Prognosen-Check: Kein Experte nannte den Torschützenkönig

von Carsten Germann13:00 Uhr | 27.05.2023
Foto: Imago

Saisonfinale der Bundesliga – und Fussballdaten.de blickt auf die Prognosen, die vor der Spielzeit gegeben wurden. Beim Torschützenkönig war mit dem Wechsel von Robert Lewandowski (34) vom FC Bayern München zum FC Barcelona klar: Nach 5 Jahren würde die Liga einen neuen Top-Torjäger bekommen. Doch kein Experte tippte wirklich auf einen der mutmaßlichen Lewandowski-Nachfolger Niclas Füllkrug (30)von Werder Bremen, Randal Kolo Muani (Frankfurt), Serge Gnabry (FC Bayern), Vincenzo Grifo („De Winsche“ / SC Freiburg) und Christopher Nkunku (RB Leipzig). Alle Fünf hatten vor dem letzten Spieltag noch Chancen auf den Torjäger-Titel.

Vincenzo Grifo
FreiburgAngriffDeutschland
Zum Profil

Person
Alter
31
Größe
1,80
Gewicht
72
Fuß
R
Marktwert
17,6 Mio. €
Saison 2024/2025

Bundesliga

Spiele
2
Tore
-
Vorlagen
2
Karten
---

Mut zur Lücke bzw. in diesem speziellen Fall Mut zu Lücke – nur ein ehemaliger Torschützenkönig rechnete mit Niclas Füllkrug, genannt „Lücke“.  

Es war der Mann, der selbst im Jahr 2004 Fans und Fachwelt überrascht hatte: Ailton. „Der Kugelblitz“ schoss Werder Bremen 2003/2004 mit 28 Treffern zur bislang letzten Deutschen Meisterschaft, wurde Torschützenkönig und „Fußballer des Jahres“ 2004 in Deutschland. Der Brasilianer lag mit seiner Prognose, die er in SPORT BILD (Ausgabe 31 / 2022) abgab, zwar nicht ganz richtig, nannte aber Spieler, die bis zum letzten Spieltag noch die Torjägerkrone holen konnte. „In dieser Saison ist die Konkurrenz nach dem Lewandowski-Abgang nicht so stark wie in den Vorjahren (…) Ich glaube, dass sich Sadio Mané die Torjägerkanone schnappen wird, ein bärenstarker Stürmer. Dahinter sehe ich Schick, Nkunku, Modeste und Füllkrug.“

16 Tore

Der Geheimtipp aus Bremen kommt ein Spieltag vor dem Saisonende auf die Minimal-Ausbeute von 16 Buden. Gnabry, Grifo, Nkunku und Kolo Muani lagen vor dem Saisonfinale 2 Tore hinter dem deutschen Nationalstürmer.

Alle anderen befragten Ex-Torschützenkönige lagen in ihrer Einschätzung daneben, wobei ein solcher Tipp auch sehr schwer zu tätigen ist. Der genannte Torjäger-Favorit muss verletzungsfrei bleiben, einen „Lauf“ und Spielglück haben.

Das hatte der von den Torschützenkönigen Michael Preetz, Stefan Kuntz, Ulf Kirsten und Rudi Völler favorisierte Patrik Schick nicht. Der Tscheche, ein Star bei der EURO 2021, lief verletzungsbedingt in nur 14 Bundesliga-Spielen auf, in denen er 3-mal traf. Adduktoren-Beschwerden setzten ihn fast die ganze Saison außer Gefecht. Das letzte Schick-Tor gab es beim 2:3 gegen Mainz 05 am 21. Spieltag (19. Februar 2023).

Als Erster über 100 Tore

„Ich setze auf Sadio Mané, er hat in der Premier League bewiesen, wie torgefährlich er ist“, so die Ansage von Luca Toni, dem Münchner Torschützenkönig von 2008, in SPORT BILD. Nach starkem Start mit 3 Toren aus den ersten 3 Liga-Spielen mit den Bayern verletzte sich Mané, der Premier-League-Torschützenkönig von 2019 Anfang November 2022 und konnte sich im Kalenderjahr 2023 nur noch in einem Spiel (beim 1:3 in Mainz) in die Torschützenliste eintragen. Das war – gemessen an der Ablöse von 32 Millionen Euro – zu wenig. Nach einer Rangelei mit Leroy Sané in der Kabine nach dem Champions-League-Viertelfinale bei Manchester City (0:3) wurde er sogar für ein Spiel suspendiert.

Europameister Horst Hrubesch nannte als einziger früherer Top-Torschütze Andrej Kramaric von 1899 Hoffenheim als Lewandowski-Nachfolger. Das schaffte der Vize-Weltmeister von 2018 nicht, doch der Kroate wurde mit 12 Toren aus 31 Einsätzen zum ersten Spieler in der Liga-Zugehörigkeit der Kraichgauer, dem 100 Bundesliga-Treffer gelangen. 



Spieler sind wie kleine Kinder. Wenn ich meiner Tochter fünfmal etwas sage und sie macht es nicht, kann ich sie auch nicht ins Heim stecken.

— Klaus Augenthaler