SpVgg Greuther Fürth gegen FC Bayern – Duell zweier Fußball-Welten

von Carsten Germann16:03 Uhr | 23.09.2021
Foto: Imago

Tabellenführer FC Bayern München reist am Freitag zum Bundesliga-Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth. Geographisch liegen nur 166 Kilometer zwischen der Münchner Allianz Arena und dem Sportpark Ronhof | Thomas Sommer. Ansonsten sind es Welten, die beide Mannschaften trennen. Der Fussballdaten-Teamvergleich

„Gegen alle Grenzen“, „Maxi-Erfolg mit Mini-Etat“, das nächste Wunder“, so kündigte das Kicker-Sonderheft Bundesliga im Sommer die SpVgg Greuther Fürth nach ihrem zweiten Bundesliga-Aufstieg an.

Viel geändert hat sich an der Ausgangsposition der Fürther seitdem allerdings nicht. Das „Kleeblatt“ wartet als einziger aller 56, jemals in der Fußball-Bundesliga vertretenen Klubs auf einen Heimsieg. Selbst das in der „ewigen Tabelle“ auf den drei letzten Plätzen rangierende Trio Blau-Weiß 90 Berlin (1986/87), VfB Leipzig (1993/94) und Tasmania 1900 Berlin (1965/66) durfte zwei Mal im heimischen Stadion einen Sieg feiern.

Fürth ist das historisch einzige Bundesliga-Team ohne Heimsieg

Dass der Premieren-Heimsieg der Fürther ausgerechnet gegen den Branchen-Primus FC Bayern München gelingt, ist unwahrscheinlich. Aber: Was ist im Fußball schon wahrscheinlich?

Die Fakten. Bayern München absolvierte seit dem Aufstieg von 1965, als sich die Wege beider Klubs für lange Zeit trennen sollten, 1.813 Spiele in der Bundesliga. 713 Heimspiele gewann der FCB seitdem. Mehr als jeder andere Klub. Insgesamt holten die Münchner 3.860 Punkte. Greuther Fürth absolviert am Freitag sein 40. Spiel in der Fußball-Bundesliga. Aus bislang 39 Partien holten die Franken nur 22 Zähler – der 2:0-Auswärtssieg beim VfB Stuttgart vom 4. Mai 2013 ziert die Liste der höchsten Siege weiter einsam.

Edel-Fan Henry Kissinger grüßte gegen die Bayern

In der ersten Bundesliga-Spielzeit der Fürther durfte man gleich am ersten Spieltag den FC Bayern München begrüßen. Die rührende Video-Botschaft des in Fürth geborenen Ex-US-Außenministers Henry Kissinger (98) („Ich wünsche der Mannschaft, dass sie in der Bundesliga alle bayerischen Gegner besiegt“) erfüllte sich nicht. Fürth verlor mit 0:3 gegen den FC Bayern, der mit dieser Saison seine bis heute andauernde Meister-Serie von neun Titeln in Folge startete. Das Rückspiel in der Allianz Arena ging mit 2:0 an die Münchner. Wesentlich mehr prägte sich das 1:6 gegen Borussia Dortmund am 13. April 2013 mit Star-Trainer José Mourinho von Real Madrid als Tribünengast im kollektiven Gedächtnis der Fans ein.

Bundesliga-Erfahrung: Neuer fast so oft im Einsatz wie Fürths gesamtes Team!

Wettbewerb übergreifend gab sich der FC Bayern München selten eine Blöße gegen den dreimaligen deutschen Fußballmeister aus Fürth, dessen Spieler – wie SPORT BILD am Mittwoch präsentierte – insgesamt nur 42 Spiele mehr in der Bundesliga absolvierten als Manuel Neuer (443 Spiele). Drei Mal durfte die Grün-Weißen in ihrer Vereinsgeschichte, die durch die Fusion mit dem fränkischen Klub TSV Vestenbergsgreuth im Oktober 1995 nachhaltig verändert wurde, gegen die Bayern jubeln. Bei 22 Spielen! Zwei der drei Fürther Erfolge datieren aus der Oberliga Süd, die bis zur Einführung der Bundesliga (1963) die höchste deutsche Spielklasse war.

Letzter Fürther Heimsieg gegen Bayern liegt 57 Jahre zurück

Am 29. Januar 1950 dürfte in Fürth Feiertag gewesen sein: 6:1 gegen den FC Bayern München, der in der Nachkriegszeit nicht annähernd die Strahlkraft hatte wie seit dem Beginn der Ära um Beckenbauer und Co. Ende der Sechzigerjahre. In Bayern Münchens letzter Regionalliga-Saison 1964/65 gab es am Ronhof ein 2:1 für das „Kleeblatt“. Vor 12.000 Zuschauern musste ein gewisser Josef Maier im Tor des FC Bayern zwei Mal hinter sich greifen.

Bis zum nächsten Wiedersehen vergingen 33 Jahre. Im DFB-Pokal meisterte Bayern München die Hürde Ronhof erst im Elfmeterschießen – das war am 23. September 1998 in Runde zwei. Deutlicher wurde es im Pokal 2010: Im Viertelfinale ließen die späteren Double-Sieger aus München den Fürthern beim 6:2 keine Chance. 



Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich so etwas Gutes schon mal von meiner eigenen Mannschaft gesehen haben.

— Adi Hütter, Trainer von Borussia Mönchengladbach, nach dem 5:0-Pokalerfolg gegen den FC Bayern München.