Nicht nur der Stolperstart ins neue Jahr beschäftigt den FC Bayern intensiv. Es herrscht wieder einmal reichlich Unruhe beim Herbstmeister.
Hasan Salihamidzic hatte gar keine Lust, seinen mächtigen Ärger auf "Mode-König" Serge Gnabry zu verbergen. "Das ist amateurhaft, das ist genau das, was nicht Bayern München ist, irgendwo rumzuturnen, wenn man einen freien Tag hat. Ein freier Tag ist dazu da, sich auszuruhen, um beim nächsten Spiel Gas geben zu können", schimpfte der Münchner Sportvorstand nach dem mageren 1:1 (0:1) gegen den 1. FC Köln mit finsterer Miene.
Als gäbe es nach dem Stolperstart nicht schon früh im Jahr genug Probleme beim Herbstmeister, hatte Gnabry mit seinem Kurztrip am trainingsfreien Sonntag auf die Pariser Fashion Week für reichlich Wirbel gesorgt. Salihamidzic kündigte umgehend für Mittwoch ein Gespräch und Konsequenzen für den 27-Jährigen an: "Darüber werden wir reden."
Bereits am Montag hatte Trainer Julian Nagelsmann sein Missfallen geäußert und Leistung gefordert. Im Spiel gegen Köln stand Gnabry in der Startelf, präsentierte sich aber völlig indisponiert und wurde zur Pause ausgewechselt. "Es war kein Fashion-Week-Thema", behauptete Nagelsmann: "Wir haben Kingsley Coman auf der Bank. Ich hatte den Eindruck, dass er frischen Wind reinbringen konnte."
Wie auch immer. Nach gerade einmal zwei Spielen herrscht beim "FC Hollywood" wieder mal reichlich Unruhe - und das nicht nur wegen Gnabry. Da ist vor dem Spitzenspiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Eintracht Frankfurt der Fehlstart ins Jahr mit zwei mageren Remis.
Zudem wirken der plötzliche Rauswurf von Torwarttrainer Toni Tapalovic und generell das Reizthema Manuel Neuer nach. Dessen schwere Verletzung und die Suche nach einem Vertreter hatten schon die Winterpause überlagert. Laut Sport Bild wird intern sogar über einen Lohnverzicht des 36-Jährigen diskutiert. Vorstandschef Oliver Kahn hielt sich dahingehend aber bedeckt: "Solche Themen besprechen wir immer mit dem Spieler selbst."
Nagelsmann wirkte nach dem enttäuschenden Köln-Spiel ob der vielen Diskussionen genervt, auch wenn er "die Dinge nicht zu hoch" hängen wollte. "Bei Bayern München ist immer Unruhe, wenn du nicht gewinnst. Natürlich gab es ein paar Themen, aber wir haben das intern angesprochen", sagte er bei Sky. Und überhaupt wären ihm "die Dinge außen rum zu viel Alibi".
Fakt ist, dass der FC Bayern drei Wochen vor dem Champions-League-Kracher gegen Paris St. Germain den hohen Ansprüchen hinterherhinkt. Auch wenn Stars und Verantwortliche gerne Gegenteiliges behaupten: Beim Rekordmeister scheint das WM-Debakel noch nachzuwirken. Gerade die zahlreichen deutschen Nationalspieler kämpfen sichtlich mit Problemen.
Der Frust ist entsprechend groß. Ersatzkapitän Joshua Kimmich, der die Bayern mit einem Kunstschuss kurz vor Schluss nach der frühen Kölner Führung durch Ellyes Skhiri (4.) gerade noch vor einer Pleite bewahrt hatte, bemängelte fehlende Gier.
Auch Salihamidzic kritisierte die Einstellung und forderte deshalb eine umgehende Reaktion. Es sei "höchste Zeit, dass wir umschalten und begreifen, dass es jetzt um die Meisterschaft geht". Auf die Nachfrage, ob das nicht jeder begriffen habe, antwortete der Sportvorstand: "Ja, das Gefühl habe ich."
SID tn th rd
Dienstag, 24.01.2023
Der Rasen hatte schon beim Aufwärmen leicht geschmatzt und man konnte riechen, dass es hart umkämpft wird.
— Thomas Müller, FC Bayern, vor einem schmucklosen 1:0 bei Hertha BSC über die Platzverhältnisse im Berliner Olympiastadion.