X-ter Neustart: BVB-Liebling Terzic schürt Hoffnungen

von Marcel Breuer | dpa13:48 Uhr | 05.08.2022
Kommt bei den Dortmunder Fans schon mal gut an: BVB-Trainer Edin Terzic.
Foto: Robert Michael/dpa

Selbst für BVB-Liebling und Pokalsieger-Coach Edin Terzic ist der Saisonstart eine Premiere. Wenn Borussia Dortmund am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) zum ersten Bundesliga-Topspiel gegen Bayer Leverkusen antritt, erlebt Terzic erstmals als BVB-Cheftrainer ein voll besetztes Stadion.

«Ich freue mich sehr darauf, das wird ein besonderer Tag», sagte der 39 Jahre alte Dortmund-Fan seit Kindheitstagen. Terzic hatte die Borussen nach der Trennung von Lucien Favre Ende 2020 in seiner Zeit als Interimscoach coronabedingt ausschließlich in leeren Stadien trainiert und dabei immerhin noch zum Pokalsieg geführt. Spätestens seitdem ist der Sunnyboy in Dortmund Everybody's Darling. Seit Jürgen Klopp hatte kein Trainer des BVB im Umfeld mehr Kredit als der im sauerländischen Menden geborene Westfale.

Terzic, ein Coach fürs Gemüt

Die Hoffnungen in Terzic sind riesig. «Zu Recht», befand Club-Präsident Reinhard Rauball. «Nicht nur aufgrund von Sympathie, sondern weil er auch mit einem Titel als BVB-Trainer in sehr kurzer Zeit schon bewiesen hat, dass Zuversicht angebracht ist», sagte Rauball zuletzt den «Ruhr Nachrichten».

Und Terzic ist entschlossen, nun mit den Fans, die in Dortmund eine Wucht im Stadion erzeugen können wie kaum irgendwo sonst in Deutschland, die Sehnsüchte des Anhangs nach zehn Meisterschaften des FC Bayern München in Serie zu befriedigen. «Wir sind bereit, das erste Ausrufezeichen zu setzen», sagte Terzic mit Blick auf das Duell mit Leverkusen, das zuletzt immer reichlich Spektakel bot.

Unter Terzic soll es für die Dortmunder auch wieder zurück gehen zu den Wurzeln. Es ist mal wieder ein Neustart für den BVB, der x-te seit dem Abgang der vor allem von Club-Chef Hans-Joachim Watzke heiß geliebten Trainer-Ikone Klopp vor sieben Jahren. Weder Favre noch Marco Rose funktionierten zuletzt in einem der kompliziertesten Trainerjobs der Liga. Terzic scheint für das in den vergangenen Jahren zum Dauernörgeln neigende Dortmunder Publikum ein Coach fürs Gemüt zu sein. Immer wieder betonte das BVB-Gewächs in den vergangenen Wochen die Wichtigkeit des Anhangs.

«Mehr Ernsthaftigkeit in der Torverteidigung»

Sportlich muss Terzic insbesondere die teils hanebüchene Abwehrarbeit der Westfalen, die mehrere Trainer in den letzten Jahren nicht in den Griff bekamen, verbessern. «Das wollen wir unbedingt. Wir brauchen da mehr Ernsthaftigkeit in der Torverteidigung», sagte der BVB-Coach, dem dafür in Niklas Süle von Bayern München und Nico Schlotterbeck vom SC Freiburg zwei Nationalspieler vom ebenfalls neuen Sportchef Sebastian Kehl an die Hand gegeben wurden.

«Es reicht nur nicht, zwei neue Jungs für die Innenverteidigung zu holen», warnte Terzic. «Wir müssen uns als ganze Mannschaft deutlich verbessern.» Gerade gegen die offensiv-starken Leverkusener sind die Dortmunder da besonders gefordert. Blöd, dass Süle aufgrund einer Muskelverletzung aus dem Pokalspiel bei 1860 München (3:0) gleich mal ausfällt. Doch Terzic, der in Weltmeister Mats Hummels, qualitativ hochwertigen Ersatz hat, nimmt dies ohne Klagen hin. Dies gilt auch für den in vielerlei Hinsicht heftigeren Ausfall von Sturm-Zugang Sébastien Haller, der wegen eines Hodentumors monatelang fehlt.

«Meine Aufgabe ist es, erstmal mit den verfügbaren Spielern zu arbeiten. Ich bin auch davon überzeugt, mit diesen Spielern eine vernünftige Saison zu spielen», sagte Terzic, der zumindest öffentlich auf Forderungen nach Ersatz verzichtet. Auch das kommt an im Club und beim Anhang. Gleichwohl läuft Kehls Suche nach einem Kurzzeit-Ersatz für Haller natürlich auf Hochtouren. Der für rund 30 Millionen Euro von Ajax Amsterdam verpflichtete Haller sollte eigentlich den zu Manchester City gewechselten Torjäger Erling Haaland ersetzen. Zumindest gegen Leverkusen wird aber noch keine weitere Alternative im Sturm dabei sein. Richten sollen und müssen es da Karim Adeyemi, Donyell Malen und Youssoufa Moukoko. Und Terzic. (dpa)



Ich bin ein Mann für den Strafraum. Nur muss mich der Trainer erst mal aufs Spielfeld lassen.

— Edgar Schmitt