Spätberufener Groß: Das Element, das dem BVB fehlte

von Marcel Breuer | dpa13:07 Uhr | 18.08.2024
BVB-Cheftrainer Nuri Sahin und der neue Mittelfeldchef Pascal Groß (l).
Foto: Bernd Thissen/dpa

 Den ersten Pokal bei seinem Herzensverein holte sich Pascal Groß gleich in seinem ersten Pflichtspiel ab. Der neue Mittelfeld-Organisator von Borussia Dortmund wurde in Hamburg nach dem 4:1 gegen den Regionalligisten 1. FC Phönix Lübeck in der ersten Runde des DFB-Pokals zum «Man of the Match» gekürt. «Ich probiere, Sachen nicht zu hoch zu hängen», sagte er zu der Auszeichnung. «Wenn sie glauben, dass ich gut Fußball spiele, und der Trainer das auch so sieht, ist es perfekt.» Mit zwei Torvorlagen zum 1:0 durch Waldemar Anton (3.) nach einer Ecke und zum 3:0 durch Julian Brandt (45.+1) mit einem langen Pass aus der eigenen Hälfte hatte der neue Taktgeber in Dortmund maßgeblich zu einer gelungenen Pflichtspiel-Premiere von Nuri Sahin als neuer BVB-Cheftrainer beigetragen - und seine eigene Wichtigkeit unter Beweis gestellt. 

«Es freut mich natürlich, dass ich da helfen kann. Ansonsten, glaube ich, ist noch Luft nach oben», sagte er im Hamburger Volksparkstadion, wohin das Spiel wegen einer fehlenden passenden Möglichkeit in Lübeck verlegt worden war. «Das war das erste Pflichtspiel, das mussten wir gewinnen. Jetzt in der Bundesliga warten ganz andere Kaliber auf uns», meinte Groß mit Blick auf den Erstliga-Auftakt am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Eintracht Frankfurt.

Lange unter dem Radar

Etwa 14 Jahre im Profi-Fußball brauchte Groß, um mit nun 33 Jahren bei dem Verein anzukommen, für den er schon als Kind schwärmte. Sieben Jahre spielte er zuletzt für Brighton & Hove Albion in der englischen Premier League und blieb in Deutschland lange unter der Aufmerksamkeitsschwelle.

Erst mit 32 Jahren gab er sein Debüt in der Nationalmannschaft und zählte gleich zum Kader bei der EM in diesem Sommer. Nun hat auch der BVB den Spätberufenen entdeckt. Als die Borussia anrief, fiel ihm die Entscheidung für eine Rückkehr in die Bundesliga leicht.

Nach seinem verspäteten Trainingseinstieg wegen des EM-Einsatzes hatte Groß nur wenige Einheiten. Diese kurze Zeit reichte aber, um zu zeigen, dass er das entscheidende Teil sein könnte, was in der vergangenen Saison fehlte: ein Impulsgeber im Mittelfeld und Organisator vor der Abwehr - kurzum: ein Chef. 

Sahin: «Hat uns in unserem Spiel gefehlt»

In so kurzer Zeit schaffe das ein Spieler, «wenn er intelligent ist, Fußball denkt und weiß, wie der Hase läuft. Und das weiß Pascal. Deshalb haben wir ihn geholt», sagte Sahin. «Er ist sehr, sehr wichtig für unser Spiel. Er macht das sehr dominant. Er kann den Rhythmus bestimmen. Das hat uns im letzten Jahr in unserem Spiel ein bisschen gefehlt.» 

Was es bedeutet und wie es ist, mit der Dortmunder Zuschauerwucht im eigenen Stadion zu spielen, weiß Trainer Sahin schon aus seiner eigenen Zeit als BVB-Spieler. Groß bekam diese Wucht nun auch in der Fremde in Hamburg zu spüren. Die Heimat des Zweitligisten HSV war in erster Linie in Schwarz und Gelb getaucht, die Unterstützung lautstark 

«Es war unglaublich. Vom Warmmachen an war das für mich etwas ganz Besonderes. Das erste Mal im Pflichtspiel», sagte er. Schon der Test in der vergangenen Woche gegen Aston Villa in Dortmund vor mehr als 80.000 Zuschauern sei Wahnsinn gewesen. «Am nächsten Samstag das erste Mal in der Bundesliga zu Hause. Das geht Schlag auf Schlag und ist für mich etwas Besonderes», sagte Groß. «Ich versuche, gut Fußball zu spielen. Dann kann ich das Drumherum auch noch mehr genießen.»

(dpa)





Unser größter Gegner sitzt in der eigenen Kabine.

— Dr. Gerd Niebaum, Präsident von Borussia Dortmund, in der Krisen-Saison 1999/2000.