Neue RB-Philosophie: Offene Fehleranalyse statt lauter Jubel

von Marcel Breuer | dpa12:14 Uhr | 12.02.2022
Leipzigs Christopher Nkunku traf per Freistoß zum 1:0 gegen den 1. FC Köln.
Foto: Jan Woitas/dpa

Gegner beherrscht, Spiel gewonnen, in der Tabelle vorgerückt - und doch nicht zufrieden? Bei RB Leipzig sorgt Domenico Tedesco auch bei der öffentlichen Spielanalyse für neuen Wind.

Nach dem 3:1 (1:0) gegen den 1. FC Köln, verbunden mit dem vorübergehenden Sprung auf Rang vier, grantelte der Coach mehr, als er lobte. Anders als sein Vorgänger Jesse Marsch, der sich auch nach schwächeren Spielen schwer damit getan hatte, seine Mannschaft zu kritisieren.

Tedesco hat das Ziel der Club-Führung verinnerlicht. Und das heißt nach wie vor Champions-League-Teilnahme in der nächsten Saison. Und deshalb sind die Erfolge - es war der fünfte Pflichtspielsieg im sechsten Spiel 2022 - nur Schritte dahin. «Um das ganze Spiel zusammenzufassen, braucht es paar Sätze mehr», sagte Tedesco am DAZN-Mikrofon. Die erste Hälfte sei in etwa so gewesen, wie er sich das vorstellte, zumindest spielerisch. Da habe es aber zu wenig Tore gegeben. Bis auf Christopher Nkunkus traumhaften Freistoß zum 1:0 gab es keine Torchance. «Es ist ärgerlich, wenn du fünf, sechs richtig gute Aktionen hast und die dann nicht sauber zu Ende spielst», kommentierte Tedesco.

Seine Spielidee von viel Ballbesitz auf dem ganzen Feld, auch und gerade aber im letzten Drittel, haben die RB-Kicker noch nicht verinnerlicht. Statt den freien Mann zu suchen, auch mal hintenrum zu spielen, um mehr Leute in und an den Strafraum zu bekommen, wurde zu oft der unpräzise Risikopass durch die Mitte gesucht. Und den verteidigten die Kölner zumeist gut.

«Wir hatten ein paar Ballverluste, die unnötig waren, das kann und müssen wir noch korrigieren. Es kommen jetzt auch keine schlechten Gegner», sagte Kapitän Peter Gulacsi, befand aber auch: «Wir waren klar im Ballbesitz, hatten eine gute Positionierung und waren effizient. Man sieht, dass wir ein paar Entwicklungsschritte gemacht haben.»

Das sehen auch seine Mitspieler so. «Langsam sind wir wieder ungefähr da, wo wir uns sehen und wo wir alle hinwollen», sagte Abwehrchef Willi Orban und trat erstmals in dieser Form gegen Marsch und dessen Spielidee nach. «Das erste Halbjahr haben wir gefühlt jeden Ball nur longline nach vorn gewichst und dadurch gerade im Spielaufbau viele Automatismen verloren. Die müssen wir uns wieder antrainieren», sagte der Ungar.

Mit viel Training wird es aber in nächster Zeit nichts werden, denn angesichts der Europa-League-Partien gegen Real Sociedad San Sebastian am 17. und 24. Februar sowie des DFB-Pokal-Viertelfinals gegen Hannover 96 am 2. März stehen für die Sachsen drei Englische Wochen auf dem Programm. Und da kommt es eher auf Regeneration als auf Weiterentwicklung an. Denn RB hat auch noch einen Pokalgewinn auf dem Plan.

(dpa)



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