Am 4. Bundesliga-Spieltag empfängt der VfB Stuttgart am frühen Sonntagabend Borussia Dortmund. Vor dem Aufeinandertreffen des amtierenden Vizemeisters gegen den Champions-League-Finalisten der vergangenen Saison werfen wir einen Blick auf fünf denkwürdige Duelle der beiden Traditionsklubs.
Am Sonntag wird das Traditionsduell in der Bundesliga bereits zum 109. Mal ausgetragen. Die Bilanz ist relativ ausgeglichen – Stuttgart liegt leicht vorne. 25 Mal trennten sich die Teams unentschieden. Die Stuttgarter beendeten die vergangene Saison auf der Position, die der BVB zuvor oft als Minimalziel definiert hatte: als erster Verfolger des Deutschen Meisters.
Die Schwaben sind unter Sebastian Hoeneß inzwischen zu einer eingespielten Truppe gereift. Für BVB-Trainer Nuri Şahin wird das Spiel die erste Machtprobe. Die Begegnung verspricht viel Spannung und hat dies in der Vergangenheit bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Hier sind fünf Beispiele.
Am 16. September 1995 empfing Borussia Dortmund den VfB Stuttgart im Westfalenstadion. Es sollte das torreichste Bundesliga-Spiel zwischen den beiden Klubs werden. Vor 40.000 Zuschauern erwischten die Gäste einen Blitzstart. Giovane Elber brachte Stuttgart nach drei Minuten in Führung. Der BVB antworte eindrucksvoll, obwohl man früh in Unterzahl war.
Bereits nach 34 Minuten stand es 4:1 für Borussia Dortmund. Der VfB Stuttgart betrieb mit zwei Treffern nur noch Ergebniskosmetik. Nach einem frühen Gegentor fegten spielfreudige Borussen über die schwäbische Defensive hinweg. Der amtierende Meister schlug den VfB Stuttgart deutlich mit 6:3 ~ und verteidigte Monate später die deutsche Meisterschaft.
Fast genauso viele Tore fielen am 30. März 2012. In einem emotionalen Auf und Ab trennten sich Borussia Dortmund und der VfB Stuttgart bei einem wilden 8-Tore-Spektakel mit 4:4. Sechs Tore fielen in den letzten 20 Minuten, alle acht innerhalb einer Stunde. Nachdem Shinji Kagawa und Jakub Blaszczykowski für eine 2:0-Führung des BVB sorgten, begann die Aufholjagd des VfB. In der 71. Minute erzielte Vedad Ibisevic den Anschlusstreffer. Sechs Minuten später begannen die Sternminuten des Julian Schieber.
Binnen zwei Minuten brachte der damals 23-Jährige die Stuttgarter mit einem Doppelpack in Führung. Zuvor war er 388 Minuten lang ohne Torerfolg geblieben. Doch der BVB schlug zurück: Mats Hummels und Ivan Perišić brachten die ‚Schwarzgelben‘ wieder in Führung. Die Freude währte aber nicht lange: In der zweiten Minute der Nachspielzeit schockte Christian Gentner den Tabellenführer mit dem 4:4-Ausgleich.
Lange schien die Borussia wie der sichere Sieger, aber brach dann völlig ein – und dasselbe nochmal. An der letztendlichen Meisterschaft würde das Spiel nichts ändern. Allerdings erhielt es zu Recht den inoffiziellen Titel als das Spektakulärste der Saison. Selbst der erfahrene Bruno Labbadia meinte nach dem Schlusspfiff: „Für so ein Spiel lohnt es sich, Trainer zu sein.“ Und Julian Schieber? Der wechselte im kommenden Transferfenster für 5,5 Millionen Euro zu Borussia Dortmund.
Was haben Matthias Sammer und Lars Ricken gemeinsam? Ja, beide sind heutzutage für Borussia Dortmund tätig. Sammer als Berater, Ricken als Geschäftsführer. Doch sie haben noch etwas gemeinsam. Beide gaben bei einem Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart ihr Bundesliga-Debüt. Sammer debütierte am 1. Spieltag der Saison 1990/91 für den VfB und stand direkt in der Startelf. Die Schwaben gewannen den Saisonauftakt gegen Dortmund deutlich mit 3:0 – ein gewisser Fritz Walter traf dreimal.
Ricken betrat am 8. März 1994 als 17-Jähriger erstmals die Bundesliga-Bühne. Beim Stand von 2:0 für den VfB Stuttgart wurde das Dortmunder Eigengewächs für 20 Minuten eingewechselt. Die Niederlage konnte er nicht verhindern: Borussia Dortmund verlor mit 1:2.
Auch der aktuelle VfB-Trainer Sebastian Hoeneß feierte sein Heimspieldebüt gegen Borussia Dortmund. Die Stuttgarter empfingen den BVB am 15. April 2023 als Tabellen-16. – Hoeneß war als Nachfolger von Bruno Labbadia zu den Schwaben gekommen, um den Traditionsklub vor dem Abstieg zu retten. Sein erstes Spiel in der Mercedes-Benz-Arena begann düster: Donyell Malen und Sébastien Haller brachten den VfB früh mit 0:2 in Rückstand. Konstantinos Mavropanos sah noch vor der Halbzeitpause die Gelb-Rote Karte. Der BVB hatte das Spiel also fest im Griff. Nur die Höhe des Sieges stand in den Sternen.
Aber der VfB Stuttgart spielte nach der Pause wie ausgewechselt. Tanguy Coulibaly (78. Minute) und Josha Vagnoman (84.) glichen aus und brachten den abstiegsbedrohten Klub zurück ins Spiel. Doch der Jubel verstummte schnell: Giovanni Reyna brachte Borussia Dortmund in der Nachspielzeit wieder in Führung. Dem VfB blieb nur noch ein Angriff, um aus dem Duell gegen die ‚Schwarzgelben‘ einen Punkt mitzunehmen. Nach einem von Josha Vagnoman eingeleiteten Konter erzielte Silas in Minute 90 + 7 den 3:3-Ausgleich.
Ein besonderer Tag für Sebastian Hoeneß, der sich „sehr gerne“ an sein fulminantes Debüt vor der Cannstatter Kurve erinnert. Für beide Mannschaften war es in der Saison ein entscheidender Wendepunkt. Der VfB hielt in der Relegation gegen den Hamburger SV überzeugend die Klasse. Zudem verspielte Borussia Dortmund am letzten Spieltag eine sicher geglaubte Meisterschaft.
Zum Abschluss weniger ein sportliches, als vielmehr ein visuelles Highlight. Am 6. April dieses Jahres feierten BVB-Fans mit einer krassen 360-Grad-Choreo den 50. Geburtstags des Westfalenstadions – heute offiziell Signal Iduna Park. Auf den Tribünen prangten die Schriftzüge ‚Westfalen‘ und ‚Stadion‘. Auf der großen Südtribüne bildeten goldene Fahnen eine imposante „50“. Davor waren die besten Momente aus 50 Jahren im Westfalenstadion zu sehen.
Für einige Fußballfans war es die beste Choreografie der Bundesliga-Geschichte. Sportlich lief es für den BVB nicht ganz so erfolgreich: In Sondertrikots, die später für den guten Zweck versteigert wurden, verlor Borussia Dortmund nach einem Tor von Serhou Guirassy mit 0:1. Auch heute wird der damalige Stuttgarter in der Startelf stehen – allerdings für Borussen.
Maslo war wie ein Feldherr und schon damals nicht mehr zeitgemäß.
— Eintracht Braunschweigs Rekordspieler Bernd ,,Baccardi" Buchheister über Trainer Uli Maslo, mit dem der deutsche Meister von 1967 im Jahr 1993 in die Oberliga Nord stürzte.