Trotz der verpassten Meisterschaft bleibt der FC Bayern München die Nummer eins bei der Verteilung der TV-Gelder. Mehr als 100 Millionen Euro kann der Dritte der abgelaufenen Spielzeit in der neuen Saison einplanen. Wie viel Geld die Deutsche Fußball Liga (DFL) ab 2025/26 verteilen kann, ist indes völlig offen. Dieses Problem teilt der Rekordmeister mit allen anderen Clubs der 1. und 2. Bundesliga. Der andauernde Streit zwischen der DFL und dem Internet-Sportsender DAZN hat langfristige Auswirkungen.
Bereits vor dem ersten Erstliga-Anpfiff an diesem Freitag in Mönchengladbach wissen die Proficlubs relativ genau, wie viel Geld sie in den kommenden Monaten aus den Erlösen der nationalen und internationalen TV-Vermarktung erhalten. Rund 1,212 Milliarden Euro schüttet die DFL in dieser Spielzeit allein aus den nationalen Einnahmen an die 36 Proficlubs aus. Dazu gibt es rund 214 Millionen Euro aus der Auslandsvermarktung.
Der Zweite ist nur Elfter
Den größten Anteil der Ausschüttungen erhalten die Bayern. Dahinter folgen ungefähr gleichauf Borussia Dortmund und Meister Bayer Leverkusen mit jeweils rund 90 Millionen Euro. Der Tabellenzweite VfB Stuttgart muss sich dagegen mit etwa 56 Millionen Euro und Platz elf im TV-Geld-Ranking begnügen, wie das Portal «fernsehgelder.de» errechnet hat. Das gilt als seriös und genau, wie es in der Liga heißt.
Der Schlüssel für die Verteilung ist recht kompliziert, aber nicht geheim. Die Verteilung des TV-Gelds beruht vor allem auf einem Sockelbetrag von rund 26 Millionen Euro für jeden Erst- und von 7,4 Millionen Euro für jeden Zweitligisten. Dieser Gleichverteilungsanteil beträgt 50 Prozent. Dadurch kommen auch die Bundesliga-Aufsteiger FC St. Pauli (33,6 Millionen) und Holstein Kiel (31,5 Millionen) auf ordentliche Einnahmen.
Der Leistungsanteil beträgt 43 Prozent
Was den Neulingen ähnlich wie dem VfB Stuttgart für mehr TV-Geld fehlt, sind bessere Platzierungen in den Vorjahren, die als Leistungsanteil 43 Prozent ausmachen. Geringen Anteil beim Verteilungsschlüssel haben dagegen die beiden Säulen Nachwuchs (4 %) und Interesse (3 %).
Für die kurzfristige Planung haben die Clubs bereits Daten von der DFL erhalten. Wie viel Geld die Liga in den kommenden Spielzeiten einnimmt und wie diese dann verteilt werden, ist hingegen völlig offen. Durch die vor vier Monaten abgebrochene Rechte-Auktion infolge des Rechtsstreits zwischen DFL und DAZN um die Vergabe des größten TV-Pakets für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 ist die weitere Planung der Vereine deutlich erschwert.
TV-Vertrag ist «wahnsinnig weitreichend»
DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel hatte im Vorfeld der Ausschreibung zur Bedeutung der Rechte-Auktion gesagt, diese sei «so wichtig, weil die Ergebnisse dieser Ausschreibung natürlich so wahnsinnig weitreichend sind». Die Einnahmen «geben den Rahmen wirtschaftlich vor fast bis ins nächste Jahrzehnt».
Nicht nur, aber ganz besonders bei der Verpflichtung von neuen Spielern und dem Abschluss mehrjähriger Verträge spielt das TV-Geld der nächsten Spielzeiten eine wesentliche Rolle. Schließlich machen die Einnahmen aus der TV-Vermarktung bei den Clubs «im Durchschnitt 30 Prozent am Umsatz aus, in Einzelfällen von fast 50 Prozent», erklärte Merkel.
Derzeit warten Clubs und Liga - ebenso wie alle TV-Anbieter - auf das Urteil der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS), das den DFL/DAZN-Streit verhandelt. Das wird nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur für Ende September erwartet. Die Begründung soll dann erst im Dezember folgen.
Fortsetzung der Auktion offen
Wann die unterbrochene Auktion der TV-Rechte weitergeht, ist dadurch offen. Im Idealfall geht es direkt nach dem Urteil wieder los. Wenn DAZN aber die Begründung abwartet, um über weitere rechtliche Schritte zu entscheiden, könnte es noch sehr viel später losgehen. Der Internet-Sportsender und die DFL möchten sich aktuell nicht zu dem Thema äußern.
Geschäftsführer Merkel bemüht sich darum, Gelassenheit zu demonstrieren und sagte vor Kurzem: «Die DFL denkt schon über die nächste und übernächste Ecke. Wir sind in Abstimmung mit dem Bundeskartellamt, damit wir da keine Probleme mit der Lizenzierung bekommen.»
Beim Thema TV-Geld und Auktionsfortsetzung hielt der DFL-Geschäftsführer sich hingegen zurück. Was Merkel aber sagte, lässt lebhafte Diskussionen und wohl auch weitere Verzögerungen erwarten: «Wir wollen das Thema Verteilung nach dem Abschluss der nationalen Ausschreibung angehen.»