Werner zwischen Frust und Freude

von Marcel Breuer | dpa11:01 Uhr | 10.02.2020
Leipzigs Timo Werner vergab in München eine Großchance. Foto: Matthias Balk/dpa
Foto: Matthias Balk

Timo Werner haderte nur kurz mit sich selbst. Der Leipziger Erfolgsgarant verspürte trotz des verpassten Tor-Triumphes ungetrübte Vorfreude auf den spannendsten Meisterschaftskampf seit Jahren.

«Ich glaube, es hat uns nicht gut getan, vorne zu stehen und als Titelanwärter Nummer eins gehandelt zu werden. Jetzt sind wir Zweiter, jetzt können wir von hinten angreifen - und vielleicht schaffen wir es am Ende doch», sagte der 23 Jahre alte Fußball-Nationalspieler nach dem 0:0 im Liga-Gipfel beim FC Bayern.

Werner ließ vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw die größte Torchance aus, als er bei seiner Direktabnahme freistehend vor Nationalmannschaftskollege Manuel Neuer verzog. «In so einem Spiel muss man solche Bälle reinmachen, um gewinnen zu können», meinte Werner. Zuspruch von Trainer Julian Nagelsmann gab's für ihn auch ohne Torerfolg. «Der Ball springt, und er kommt im Vollsprint zum Abschluss», beschrieb der 32 Jahre alte Trainer die Schlüsselszene in der 63. Minute. «Natürlich kann Timo auch aus solchen Situationen treffen. Das wird er in den nächsten Spielen auch wieder zeigen.»

Werners Tore fehlen RB gerade. Seit vier Pflichtspielen ist er ohne Treffer und Vorlage, und seit vier Partien hat der Herbstmeister nicht mehr gewonnen. Gerade in München, wo Werner noch nie traf, wäre ein Torerfolg vermutlich eine besondere Genugtuung gewesen. Schließlich hatte Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic ihm im Wintertrainingslager die Tauglichkeit für das Rekordmeister-System abgesprochen. Das soll das Werner-Lager gehörig verstimmt haben.

Die Hoffnung für den deutschen EM-Sturm hat sich unter Nagelsmann weiter positiv entwickelt. Zwar ist der bis 2023 an Leipzig gebundene Werner immer noch dann am stärksten, wenn er viel Raum hat und sein Tempo ausspielen kann. Doch sein Spiel ist facettenreicher geworden. Der 29-malige Nationalspieler proklamiert für sich zudem einen weiteren Reifeprozess: Weltklasse-Stürmer wie Robert Lewandowski oder Luis Suárez seien mit 23 Jahren auch noch nicht so gut gewesen wie heute.

Die Torjägerkrone ist für den 20-maligen Saisontorschützen - nur Lewandowski (22) - traf in dieser Spielzeit öfter, ein Ziel. Viel lieber wäre ihm aber die Meisterschaft. Und da haben die Sachsen einiges an Ballast abgelegt. «Gerade nach der Winterpause haben wir, glaube ich, zu viele Dinge in unseren Köpfen gehabt, die nicht viel mit dem Fußball zu tun hatten, sondern mit Meisterschaften und Feiereien», gestand Werner am Sonntag am Sky-Mikrofon.

Das ist abgehakt. Der Blick auf die ausstehenden 13 Spiele macht ihm Mut. «Wir haben einen Punkt auf Bayern Rückstand. Und wir haben sehr viele gute Mannschaften schon weg in der Saison», sagte Werner.

(dpa)



Gute Spiele verliert man, weniger gute gewinnt man.

— Willi Entenmann