Vom Dauer-Patienten zum Strahlemann: Embolos Wandel

von Marcel Breuer | dpa11:49 Uhr | 15.09.2019
Wurde in Gladbach zum Strahlemann: Breel Embolo (M) feiert mit seinen Teamkollegen den Sieg in Köln. Foto: Federico Gambarini
Foto: Federico Gambarini

Bei der Frage, wie er aus dem frustrierten Dauer-Patienten Breel Embolo einen sportlich überzeugenden Strahlemann geformt habe, blickte Marco Rose verschwörerisch drein.

«Das wollte ich euch immer schon sagen», begann der Trainer von Borussia Mönchengladbach nach dem 1:0 (1:0)-Derbysieg beim 1. FC Köln in ernstem Ton: «Wir waren drei Wochen zusammen in Urlaub.» Dann musste Rose selbst lachen und löste auf. «Gar nix habe ich gemacht», beteuerte er: «Wir haben nur ganz viel geredet.»

Das reichte offenbar. Denn die Entwicklung des Schweizers von der stillen Randfigur zum euphorischen Leistungsträger ist in der Tat beachtlich. Vor allem in der Kürze der Zeit. «Ich versuche einfach, meine Wucht einzubringen», sagte der 22-Jährige am Samstag.

Nach zwei Toren in den ersten drei Spielen und einer hervorragenden Derby-Leistung mit starkem Solo vor dem Siegtor durch Alhassane Plea (14.) wollte Embolo keine Lautsprecher-Ansagen machen. Doch sein Strahlen sagte mehr als alle Worte. Embolo ist angekommen, erleichtert, befreit vom auf Schalke allgegenwärtigen Druck der hohen Ablöse und Erwartungen.

In Gelsenkirchen galt der Offensivspieler nämlich erst als Wunderkind, dann als Sorgenfall und schließlich als nie eingelöstes Versprechen. Von etwas mehr als 1000 Tagen auf Schalke war er rund 650 verletzt. Nach einer komplizierten Fußverletzung drohte ihm zwischenzeitlich gar das Karriere-Ende. Und nachdem Schalke ihn für 26 Millionen gekauft hatte, gaben die Königsblauen ihn im Sommer für 10 Millionen ab. Eben an Gladbach. Jenen Verein, dem Embolo 2016 noch zu Gunsten von Schalke einen Korb gegeben hatte.

Der neue Schalke-Trainer David Wagner erklärte später frustriert, Embolo sei eigentlich einer der Spieler gewesen, «auf die ich mich am meisten gefreut habe». Doch der gebürtige Kameruner wollte unbedingt weg. Brauchte «einen kompletten Neustart für den Kopf», wie er selbst sagte. Und startet nun in Gladbach richtig durch. Auch, weil Rose sich eine neue Position für ihn ausgedacht hatte. Statt als Mittelstürmer oder auf den Flügeln bietet er ihn als Zehner auf. Einer Position, die er auf Schalke in 61 Pflichtspielen genau einmal bekleidet hat: bei einem 2:2 in Köln. Wobei er sogar ein Tor schoss.

«Dass er das spielen kann, wussten wir schon, als wir ihn verpflichtet haben», sagte Rose. «Gladbach wollte ihn schließlich schon, als Schalke zugeschlagen hat. Deshalb kannte Max (Manager Max Eberl, d. Red.) genau seine Stärken.»

Die Embolo nun - körperlich gesund und mental gestärkt - endlich zum Tragen bringen kann. Und somit der Ausnahmespieler werden kann, für den ihn viele schon als Teenager hielten. «Bei allem Lob wissen sowohl Breel als auch ich, dass da noch ganz viel Luft nach oben ist», sagte Rose. «Breel ist noch lange nicht am Ende.»

(dpa)



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