wunden lecken, schütteln und in Düsseldorf ein ähnliches Gesicht zeigen. Jetzt müssen wir aus einem Misserfolg einen Erfolg machen», sagte Bochums Trainer, der mit seinem Team jetzt im West-Derby gegen Fortuna Düsseldorf und danach - laut Spielplan - gegen Holstein Kiel antreten muss.
Die weiterhin als Top-Favorit auf den Aufstieg angesehen Hamburger spielen gegen keinen unmittelbaren Konkurrenten mehr. Sie haben noch fünf Heimspiele und treffen sechsmal auf Teams aus dem unteren Tabellendrittel. Einen Vorteil sieht der Coach in dem Restprogramm nicht. «Wir wissen um den harten Weg», sagte Thioune.
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(dpa)
Bundesligaspiele sind keine russischen Wahlen, bei denen immer gewonnen wird.
— Gyula Lorant