Nein, beim VfL Wolfsburg hat sich noch kein Hasenhüttl-Effekt eingestellt. Der kriselnde Deutsche Meister von 2009 verlor unter dem neuen Coach aus Österreich das 2. von 3 absolvierten Spielen, 0:3 bei RB Leipzig. Damit stehen die Wolfsburger, die vor 15 Jahren und vor Bayer Leverkusen der letzte Klub waren, dessen Name neu in die DFB-Meisterschale eingraviert wurde, nur 2 Zähler vor dem Relegationsplatz.
VfL Wolfsburg
Bundesliga
•Rang: 10•Pkt: 21•Tore: 31:25
„Nur mit Courage hält man nicht die Klasse“, so das bittere Fazit von Ralph Hasenhüttl am vergangenen Samstag an alter Wirkungsstätte. Der Steirer hatte RB Leipzig 2017 zur Vizemeisterschaft und als ersten Liga-Neuling in die Champions League geführt.
Wolfsburg in Gefahr – zwei Mal sprangen die „Wölfe“ dem Abstiegsgespenst nach 2009 schon 2-mal via Relegation (2017 und 2018) von der Schippe.
Der Titel ist eben kein Garantieschein auf ewige Bundesliga-Zugehörigkeit. Aber wann erwischte es eigentlich zuvor andere deutsche Meister der Bundesliga-Ära – und zwar natürlich nach ihren Meistertiteln?
Der erste BL-Meister, der runter musste, war ein amtierender! Der 1. FC Nürnberg stieg 1969 als Meister ab.
Es folgte 1860 München im Jahr 1970. Nur 4 Jahre nach der ersten Bundesliga-Meisterschaft für die Fußballstadt München ging es für die „Löwen“ in die Regionalliga – und bis zum Comeback dauerte es bis 1977.
Am 18. Mai 1996 trug eine ganze Region Trauer: Der pfälzische Herzensverein 1. FC Kaiserslautern, Deutscher Meister von 1991, stieg nach 1:1 im direkten Abstiegsduell bei Bayer Leverkusen, einer epischen Nervenschlacht, ab – um sich 1998 als einziger Aufsteiger die Schale zu holen.
1998 versank auch die Domstadt in Tränen. Der 1. FC Köln, Premieren-Meister von 1964, stieg erstmals ab. FC-Idol Toni Polster (60 / „Ein Toni Polster ist noch nie abgestiegen.“) lag falsch…
Borussia Mönchengladbach erlebte zwischen 1970 und 1977 mit 5 Deutschen Meisterschaften eine goldene Ära.
Nur Borussia Dortmund holte die gleiche Titel-Anzahl unter den Meistern (hinter Bayern, versteht sich).
Aber: 1998/99 war es für Gladbach erstmals vorbei im „Oberhaus“ – Abstieg als Tabellenletzter mit 16 Punkten Rückstand auf den rettenden 15. Platz (Frankfurt).
Der VfB Stuttgart gewann 3-mal die Meisterschaft. Neun Jahre nach ihrem vielleicht überraschendsten Meisterstück, einer formidablen Aufholjagd gegen Schalke 04 im Jahr 2007, mussten die Schwaben den Weg in Liga 2 antreten – nach einer 1:3-Niederlage in Wolfsburg war man „out“.
Nie aber war der Abstieg eines Meisters bizarrer als der des HSV 2018. Drei Meisterschaften hatte der Hamburger SV (1979, 1982, 1983) gewonnen.
Doch am 12. Mai 2018 versanken nach einem (nutzlosen) 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach 55 Jahre Bundesliga im schwarzen Rauch der „Ultras“ im Volksparkstadion. Habemus Abstieg. Ein unwürdiger Abgang.
Wenn man bereits wieder Zuschauer im Stadion hatte, will man das nicht hergeben.
— Julian Brandt, BVB, über die Rückkehr der Geisterspiele während der Corona-Pandemie.