Taktik-Zoff bei Dortmund - Befreiungsschlag für Leipzig

von Marcel Breuer | dpa11:17 Uhr | 07.11.2021
Leipzigs Spieler feiern den Sieg über den BVB. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Foto: Jan Woitas

Nach dem empfindlichen Rückschlag bei der Bayern-Jagd zettelte Borussia Dortmunds Kapitän Marco Reus im ersten Frust gleich mal einen Taktik-Zoff mit Trainer Marco Rose an.

«Die erste Halbzeit konnte man komplett vergessen», sagte der Torschütze bei Sky nach dem verdienten 1:2 bei RB Leipzig und ätzte gegen das von seinem Coach ausprobierte System mit Fünferkette: «Damit kommen wir gar nicht klar, das muss man ganz klar sagen.» Erst nach der Umstellung auf die gewohnte Viererreihe in der Abwehr wurde es besser. «Das liegt uns deutlich besser, weil wir da viel aktiver sind», sagte Reus.

«Keine Frage des Systems»

Am Ende des unbefriedigenden Arbeitstages lag der BVB als Zweiter der Fußball-Bundesliga bereits vier Punkte hinter dem Rekordmeister aus München. Und die offenbar von Herzen kommende Kritik von Reus verdeutlichte, dass in Dortmund unter dem neuen Trainer längst nicht alles rosig ist. Der Kritisierte selbst konterte eher schmallippig: «Es ist keine Frage des Systems. Wir haben auch mit Dreierkette schon Punkte geholt. Die Diskussion erübrigt sich.»

Warum der BVB in seiner Heimatstadt Leipzig eine unterirdische erste Halbzeit bot und erst nach der Umstellung im Spiel war, konnte allerdings auch Rose nicht wasserdicht erklären. Auf der anderen Seite feierte Leipzig durch die Tore des alles überragenden Christopher Nkunku und von Yussuf Poulsen endlich einen Sieg gegen einen großen Gegner - und nahm Trainer Jesse Marsch aus der Schusslinie. «Das war ein Befreiungsschlag. Wir haben uns endlich für die harte Arbeit belohnt», sagte Emil Forsberg.

Tabellarisch war es in erster Linie für die Bayern ein erfolgreiches Wochenende. Dortmund ist erst einmal auf Armlänge zurück, Leipzig mit zehn Punkten Rückstand (noch) keine Gefahr. Zumindest hat es der BVB bei noch zwei ausstehenden Spielen gegen München selbst in der Hand. Zudem freut man sich sehr auf die nun anstehende Länderspielpause, was weniger mit den zwei Niederlagen binnen vier Tagen (1:3 gegen Ajax in der Champions League) zu tun hat.

Hoffen auf Rückkehrer vor Bayern-Spiel

«Wir stecken in einer Phase, wo uns ein paar Dinge fehlen und nicht leicht von der Hand gehen», sagte Rose. Vor dem ersten Duell mit den Bayern Anfang Dezember hat der 45-Jährige noch drei Spiele Experimentierzeit, um die der Mannschaft genehme Abwehrformation zu finden. Die vielen Verletzten - in Leipzig fehlten unter anderem Erling Haaland, Raphael Guerreiro, Emre Can, Giovanni Reyna und Mahmoud Dahoud - wollte Rose nicht als Argument anführen. «Das spielt keine Rolle bei mir, denn sonst kann ich mir jede Woche etwas anderes suchen», sagte der gebürtige Leipziger. Allerdings hoffte er, dass «der eine oder andere nun zurückkommt».

Dass es defensiv hakt, lässt sich nicht von der Hand weisen. Mit 17 Gegentoren hat Dortmund so viele wie kein anderes Spitzenteam bisher kassiert, was nicht nur an den aktuell drei fehlenden Linksverteidigern liegen dürfte. Rose betonte zwar, dass man sich defensiv stabilisiert habe. Es ist jedoch fraglich, ob die von ihm angeführten Zu-Null-Spiele gegen Zweitligist Ingolstadt und Köln tatsächlich dem Maßstab des BVB genügen.

Bestes Beispiel für das wilde Defensivverhalten war das zweite Leipziger Tor, was Reus zurecht als «saudumm» bezeichnete. Nur vier Leipziger führten acht staunende Dortmunder Zuschauer derartig vor, dass Poulsen völlig ungehindert am langen Pfosten einschieben konnte. Immerhin ist Leipzig nun dran an den Champions-League-Plätzen und der in der Kritik stehende Coach Marsch kann sich eine ruhige Länderspielpause gönnen. Das hätte er vor den Spielen gegen Paris (2:2) und Dortmund trotz daueroptimistischer Grundeinstellung wohl selbst nicht geglaubt.

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(dpa)



Der schlägt mit links die Flanken wie der Beckham. Nur mit seiner Igel-Frisur ist er eher der Beckham für Arme.

— Hans Krankl über Matthias Dollinger, der 2002 für Österreich debütierte.