Im Sonnenschein fuhr Fredi Bobic am Sonntag um kurz nach zehn Uhr am Trainingsgelände von Hertha BSC vor. Öffentlich zu sagen hatte der Geschäftsführer des Berliner Fußball-Bundesligisten noch nichts.
Samstag, 12.03.2022
Doch mit einem Statement wurde trotz der trügerischen Frühjahrs-Idylle jederzeit gerechnet. Bei Hertha BSC läuft alles auf eine Trennung von Trainer Tayfun Korkut hinaus.
Nach dem 0:2 (0:1) im Krisen-Duell beim direkten Abstiegs-Konkurrenten Borussia Mönchengladbach wirkte Korkut bereits realistisch gefasst angesichts der anstehenden Gespräche mit Bobic. «Ich weiß auch, dass keiner über dem Verein steht», sagte Korkut kurz vor der Abreise aus Mönchengladbach.
Das obligatorische Regenerationstraining wurde als Einheit abseits des Platzes angekündigt, das sonst übliche Mediengespräch mit dem Trainer gleich gar nicht angesetzt. Im roten Backsteinbau der Hertha-Geschäftsstelle auf dem Olympia-Gelände waren am Sonntagmorgen andere Gespräche zu führen. Als möglicher Korkut-Nachfolger galten Kandidaten wie der gerade aus Russland von FK Krasnodar zurückgekehrte Daniel Farke oder auch Retter-Renter Friedhelm Funkel, mit dem die Hertha allerdings 2010 schon einmal abgestiegen war.
Angesichts des unfassbaren Negativlaufs - Hertha ist das schlechteste Rückrundenteam der Fußball-Bundesliga und in diesem Jahr noch sieglos - kündigte Bobic die vermutlich finale Aufarbeitungsrunde für Korkut an. «Sie werden sicher das ein oder andere von uns hören», sagte Bobic am späten Samstagabend im ZDF. Ein rein aus Mangel an Alternativen begründetes Festhalten an Korkut wäre eine große Überraschung und würde für eine weitere Berliner Woche mit vielen öffentlichen Diskussionen sorgen.
«Es ist ein Fakt, uns fehlen Punkte, wir sind auf einem direkten Abstiegsplatz», sagte Bobic bei Sky. Acht Spieltage vor dem Saisonende fielen die Berliner nach den Gegentoren von Alassane Plea (24. Minute/Foulelfmeter) und Matthias Ginter (60.) hinter den punktgleichen VfB Stuttgart auf Rang 17 zurück.
Am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) ist die TSG 1899 Hoffenheim der nächste Gegner im Olympiastadion. Nach der folgenden Länderspielpause heißen die Kontrahenten Bayer Leverkusen und Union Berlin, bevor es in einem Dreierpack gegen die Abstiegskonkurrenten FC Augsburg, VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld geht.
«Mit dem Trainer werde ich mich natürlich auch besprechen. Deswegen wird es auch kein Hauruck geben. Sondern, wir werden sehen. Wir werden uns morgen auf jeden Fall dazu äußern», kündigte Bobic an.
Korkut wollte sich eigentlich nicht zu den Gründen für die schwierige Situation der mit ganz anderen Ambitionen in die Saison gestarteten Hertha äußern: «In meiner Situation sollte man nicht sagen: es liegt daran oder daran.» Auf Nachfrage wies er dann aber doch auf die Unruhe im Umfeld des Clubs hin. «Ich trage die Verantwortung für die sportliche Situation. Alles, was drumherum ist, ist nicht immer so, wie man sich das vorstellt. Aber das sollte niemals ein Alibi sein», sagte der 47 Jahre alte ehemalige türkische Nationalspieler.
(dpa)
Wir dürfen nicht mehr Tore kassieren als der Gegner schießt.
— Friedhelm Funkel