"Ich bin kein Zauberer": Leipzig feiert Wunderheiler Rose

von Jean-Pascal Ostermeier | sid10:26 Uhr | 11.09.2022
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RB Leipzig feiert den Befreiungsschlag - und den neuen Trainer Marco Rose. Der warnt nach dem Sieg gegen seinen Ex-Klub Borussia Dortmund vor verfrühter Euphorie. 

Leipzig (SID) Nach 20 Minuten des Wartens erlöste Marco Rose die treuesten Fans von RB Leipzig. Ein lautstarker Block hatte auf den Tribünen bis weit nach Spielschluss die Rückkehr des Trainers auf den Rasen gefordert - bis Rose um 17.40 Uhr endlich nachgab. Unter "Marco Rose"-Sprechchören ließ sich der neue Coach des DFB-Pokalsiegers für den Traumstart in seiner Heimatstadt zögerlich am Spielfeldrand feiern.

Ganz geheuer war ihm der rasche Personenkult nicht. "Es ist schön, aber nicht der Zeitpunkt, sich nach dem ersten Spiel mega feiern zu lassen", sagte Rose nach dem souveränen 3:0 (2:0) gegen seinen Ex-Klub Borussia Dortmund. Ein Heiland, nein, das sei er keinesfalls: "Ich habe keine Hand aufgelegt. Ich bin kein Zauberer."

Etwas Magisches hatte sein Einstand in Leipzig aber dennoch. RB war vier Tage zuvor in der Champions League gegen Schachtar Donezk (1:4) untergegangen - ein Tiefpunkt in der sich verschärfenden sportlichen Krise. Am Mittwoch folgte die Entlassung von Domenico Tedesco, am Donnerstag übernahm Rose. Am Samstag spielte RB Leipzig wie ausgewechselt, oder, man könnte auch meinen, eben wieder wie RB Leipzig.

"Intensität, Mentalität und Energie." So umschrieb Dominik Szoboszlai, Schütze des Traumtores zum zwischenzeitlichen 2:0 (45.), den Auftrag, den Rose seiner Mannschaft mitgegeben hatte. Szoboszlai und der Rest des Teams um die weiteren Torschützen Willi Orban (6.) und Amadou Haidara (84.) hauchten ihm Leben ein. 

Unter Rose kehrte die verloren gegangene RB-DNA ins Spiel zurück. Offensiv und ansehnlich soll es in Leipzig zugehen. "Der Fußball passt sehr gut zur Mannschaft", sagte Mittelfeldspieler Xaver Schlager.

Rose kennt die Philosophie im RB-Kosmos. Vor seiner Zeit beim BVB und Borussia Mönchengladbach war er sechs Jahre in verschiedenen Funktionen bei RB Salzburg tätig. In Gesprächen rief Rose seinen Spielern vor dem Spiel die alten Tugenden ins Gedächtnis. "Die Jungs haben das im Tank. Sie wissen, wie es geht", sagte Rose: "Dementsprechend sind sie aufgetreten. Das sollte uns Lust auf mehr machen."

Mehr erwartet Rose und RB und schon am Mittwoch. Dann steht das Gastspiel bei Real Madrid in der Champions League (21.00 Uhr/DAZN) an. Die Sorge vor einem Debakel beim Titelverteidiger ist nach dem Erfolg gegen den BVB der Vorfreude gewichen. "Wir reisen alle mit einem großen Lächeln hin", sagte Schlager. 

Auch für Rose ist es ein Highlight, nachdem es gegen Dortmund bereits emotional wurde. Bis zum Ende der Vorsaison trainierte er den BVB noch selbst. Es sei ein "spezielles Spiel" gewesen, gestand Rose: "Ich hatte einen guten Draht zu Edin und den Jungs."

Edin Terzic, seinen Nachfolger in Dortmund, und seine Ex-Spieler herzte Rose nach dem Abpfiff. Getröstet musste bei den Schwarz-Gelben aber niemand werden. Dortmund übte Selbstkritik. "Es war keine gute Leistung und eine verdiente Niederlage", sagte Terzic.

SID re fk rd 



Ein dicker Mensch in einem Salzburg-Trikot betritt das Spielfeld.

— ORF-Reporterlegende Edi Finger über August ,,Gustl" Starek, der im Pokal-Halbfinale mit Salzburg den Co-Trainer einwechselte.