Unbeirrt von Bayerns-Torparty: Leverkusen wird nicht nervös

von Marcel Breuer | dpa10:50 Uhr | 11.03.2024
Leverkusens Torwart Lukas Hradecky bedankt sich nach dem Spiel bei den Fans.
Foto: Tom Weller/dpa

Sie werden einfach nicht nervös. Selten sind die Kampfansagen und Stör-Manöver aus München so ins Leere gelaufen wie aktuell bei Bayer Leverkusen.

«Ich glaube, die Hälfte weiß nicht mal, wie das Ergebnis von Bayern gegen Mainz war», sagte Kapitän Lukas Hradecky gar auf die Frage, ob sein Team sich vom 8:1 des FC Bayern am Tag zuvor nicht habe verunsichern lassen. Und Sportchef Simon Rolfes antwortete nach dem 2:0 gegen den VfL Wolfsburg auf die Frage, ob ihn die markigen Worte aus München sowie das Interesse an Bayer-Trainer Xabi Alonso störten, nur mit einem breiten Lächeln. Und einem klaren: «Nein!»

Dass dies alles nicht nur Worte sind, zeigt sich auch auf dem Feld. Zwar verbreiteten die Leverkusener in den letzten Spielen längst nicht den Glanz und die Offensiv-Wucht vorheriger Monate. Doch von einer Niederlage waren sie in der Liga ebenfalls weit entfernt. Vor allem beeindruckt, wie souverän und gelassen die Werkself gegen die immer massiveren Abwehr-Bollwerke der Gegner agiert. 

Kein Blick nach München

«Teilweise wie im Handball» sei es in der rund einstündigen Überzahl am Sonntag gewesen, sagte Rolfes. Doch blieb sein Team unbeirrt und gestattete dem Gegner keinerlei Chancen. So bleibt es neun Spiele vor dem Saisonende bei zehn Punkten Vorsprung auf die Bayern. Die Höhe eines Sieges sei letztlich egal, ließ Mittelfeld-Lenker Granit Xhaka durchblicken. Gerade wegen der langen Überzahl hätten sich «die Fans sicher mehr Tore gewünscht. Aber wenn du 6:0 oder 7:0 gewinnst, sind das auch nur drei Punkte.» Und ein 8:1 eben auch.

Wahrscheinlich hat Hradecky nur geflunkert, die Kunde vom Münchner Tor-Festival muss in der Mannschaft angekommen sein. Aber sie hinterließ offenbar keine Wirkung. «Das ist einfach die positive Einstellung, die bei uns herrscht», sagte der Kapitän und Torhüter: «Alle leisten hervorragende Arbeit, gehen dann nach Hause und genießen das Leben.» 

Auch Xhaka versicherte, man schaue überhaupt nicht nach München. «Das interessiert mich einfach nicht», sagte der Schweizer. Das habe «aber nichts mit Arroganz zu tun», versicherte er. Selbstvertrauen habe sein Team nach nun 36 Pflichtspielen ohne Niederlage natürlich, «wenn jemand nach dieser Saison kein Selbstvertrauen hat, ist er im falschen Sport.» Aber die Konzentration auf die eigenen Stärken sei erst das Geheimnis des Erfolgs. «Wir stehen verdient da, wo wir stehen, weil wir bis heute nur auf uns geschaut haben», sagte Xhaka: «Und so lange wir weiter einfach unseren Job machen, interessieren uns die anderen Ergebnisse nicht.» Klar sei: «Je weniger Spiele es werden, umso besser ist es für uns.» 

Alonso: «Wir wissen, was wir tun müssen»

Trainer Alonso antwortete auf die Frage, ab wann er anfangen wolle über eine mögliche Meisterschaft zu sprechen: «April.» Der Spanier, mit Liverpool, Real Madrid und den Bayern einst nationaler Meister, lebt die pure Gelassenheit vor. So auch am Sonntag. «Wir haben nicht spektakulär gespielt, sind nicht zu viel Risiko gegangen», sagte er: «Wir wollten mit Geduld spielen. Das zweite fiel nicht früh, aber es fiel.» In der 86. Minute geschah es, und den Treffer von Florian Wirtz per Direktabnahme nach Traumpass von Exequiel Palacios bezeichnete sogar der frühere Welt- und Europameister Alonso als «einfach Wahnsinn». 

In Richtung München sendete Alonso, selbst Bayerns Objekt der Begierde für die Nachfolge des scheidenden Thomas Tuchel, eine klare Botschaft: «Wir wissen, was wir tun müssen. Wir haben eine klare Idee und einen klaren Plan.» Er selbst habe das 8:1 gegen Mainz «natürlich gesehen». Doch es machte nichts mit ihm. Bayern Nationalspieler Leon Goretzka hatte nach dem Kantersieg gesagt: «Sollte Leverkusen doch noch ein bisschen Angst vorm Gewinnen bekommen, ist es unsere Aufgabe, da zu sein.»

Alonso kennt die Spielchen aus München und er macht aus Bayer aktuell die besseren Bayern. Die unbeirrt weiter ihren Weg gehen. Und so zog Hradecky letztlich das entscheidende Fazit: «Und wieder ist es ein Wochenende weniger.»

(dpa)





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