Trotz Last-Minute-Trauma will der FC Ingolstadt endlich seinen quälenden Relegationsfluch beenden - und auch der VfL Osnabrück hofft auf eine Imagekorrektur.
Donnerstag, 27.05.2021
Nach dem Desaster 2019 und dem Drama 2020 möchten die Ingolstädter aus den Zitterduellen auch mal als strahlende Gewinner hervorgehen. Die Osnabrücker sind nach drei Knockouts in der Relegation das Versagen leid.
«Es kann nicht jeder von sich sagen, dreimal nacheinander in der Relegation zu spielen. Diesmal wollen wir das Ding festmachen», versicherte Ingolstadts Trainer Tomas Oral vor dem Hinspiel am Donnerstag (18.15 Uhr/ZDF und DAZN) im eigenen Stadion. «Man spürt bei der Mannschaft, der Wille ist gereift.»
250 Zuschauer sind dabei
Zusätzlich zu den Mitarbeitern des Vereins sind nach Abstimmung mit Gesundheitsamt und Stadt 250 Zuschauer im Stadion zugelassen, um die seit 17 Heimspielen ungeschlagenen Ingolstädter anzufeuern. «Das bedeutet positive Energie», meinte Oral. «Das tut uns gut, gibt Kraft.»
Die Relegation wird wieder zum Nervenspiel. «Du musst zwei Spiele zu 100 Prozent konzentriert sein», konstatierte Oral und ergänzte: «Es gibt eine hochinteressante zweite Liga - und da wollen wir hin.»
Osnabrück will dort bleiben. «Relegation ist die ultimative Herausforderung. Mehr Druck und Anspannung gibt es nicht», räumte VfL-Trainer Markus Feldhoff ein. Den direkten Klassenerhalt verspielten die Osnabrücker - 2009, 2011 und 2013 in der Relegation gescheitert - am Sonntag, als sie trotz einer 1:0-Führung noch mit 1:2 beim FC Erzgebirge Aue verloren. Feldhoff bewertet sein Team dennoch als cool genug. «Wir haben gezeigt, dass wir mit dem Druck umgehen können.»
Ingolstadts Negativerlebnisse
Und die Ingolstädter? Sie müssen gegen Versagensängste ankämpfen. 2019 reanimierte Rückkehrer Oral die Schanzer auf seiner Kurzzeitmission in scheinbar aussichtsloser Lage und führte sie sensationell doch noch in die Relegation. Gegen den SV Wehen Wiesbaden verspielten die Ingolstädter aber den greifbaren Klassenerhalt noch.
2020 zerstörte erst ein Kullertor von Nürnbergs Fabian Schleusener (90.+6 Minute) nach einem grandiosen Comeback im Rückspiel brutal alle Hoffnungen auf den Wiederaufstieg. «Ich habe kein Versagen bei der Mannschaft gesehen», meinte Oral mit Blick auf die vergangenen beide Relegationsspektakel und forderte von seiner Mannschaft, «hochkonzentriert» und «demütig» aufzutreten.
Kühle Köpfe und heiße Herzen werden gefordert sein. «Es ist noch ein Platz in der besten 2. Bundesliga frei, die es in den letzten Jahren gab. Wer hat den größeren Willen: Der ist in der nächsten Saison dabei», verkündete Feldhoff. Ingolstadts Sportdirektor Michael Henke sprach seiner Mannschaft Mut zu. «Wir haben während der Saison viele kritische Phasen überstanden, weil die Mannschaft eine sensationelle Mentalität hat», sagte er. Am Ende geht es darum: Wer ist in diesen beiden Duellen ein bisschen sensationeller als der andere.
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(dpa)
Kopfball war für mich immer so etwas ähnliches wie Handspiel.
— Günter Netzer