Es ist gerade mal rund ein Jahr her, da hätte Alexander Nouri sich kaum vorstellen können, dass es so schnell gehen könnte. Mit 23 Kollegen saß er im Lehrraum der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef, Dozenten redeten über Ernährung im Sport oder Modelle des Ausdauertrainings.
Hannes Wolf
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Der 62. Fußball-Lehrer-Lehrgang des DFB neigte sich dem Ende entgegen und die rund acht Stunden Theorie pro Tag schienen mitunter so dröge, dass Nouri einige seiner Mitstreiter mit einem Scherz wecken musste. Nouri war Spaßvogel und Aktivposten der Gruppe, er konnte kaum ruhig sitzen. Außerhalb des Lehrgangs kannte ihn kaum jemand. Mittlerweile hat er die Schulbank längst verlassen.
Der Trainer von Werder Bremen steht sinnbildlich für einen Paradigmenwechsel im deutschen Trainergeschäft. Als sich Werder im September 2016 von Nouris Vorgänger Viktor Skripnik trennte, war der Club Tabellenletzter, es lief sportlich alles andere als rund, mal wieder. Die Bremer setzten nicht auf einen alten Haudegen wie ihren ehemaligen Erfolgscoach Thomas Schaaf, sondern auf den damals 36 Jahre alten Trainer der zweiten Mannschaft: Nouri.
Auch der Zweitligist Erzgebirge Aue stand auf dem letzten Platz, als er Anfang März keinem erprobten Retter, sondern dem 31 Jahre alten Domenico Tedesco das Vertrauen schenkte. Dank des Aufschwungs unter dem ehemaligen Studenten stehen die vor wenigen Wochen noch abgeschlagenen Sachsen kurz vor dem Klassenverbleib. Das Aushängeschild des Trends zum jungen Trainer ist aber dennoch ein anderes: der 29-jährige Julian Nagelsmann, der mit 1899 Hoffenheim auf dem besten Weg in Richtung Champions League ist. Den Vergleich miteinander mögen Nagelsmann, Nouri und Tedesco aber nicht besonders.
«Julian und ich haben zusammen den Lehrgang gemacht, wir haben zusammen beim gleichen Verein gearbeitet und wir schreiben uns ab und zu Nachrichten. Aber das ist alles», sagte Tedesco über sein Verhältnis zu Nagelsmann. Dabei verbindet Nouri, Nagelsmann und Tedesco mehr als nur die gemeinsame Zeit beim Lehrgang in Hennef: Sie sind jung; sie können einen Gegner bis ins Detail sezieren. Und sie haben alle keine große Karriere als Spieler gehabt. Macht aber auch nichts. Denn: «Es funktioniert ja», sagt DFB-Chefausbilder Frank Wormuth.
Der Erfolg der Jungen machte die Alten fast vergessen. Thomas Schaaf? Lange nichts gehört. Huub Stevens? Die Gesundheit macht nicht mehr mit. Mirko Slomka? Kläglich gescheitert beim Versuch, den Karlsruher SC zu retten. Peter Neururer? Redet nur noch über Fußball. Der älteste Trainer der Bundesliga ist derzeit der 57-jährige Carlo Ancelotti beim FC Bayern. Aber nicht jeder Trainer in dem Alter hat drei Champions-League-Titel in seinem Lebenslauf stehen. Wer über 50 ist, scheint es derzeit schwer zu haben auf dem hart umkämpften deutschen Trainermarkt.
Stattdessen führt der 36-jährige Hannes Wolf den VfB Stuttgart wohl zurück in die Bundesliga. Auch Wolf hatte vorher nur Jugendmannschaften trainiert. Mit Jos Luhukay, 53, hatte es davor beim VfB aber alles andere als funktioniert. Müssen sich die Alten künftig also Sorgen machen? «Es wird sicher schwieriger in einem gewissen Alter», sagt der 63-jährige Christoph Daum. Große Hoffnungen auf ein erneutes Engagement in der Bundesliga mache er sich keine. Aber er ist ja gerade auch Nationaltrainer Rumäniens. Immerhin.
(dpa)
Die Mannschaft hat ihren Libero aufgelöst, jetzt hat sie einen Mann mehr auf dem Platz.
— Gerd Rubenbauer.