Zugeben wollte das am Wochenende niemand. Aber natürlich schauen sie bei RB Leipzig in diesen Tagen ganz genau auf das, was da gerade in München passiert.
Samstag, 10.04.2021
Sollte der FC Bayern noch ein weiteres Mal patzen, dann wollen sie bei RB «da sein» (Willi Orban) und die Meisterfrage in der Fußball-Bundesliga vielleicht doch noch einmal spannend machen. Der 4:1 (3:0)-Sieg bei Werder Bremen und der auf fünf Punkte verkürzte Rückstand auf den Tabellenführer waren dafür am Samstag ein überzeugender Beleg.
Und dann ist da noch der Streit zwischen dem Bayern-Trainer Hansi Flick und dem Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der für die Zukunft des deutschen Fußballs womöglich noch viel weitreichendere Folgen hat als die Frage, ob der deutsche Rekordmeister nun zum neunten Mal nacheinander den Titel holt oder nicht.
Sollte sich Flick durchsetzen und neue Kompetenzen sichern, dürfte das vorerst ein Bayern-interner Streit geblieben sein. Sollte Flick aber lieber Bundestrainer werden wollen, wird in München vielleicht schon früher als erwartet ein Trainerstuhl frei. Und dass der RB-Coach Julian Nagelsmann in diesem Fall zu den Kandidaten zählen würde, liegt bei seinen Fähigkeiten, seinen Arbeitsnachweisen in Leipzig und Hoffenheim und bei seiner bayrischen Herkunft auf der Hand.
«Julian weiß, was er an uns hat. Wir haben die letzten zwei Jahre sehr erfolgreich zusammengearbeitet», sagte der Leipziger Sportdirektor Markus Krösche in einem Sky-Interview dazu. Nagelsmanns Vertrag mit dem Tabellenzweiten ist noch bis 2023 gültig. Eine Ausstiegsklausel, wie sie etwa der Gladbacher Trainer Marco Rose für seinen bevorstehenden Wechsel zu Borussia Dortmund nutzte, ist darin nicht enthalten und nach Aussage von Krösche auch gar nicht nötig. «Er hat eine Mannschaft, die er weiterentwickeln kann, eine junge Mannschaft, mit der es auch Spaß macht, zu arbeiten.» Von daher gebe es keinen Grund, sich mit einem Wechsel zu beschäftigen.
Dass man mittlerweile nicht nur in München, sondern auch längst schon in Madrid oder London auf Nagelsmann aufmerksam geworden ist, wissen sie in Leipzig aber auch. Der 33-Jährige ist kein Trainer, der sich auf die reine RB-Lehre vom kernigen Umschaltspiel beschränkt. Wie sehr er das Leipziger Spiel seit dem Sommer 2019 veredelt und flexibilisiert, war auch am Samstag in Bremen gut zu sehen.
Vor dem 1:0 in der 23. Minute lief Kevin Kampl mit dem Ball im Mittelfeld los, bekam ihn über Marcel Sabitzer und einen Hackentrick von Dani Olmo auf direktem Weg zurück und legte ihn dem spanischen Nationalspieler dann im Strafraum wieder auf. «Weltklasse», nannte das selbst der Bremer Trainer Florian Kohfeldt. Vor lauter Ehrfurcht leistete dessen Team bei den weiteren Toren von Alexander Sörloth (32./41.) und Sabitzer (63.) erst gar keinen Widerstand mehr.
«Wir versuchen, die beste Saison der Vereinsgeschichte zu spielen. Dazu fehlen noch acht Punkte», sagte Nagelsmann. Nach dem Erreichen des Champions-League-Halbfinals in der vergangenen Saison wäre das für die «Roten Bullen» der nächste Schritt nach vorn. Und das DFB-Pokal-Halbfinale am 30. April in Bremen steht ja auch noch an.
Nur an eine Chance in der Meisterschaft scheint der Trainer nach der 0:1-Niederlage gegen Bayern München nicht mehr zu glauben. «Letzte Woche war die Meisterschaft weg, jetzt soll sie wieder da sein?», meinte Nagelsmann. «Wir haben die Dinge nicht in der eigenen Hand, es sind immer noch fünf Punkte Abstand.» Einen so großen Vorsprung habe der FC Bayern «in der Historie glaube ich noch nie verspielt».
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(dpa)
Wir müssen uns so pushen, bis es knallt.
— Michael Gregoritsch über den Abstiegskampf mit dem FC Augsburg.