Lewandowski ruft Bayern-Wochen der Arbeit aus

von Marcel Breuer | dpa12:34 Uhr | 21.02.2022
Traf auch gegen Greuther Fürth: Bayern-Stürmer Robert Lewandowski.
Foto: Tobias Hase/dpa

Robert Lewandowski mochte als wieder mal umjubelter Matchwinner, aber noch mehr als extrem ehrgeiziger Führungsspieler nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.

Der Weltfußballer schien am Ende einer beschwerlichen Münchner Fußballwoche vielmehr heilfroh, dass der FC Bayern in seiner aktuellen Verfassung nicht gegen Europas Schwergewichte wie Manchester City, FC Liverpool oder auch Paris Saint-Germain in K.o.-Spielen der Champions League antreten muss.

Und darum rief der unersättliche Rekord- und Trophäenjäger nach dem nur im Endergebnis souverän klingenden 4:1 gegen den Tabellenletzten SpVgg Greuther Fürth beim Rekordmeister intensive Wochen der Arbeit aus. «Jetzt haben wir zwei normale Wochen, in denen wir wirklich gut arbeiten können an allen Sachen und unsere Form aufbauen können», sagte Lewandowski. Verbesserungspotenziel sieht er praktisch überall. «Aufbau, Ballbesitz, Offensive, Defensive», sprach er an, einfach alle Dinge, «die nicht so funktionieren» - momentan.

Lewandowski, der in der Bundesliga nach seinem Doppelpack schon wieder bei 28 Saisontoren steht und die eigene 41-Treffer-Bestmarke aus der vergangenen Spielzeit jagt, setzte gegen Fürth schon am Ende einer «schlechten erste Hälfte» wichtige Zeichen. Nach einem Sprint zurück holte er Fürths Kapitän und Torschütze Branimir Hrgota rüde von den Beinen. Er sah Gelb und stauchte im Anschluss lautstark die Kollegen inklusive einer Führungskraft wie Joshua Kimmich zusammen.

«Wir haben zu viel Zeit gebraucht, um ins Spiel reinzukommen. Ich wollte mit ein bisschen Energie und auch lauteren Worten Infos an die Mannschaft geben, um sie wachzumachen», begründete Lewandowski seine ungewöhnliche Aktion kurz vor dem Pausenpfiff. Hinterher war er mit sich und der Mannschaft zufrieden. «In der zweiten Halbzeit, das war unser Fußball. In diese Richtung sollten wir gehen», empfahl der 33 Jahre alte Pole, der sich stets am Leistungsoptimum orientiert.

Es gibt also einiges zu tun in München bis zum Rückkampf ums Champions-League-Viertelfinale gegen RB Salzburg am 8. März - auch für den Trainer. Julian Nagelsmann war erstmal froh, dass es gegen mutige Fürther nochmal so eben gutgegangen war. «Es ist ein wichtiger Sieg, tabellarisch, punktemäßig und auch psychologisch», sagte er mit einem bemerkenswerten Zusatz: «Der Sieg ist sehr wichtig, manchmal wichtiger als die Art und Weise.»

Fußball ist eben ein Ergebnissport. «Jetzt haben wir die kleine Delle gestoppt und sind wieder in der Siegspur», resümierte Kapitän Thomas Müller. Die Ergebnisdelle ist behoben. Aber auch die Leistungsdelle?

Es knirscht gerade im Bayern-Getriebe. Nagelsmann wechselt in der wackligen Defensive hin und her zwischen Dreier- und Viererkette. Es fällt auf, dass ohne Schlüsselspieler wie Schienenspieler Alphonso Davies und dem dynamischen Leon Goretzka in der Mittelfeldzentrale die Statik nicht mehr funktioniert. Als Goretzka-Vertreter fällt in den kommenden Wochen nun auch noch wegen eines Muskelfaserrisses der wuchtige Corentin Tolisso aus. Nagelsmann benannte als Optionen für den Posten neben Kimmich den weiterhin im Bayern-Team fremdelnden Ex-Leipziger Marcel Sabitzer, Marc Roca und Jamal Musiala.

Ansonsten beruhigte Nagelsmann vor der entscheidenden Saisonphase. «Wir versuchen immer, unser Optimum herausholen. Bis zum Rückspiel gegen Salzburg werden wir auch wieder noch bessere Leistungen zeigen.» Der Bayern-Coach rückte am Ende einer Woche mit dem deftigen 2:4 in Bochum und dem 1:1 in Salzburg das Ergebnis der «mit viel Power» herbeigeführten Wende gegen Fürth in den Vordergrund. Er wollte sich nicht beschweren: «Never complain über einen Sieg.»

(dpa)



Im Training geht er stundenlang raus, knallt aufs Tor, trifft irgendwo hinten in den Weiher oder schießt Vögel ab. Dass das heute besser geklappt hat, muss am schlechten Rasen gelegen haben, von dem ihm die Kugel glücklich auf den rechten Fuß gesprungen ist.

— Holger Stanislawski über Marcel Rath