Nürnberg Sport-Vorstand Dieter Hecking hat in den beiden Bundesligen Deutschlands große Erfahrung gesammelt. Seine aktuelle Funktion ist für den langjährigen Trainer aber Neuland. Im Interview mit „SPORTBUZZER“ sprach Hecking über die Lage der Ligen und über die Entwicklung seines FCN.
Freitag, 21.01.2022
„Egal, wo ich mal gespielt oder gearbeitet habe, gucke ich auch heute noch, was diese Vereine machen. Oft kennt man die Protagonisten ja noch relativ gut, und ich versuche, für mich persönlich zu ergründen, warum es hier oder dort vielleicht gerade nicht so läuft“, sagt Hecking zu seiner Verbindung zu den Ex-Klubs. Die meisten Spiele betreute Hecking als Coach des VfL Wolfsburg (165 Spiele).
Bei seinen Ex-Klubs läuft es eher unrund in diesem Saisonjahr. Doch diese Unsicherheiten sieht er allgemein in der Bundesliga: „In dieser Saison wackelt Leipzig, und Gladbach, Leverkusen, Frankfurt und so weiter müssen feststellen, dass die Tabelle der Top sechs nicht in Stein gemeißelt ist. Hier tauchen jetzt plötzlich Freiburg und Union Berlin auf und leisten herausragende Arbeit.“
Die zweite Liga empfindet er wieder einmal als begeisternd. Denn auch dieses Jahr ist das Aufstiegsrennen brutal eng. Und die großen Namen sind weit weg davon, die Liga zu dominieren: „Die 2. Liga leidet noch mehr unter der Pandemie als die Bundesliga. Ich bin überzeugt, ohne Pandemie wäre die Begeisterung und die mediale Aufmerksamkeit für diese 2. Liga mit all den gefühlten Erstligisten schon wegen der Ausgeglichenheit enorm. Es stehen eben nicht Schalke, Hamburg oder Bremen ganz oben, sondern St. Pauli und Darmstadt. Und auch Heidenheim, Regensburg, Paderborn und wir mischen oben mit. Das macht diese Liga wahnsinnig spannend.“
Man könnte vermuten, dass der FCN mit dem neunten Platz nur Minimalchancen auf den Aufstieg hat. Jedoch trennen den „Glubb“ und Platz drei und nur drei Punkte. Auch Platz eins ist „nur“ sieben Zähler entfernt. Dementsprechend darf man mit der Momentaufnahme glücklich sein: „Wir sind zufrieden mit den ersten 18 Spieltagen. Jetzt liegt es an uns, das zu bestätigen. Unsere Vision ist es, den „Club“ mittelfristig wieder in die Bundesliga zu bringen. Und in dieser Saison ist bisher alles sehr gut aufgegangen. Wir haben gute Transfers getätigt, die Stimmung im Verein ist gut, und das Vertrauen in die Vereinsführung, das ein bisschen gelitten hatte in den vergangenen Jahren, ist auch zurück. Das alles ist aber immer noch ein zartes Pflänzchen, und wir sollten das, was wir bisher erreicht haben, nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.“
Ich höre auf, wenn ich nur noch mein Gehalt, nicht mehr das eines Spiels im Kopf habe.
— Torsten Gütschow