Nach den Vorwürfen gegen den aktuellen Vorstand Thomas Wüstefeld und dem Finanzgebaren in den vergangenen Jahren ist der Vertrauensverlust des Hamburger SV offenbar so groß, dass der Fußball-Zweitligist in der drängenden Frage der Stadionsanierung nicht mit einer Bürgschaft der Stadt rechnen darf, wie das «Hamburger Abendblatt» berichtete.
Freitag, 30.09.2022
«In der jetzigen Gemengelage halte ich eine Bürgschaft für ausgeschlossen», sagte der haushaltspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Thilo Kleibauer, der Zeitung. Auch sein SPD-Kollege Milan Pein sagte: «Der HSV täte allein aus Imagegründen gut daran, sich um eine Lösung in der freien Wirtschaft zu bemühen.»
Die Stadt Hamburg hatte dem HSV vor zwei Jahren für 23,5 Millionen Euro das Grundstück abgekauft, auf dem das Volksparkstadion steht. Der Verkauf wurde unter der Auflage abgeschlossen, dass der Club das Geld für die mehr als 20 Millionen Euro teure Sanierung des Stadions verwendet, das als Spielort bei der Fußball-EM 2024 vorgesehen ist.
Alle Fraktionen lehnen Bürgschaft ab
Tatsächlich aber steckte der HSV die Millionen in den laufenden und während der Corona-Pandemie sehr verlustreichen Geschäftsbetrieb und muss die Stadionsanierung nun aus anderen Quellen finanzieren. Finanzvorstand Wüstefeld präsentierte dazu mit dem HSV-Hauptsponsor HanseMerkur einen Kreditgeber, benötigt für das ausgehandelte 13-Millionen-Euro-Darlehen jedoch einen Bürgen.
Dem «Abendblatt»-Bericht zufolge lehnen aktuell alle Fraktionen der Hamburgischen Bürgerschaft ab, dass die Stadt, wie von Wüstefeld erhofft, diese Rolle übernimmt. Ein Hauptgrund dafür ist die Verärgerung in weiten Teilen der Politik über den Umgang des HSV mit den Einnahmen aus dem Stadiongrundstücksverkauf. «Der HSV muss Transparenz herstellen», sagte Dennis Paustian-Döscher, der haushaltspolitische Sprecher der Grünen.
Finanzvorstand Wüstefeld wird an diesem Donnerstag im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft angehört. Dort soll der 53-Jährige auch darlegen, wofür der HSV die 23,5 Millionen Euro von der Stadt verwendet hat. Gegen Wüstefeld wurden zuletzt massive Vorwürfe im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Medizinunternehmer erhoben. Er selbst weist diese als «Kampagne» zurück.(dpa)
Ob Felix Magath die Titanic gerettet hätte, weiß ich nicht. Aber die Überlebenden wären topfit gewesen.
— Jan-Aage Fjörtoft