Wahrheiten über Absteiger

von Carsten Germann16:00 Uhr | 27.10.2024
Foto: Imago

Neuer Anlauf für den FC St. Pauli. Der Bundesliga-Rückkehrer wollte am Samstag im vierten Saison-Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (0:0) endlich den ersten Sieg im heimischen Millerntor-Stadion landen. Das klappte nicht. Die „Kiez-Kicker“ haben bislang nur ein Mal gewonnen, 3:0 beim SC Freiburg (Fussballdaten.de berichtete). Es war der erste Bundesliga-Sieg für die Mannschaft aus dem Hamburger Stadtteil seit 2011. Doch wie steht es um die Abstiegswahrscheinlichkeit der beiden Aufsteiger aus dem hohen Norden, St. Pauli und Holstein Kiel?

Der FC St. Pauli und Neuling Holstein Kiel brachten im Mai die Bundesliga in den hohen Norden zurück.

„Wir haben uns am ersten Tag der Vorbereitung hingesetzt und gesagt, dass wir nicht nur aufsteigen wollen, sondern dass wir auch Meister werden wollen“, sagte FCSTP-Kapitän Jackson Irvine nach der Zweitliga-Meisterschaft dem Kicker-Spezial Die große Bilanz.

Diese Euphorie ist inzwischen verflogen. Die Mannschaft vom Hamburger Kiez wartet weiter auf den ersten Heimsieg, die Kieler „Störche“ stehen aber auch nach dem 8. Spieltag gar noch ohne Sieg da – 1:2 bei Vizemeister VfB Stuttgart.

Die Zeitschrift SPORT BILD (aktuelle Ausgabe) hat sich mit Abstiegs-Wahrscheinlichkeiten befasst.

Wann blieb St. Pauli mal direkt drin?

Der FC St. Pauli gehört zu den Klubs, für den die Bundesliga immer noch wie ein Abenteuer anmutet.

  • 3-mal stiegen die „Paulianer“ direkt wieder ab.
  • Kein Wunder: Die Abstiegs-Quote aller 152 Aufsteiger, nach nur einem Jahr wieder zweitklassig zu firmieren, liegt bei 38,2 Prozent (Höchstwert) – 58 Vereine mussten direkt runter.
  • Rekord-Absteiger mit 9 Gängen in die Zweitklassigkeit ist der 1. FC Nürnberg, der sich zuletzt 2019 aus der ersten Liga verabschiedete. Ein No Brainer.
  • Aber: Kein Klub stieg öfters als 3-mal direkt wieder ab. Der FC St. Pauli wäre im Falle eines erneuten Rückschlags dann neuer Rekordhalter.
  • Pauli und die verflixte drei: Länger als 3 Spielzeiten konnte sich der Außenseiter aus Hamburg nämlich nie in der Bundesliga halten – und das war von 1988 bis 1991.

Um wenigstens mal wieder 2 Saison nacheinander erstklassig zu bleiben, müssen Siege her. Das gilt aber für jeden Aufsteiger.

  • Teams, die maximal 5 Siege holten, blieben noch nie drin.

100 Prozent Abstiegs-Wahrscheinlichkeit, wenn…

  • 22 Niederlagen bedeuten eine Abstiegs-Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent.
  • St. Paulis Stadt- und Erzrivale Hamburger SV gelang 2014 das Kunststück, sich mit 21 Saison-Pleiten über die Relegation gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth doch noch zu retten (0:0 / 1:1). Die Auswärtstor-Regel und ein Kopfballtor von Pierre-Michel Lasogga hielten Hamburg damals in der Bundesliga.
  • 80 Gegentore? Auch das bedeutet zu 100 Prozent den Abstieg!
  • Bayer 05 Uerdingen 1983/84 und der FC 08 Homburg im Jahr 1986/87 blieben mit jeweils 79 Gegentreffern drin.
  • Letzter in der Heimtabelle – aktuell ist das Holstein Kiel mit null Punkten – das ist alles andere als ein gutes Omen. In 54 von 61 Bundesliga-Spielzeiten stieg das schwächste Heim-Team ab (89 Prozent.
  • Der FC Schalke 04 (2019) und Werder Bremen (2023) retteten sich als einzige seit 1999 und trotz der miesesten Bilanz vor heimischer Kulisse.
  • Platz 18 in der Auswärtstabelle bedeutet höchsten Abstiegs-Alarm. In 47 der 61 Bundesliga-Saisons (77 Prozent) stand am Ende für das schwächste Team in fremden Stadien auch der Abstieg. 


Ich hatte eine große Fresse vor der Saison. Dann ist es natürlich leicht, auf mich drauf zu hauen. Es ist ein Riesen-Rucksack runtergefallen.

— Augsburg-Neuzugang Gregoritsch zur Erleichterung nach seinem ersten Saisontor, 2017.